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eine Fränzi


Free Account, Stuttgart

Worte

"Doch. Doch, Herr Oberst. So muß das gemeint sein. Verantwortung ist doch nicht nur ein Wort, eine chemische Formel, nach der helles Menschenfleisch in dunkle Erde verwandelt wird. Man kann doch Menschen nicht für ein leeres Wort sterben lassen. Irgendwo müssen wir doch hin mit unserer Verantwortung. Die Toten - antworten nicht. Gott - antwortet nicht. Aber die Lebenden, die fragen. Die fragen jede Nacht, Herr Oberst. Wenn ich dann wach liege, dann kommen sie und fragen. Frauen, Herr Oberst, traurige, trauernde Frauen. Alte Frauen mit grauem Haar und harten rissigen Händen - junge Frauen mit einsamen sehnsüchtigen Augen. Kinder, Herr Oberst, Kinder, viele kleine Kinder. Und die flüstern dann aus der Dunkelheit: Unteroffizier Beckmann, wo ist mein Vater, Unteroffizier Beckmann? Unteroffizier Beckmann, wo ist mein Sohn, wo ist mein Bruder, Unteroffizier Beckmann, wo ist mein Verlobter, Unteroffizier Beckmann? Unteroffizier Beckmann, wo? wo? wo? So flüstern sie, bis es hell wird. Es sind nur elf Frauen, Herr Oberst, bei mir sind es nur elf. Wieviel sind es bei Ihnen, Herr Oberst? Tausend? Zweitausend? Schlafen Sie gut, Herr Oberst? Dann macht es Ihnen wohl nichts aus, wenn ich Ihnen zu den zweitausend noch die Verantwortung für meine elf dazugebe. Können Sie schlafen, Herr Oberst? Mit zweitausend nächtlichen Gespenstern? Können Sie überhaupt leben, Herr Oberst, können Sie eine Minute leben, ohne zu schreien? Herr Oberst, Herr Oberst, schlafen Sie nachts gut? Ja? Dann macht es Ihnen ja nichts aus, dann kann ich wohl nun endlich pennen - wenn Sie so nett sind und sie wieder zurücknehmen, die Verantwortung. Dann kann ich wohl nun endlich in aller Seelenruhe pennen. Seelenruhe, das war es, ja, Seelenruhe, Herr Oberst!
Und dann: schlafen! Mein Gott!"

aus "Draussen vor der Tür - ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will" von Wolfgang Borchert - Gespräch zwischen Beckmann und dem Oberst.

Waldfriedhof, Stuttgart
Nikkor 18-70, f 22.0, 1/2 sec., ISO 200

Herbstfrieden
Herbstfrieden
eine Fränzi
Verantwortung
Verantwortung
eine Fränzi

Comentarios 4

  • Michael Hartmann-1 18/03/2006 19:51

    ja ist klasse
    lg
    michael
  • Winkelsucher 13/11/2005 15:44

    Klasse gemacht, die Teilfärbung. Vor allem die farbigen Blätter... die sind das I-Tüpfelchen!
    LG, @rmin
  • creARTiv 13/11/2005 11:16

    klasse Bildaufteilung und Teilcolorierung



    LG Jörg
  • Alexandra G. 13/11/2005 11:09

    Die Kriegsgräberstätten sind die großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche wird immer mehr zunehmen.

    Albert Schweitzer (1875-1965), elsäss. ev. Theologe, Musiker, Arzt u. Philosoph, 1952 Friedensnobelpr.



    Tja die Menschen wollen im Theater unterhalten ....