Der NiederRainer


Premium (Pro), Kleve

Wrack der Elisabeth

Das alte Schiffswrack im Rhein bei Schenkenschanz ist beim diesjährigen Niedrigwasser wieder aufgetaucht.

Hier der wortwörtliche Originaltext des damaligen Unfallberichtes:

Bürger-Blatt. Emmerich, den 20. März 1895.

1400 Kisten Dynamit in die Luft geflogen!
Ein furchtbares Unglück hat sich 1 Stunde unterhalb unserer Stadt beim "Schürpoll" an jener Rheinseite ereignet. Das Dynamit, welches bekanntlich dort lagert, sollte gestern morgen wieder auf 7 dazu bestimmte Schiffe verladen werden. Die Verladung ging ohne Unfall bis gestern Abend 6 Uhr von statten. 6 Uhr 10 Min. erdröhnte die Erde und ein furchtbarer Knall erschreckte die ganze Gegend stundenweit. Auf dem Schiff "Elisabeth" einem Einmaster, der mehr als zur Hälfte beladen war, kam das Dynamit zur Explosion. Das Schiff lag fest am Ufer und flog in 1000 und abertausend Atome zerschmettert in die Luft, Tod und Verderben bringend für alle darin Beschäftigten und die Umstehenden. In dem explodirten Schiffe waren die Arbeiter mit dem Verstauen der Kisten beschäftigt, von diesen Personen ist niemand mehr am Leben, im Umkreise von 200 Meter liegen ihre Gliedmaßen und Körpertheile - Arme, Finger, Kopfhäute, Beine am Uferrande zerstreut. Die Namen dieser Arbeiter sind Matthias Zündorf, Josef Krantz, Matthias und Hubert Küchenberg und Heinrich Diest, sämmtlich aus Porz bei Köln. Der Bruder des Matthias Zündorf war gerade eben vom Schiffe ans Land gegangen, er sagte dem Schreiber dieses, daß er 4 bis 5 mal auf der Erde umgeschlagen sei und sonst nichts gemerkt habe. Nach seiner Ansicht sind ca. 1400 Kisten im Schiff verstaut gewesen. Besitzer des Schiffes "Elisabeth" war der Schiffer Reimer aus Millingen, er führte dasselbe allein mit seinem Knecht, beide sind verschwunden. Der Schiffer Vermaas, der mit seinem Schiff "De Hoop", welches noch leer war, neben der "Elisabeth" lag, liegt 30 Schritte von der Stelle entfernt, unmittelbar am Uferrande, die Leiche ist entsetzlich zugerichtet und bietet einen schauererregenden Anblick. Frau Vermaas wurde in weitem Bogen vom Schiffe ans Land geschleudert, sie lebt noch und ist in Cleve im Hospital, die Tochter dagegen liegt 100 Schritte von der Explosionsstelle entfernt todt, sie lebte noch 2-3 Minuten nach dem Unfall, gab aber dann den Geist auf. Der Sohn, ein 23jähriger junger Mann liegt als kaum erkennbare Leiche am Ufer, das Schiff selbst gerieth in Brand und ist gesunken. - Schiff Maria Adelia liegt zertrümmert am Ufer. Der Eigenthümer Vermekeren aus Gent ist schwer verwundet nach Cleve gebracht, seine Frau und sein Knecht, ebenfalls aus Gent, sind getödtet und noch nicht aufgefunden. Wunderbar errettet wurde der Schiffer Drevers mit Familie aus Millingen. Derselbe war vorn in seinem Schiff "De Duif" beschäftigt, welches noch nicht geladen hatte, er hat außer einigen Püffen und Stößen, die er durch das Einschlagen des Oberdecks erhielt, keinen Schaden genommen. Die Tochter Helene saß mit ihren Brüdern von 16 und 7 Jahren in der Ruff, sie alle kamen mit dem Schrecken davon, obgleich die ganze Ruff eingedrückt wurde und sie förmlich aus den Trümmern herausgebrochen werden mussten. Der kleine 8jährige Junge lag heute Morgen bleich vor Schrecken in seinem armseligen Bettchen, das rund mit Trümmern umgeben war, er konnte kaum sprechen, der Schrecken hatte den Kleinen gelähmt.

Die so wunderbar Geretteten bekunden, daß sie plötzlich starkes Sausen gehört haben, dem unmittelbar ein gewaltiger Knall folgte. Sie hätten nicht athmen können. Daß das Unglück nicht ein größeres geworden ist, grenzt ans Wunderbare. Die Hälfte des Dynamits liegt noch auf dem Hügel verpackt unter Stroh und Decken. Um diesen Hügel herum in unmittebarster Nähe sind viele Löcher entstanden, durch dahingeschleuderte Dynamitkisten, die daselbst explodirten. Neben diesem Berge von Kisten stand treu auf seinem Posten der Gensdarm Jeziorski aus Calcar. Der Helm wurde ihm vom Kopfe gerissen und weit durch die Luft geschleudert, er selbst wurde zu Boden geworfen, nahm aber sonst keinen Schaden. Der Strommeister Engel ein geborener Emmericher war auch auf der Unglücksstelle, auch er blieb von Verletzungen verschont. Vier Verwundete wurden in das Spital nach Cleve gebracht. Gesammtzahl der Getöteten 13, der Verwundeten 4. Die Gefahr ist mit dieser Explosion selber nicht geschwunden, im Gegentheil, sie ist größer wie bisher. Voll geladen liegen im Wasser das Schiff "Vier Gebroeders" und "Grete" am Ufer. Ersteres Schiff ist gesunken und sitzt auf dem Boden fest. Der heftige Wellenschlag stößt die Kisten gegeneinander und ist die Situation dadurch außerordentlich gefährdet. Das Dynamit stammt aus Opladen. …

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