Abschied von der Heimat

Abschied von der Heimat

Schon Monate und Wochen zuvor fragten mich Leute aus der Nachbarschaft besorgt: "Wie lange hast du noch ?" Und sie schauten mich dabei an, als ob ich bald hingerichtet werden würde. Das fand ich wirklich sehr belustigend.
Ich befand mich schon Wochen zuvor im emotionellen Ausnahme-Zustand und konnte es gar nicht erwarten, bis es endlich los ging. Die letzten zwei Tage verbrachte ich noch zuhause bei meinen Eltern.
Dann am Morgen des 13. August (ebenfalls ein Montag wie heute, 50 Jahre danach) sollte mich ein Nachbars-Sohn mit seinem Auto in die nächste Stadt zur Bahn bringen.
Ich verabschiedete mich rasch von meinen Eltern und Geschwistern und war einigermaßen entsetzt, dass mein Vater, der ansonsten zu keinerlei Gefühls-Regungen imstande zu sein schien, plötzlich in Tränen ausbrach. Das hat meinem Hochgefühl schon einen erheblichen Dämpfer verpasst.

Während der Autofahrt nahm ich all die gewohnten Anblicke intensiv in mich auf, denn ich war mir sicher, dass ich hier nie mehr zurück-kommen würde. Es folgte eine 12-stündige Bahnfahrt in einem überfüllten Zug-Abteil nach Bremen. Dort umsteigen in Richtung Vegesack.
In Lesum angekommen - es war schon dunkel - schleppte ich meinen 24-kg-schweren Koffer mit letzter Kraft zum Überseeheim, wo ich in einem großen leeren Schlafsaal, mit 10 Stockbetten einquartiert wurde.
Das Abenteuer Australien hatte begonnen ...

Fortsetzung der Serie wieder unter "Motive > Still Life > Schreiben & mehr"