50 Jahre und ein Ende 14

50 Jahre und ein Ende 14

1989 Familienalbumscan


50 Jahre und ein Ende 14


Kalusch ist der Ansicht, dass ich mir nichts darauf einbilden sollte, dass ich mit der Chefin und dann auch noch rückseitig. Nur er verstünde nicht, dass wir uns nicht mehr sehen wollen, wo es doch quasi Liebe sei.

Aber Liebe ist es nicht. Liebe ist nur zu Sonja und die ist unerreichbar. Kalusch meint, wirkliche Leidenschaft und Verehrung und Edelmut käme immer von hinten und direkt in den Po. Er habe viele Aristokratinnen verehrt, alle von hinten. Es sei die vornehmere Form der Sexualität, sich der fraulichen Regio glutea zu widmen. Aufgrund der Muskelreaktionen käme man sich sehr viel näher.

Ab und zu kommt eine üppige Polin mit Pelzmantel in den Laden, mit der Kalusch dann hinter einem roten Samtvorhang verschwindet und ein kleines Video dreht. Kalusch ist nach eigenem Befinden Künstler. Ich darf ein paar Fotos von Natalie machen, in russischer Wäsche. Kalusch lehrt mich, dass sie eine der schönsten Frauen des Ostens sei. Nun, ihr Po kann jedenfalls mit Ursels Regio glutea nicht mithalten.

„Ninge ninge ninge, macht das Häschen!“

Didis Vater schenkt mir am letzten Zivitag abgelaufene Pralinen. Mir fällt auf, wie seine Augen tränen und wie stark er nach Bier riecht. Ich habe diesen kleinen dicken Mann immer gemocht, glaube aber mittlerweile, dass er ein armseliger kleiner Idiot ist. Sein Leben hat er seinem Kind gewidmet und wenn man ihn so ansieht, hat er es damit verloren.

Brigitte sagt mir, dass es eine schöne Zeit mit mir war. Sie weint etwas, und versucht es zu verbergen.
„Komm mal wieder vorbei. Aber ich weiß ja, du wirst nicht kommen. Ihr kommt alle nie mehr wieder.“

Hans, mein Nachfolger, wäscht sich nach jeder Aktion die Hände. Ich sage ihm, wie er Didi am besten vom Rollstuhl an den Tisch setzt. Es interessiert ihn nicht.

„Rothhändel stinken!“

„Ja, Didi, der Papa hat dir einen schönen Mist beigebracht.“ Die ganze Klasse macht einen Ausflug nach Hagenbeck. Ich habe keine Lust mich mit Hans zu unterhalten.

Ich sitze neben dem Busfahrer.
„Schade, dass du gehst.“
„Weißt du noch, wie mich der Oberschulrat angemacht hat?
„Oh ja, dieses Arschloch!“
„Nicht diese Ausdrücke vor den Kindern!“, mahnt Brigitte.
„Hagenbecks Tierpark. Alles aussteigen!“

...


11. Januar 2011


fortsetzung