(11) Die Gemeine oder Europäische GOTTESANBETERIN (Mantis religiosa)
(11) Hier sieht man die bunten Warnmale des Tieres, die man bei dem Gesamteindruck "grün" gar nicht vermutet; das Tier sieht auch aus der Nähe und ruhig sowie getarnt irgendwo sitzend nur einfarbig aus. Insofern ist die Tarnung perfekt. (P.S.: Der körperferne Teil des Fangarmes ist mit einer Doppelreihe Zähnchen ausgestattet, in die offensichtlich die Zahnreihe des vorletzten Gliedes genau hineinpaßt!)
(12) bis (15) Hinterende des Weibchens von oben, "Legeröhre" (?) von oben, Hinterende seitlich und von unten.
(16) bis (18) Kopf von oben, hinten und seitlich. Man sieht die im Dreieck stehenden Stirnaugen (Ocellen).
Auf Bild 16 kaut die Gottesanbeterin auf einem Insektenrest herum, der an Spinnengewebe hing, von dem sie sich durch Putzen befreit hatte.
(19) Abschiedsbild von unserem schönen, seltenen und interessanten Insekt: Nachdem es vom 11. auf den 12.10.2023 außen am Badezimmerfenster - kopfüber sitzend - übernachtet hatte, war es beim nochmaligen Nachsehen am 12.10. nachmittags um 14.45h verschwunden. Die Fensterlaibung hat ihm wohl trotz der Windstille und der Südseite nicht zugesagt - ich hatte gehofft, die Schrecke hätte - dick, wie sie war - ein Eigelege angefertigt! Während der Beobachtungszeit herrschte eine Temperatur von bis zu 20 Grad Celsius, und nachts ging die Temperatur auf ca. 10 Grad zurück; es war winstill.
Ich hatte im Badezimmer, vor dessen Fenster sie saß, extra gestern Waschmaschine und Trockner mit der Wäsche laufen lassen, damit es am Fenster etwas wärmer war. Mit den für das Tier gewohnten Mittelmeer-Temperaturen ist natürlich das Oberpfälzer Klima nicht zu vergleichen ...
Falls eine Eiablage stattfindet, wird es sich dafür sicher ein günstiges Plätzchen suchen.
Denn während der Transportes im Glas hatte die Gottesanbeterin offenbar ein paar (unbefruchtete (?) ) Eier (?) mit kleinen, zipfligen Ausstülpungen an der Wand abgelegt; bin mir allerdings nicht sicher und muß die fraglichen Hinterlassenschaften nochmal in Ruhe nachsehen - sind es Eier gewesen, berichte ich. Kot war es sicher nicht, denn dessen Absetzen konnte ich einmal mit ansehen ...
(20) Tafel 8 aus "Die Geradflügler Mitteleuropas" von Dr. R. Tümpel, Eisenach, 1901. Das Werk über die Orthopteren enthält u.a. 20 wunderschön lithographierte Bildtafeln über Libellen, Eintagsfliegen, Heuschrecken, Grillen und Schaben.
Hier ist unsere Hauptdarstellerin in der Mitte zu sehen. -
Nicht mehr viele Bibliophile gibt es offenbar - das komplette, gut erhaltene und über 120 Jahre alte Buch habe ich dieser Tage für nur 18 Euro (!) in einem Regensburger Antiquariat erstanden. Wenn man bedenkt, daß ein neuer, dicker Roman ohne Abbildungen üblicherweise das Doppelte kostet ...
Hoffen wir jedenfalls, daß die Gottesanbeterin sich hier in der Gegend etablieren kann. Man liest, daß der Neueinwanderer nicht schädlich für die hiesigen Insekten ist.
Obwohl die Region auf den Verbreitungskarten der Mantis von Deutschland das Bundesland Bayern ziemlich genau ausspart - und es so nach einer Kartierungslücke aussieht, bieten die deutlichen Vorkommenshäufungen im Westen (Kaiserstuhl mit Baden-Württemberg und Hessen) und im Osten (Tschechei) zwei große Zentren; weil dazwischen in Bayern keine (bzw. bis 2023 nur bis vier (?) Fundpunkte!) zu sehen sind, muß die Art sich wohl von Westen (Donautal) und von Osten (Elbtal) ausbreiten. Das Klima hier in der Oberpfalz scheint aber wärmeliebenden Arten einigermaßen zuträglich zu sein (vgl. Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen, Wanzenarten etc.!), die sich inzwischen nicht nur hier vermehren, sondern auch überwintern können.
Unsere Gottesanbeterin stirbt jedenfalls bald; aus ihren hoffentlich den Winter überstehenden 60 bis 100 Eiern - falls vorhanden - würden dann im Mai die Jungen schlüpfen. Halten wir den Neubürgern die Daumen!
Alle Fotos: Regenstauf/Opf., Bayern - 11.10.2023.
12.10.2023 f
alicefairy 12/10/2023 17:16
eine interessante Zeichnung hat sie auf den BeinenLg Alice