Ahnungslos trifft auf vorbereitet
Ich lag an diesem Sonntagmorgen im Juni ab Sonnenaufgang getarnt auf dem Kiesbett, um ungestört und auf Augenhöhe Wasseramseln fotografieren zu können. Die Fotos dazu habe ich zuletzt gepostet ;-)
Bei uns in der Gegend sind die Graureiher extrem scheue Gesellen und schwer zu fotografieren, dieser hier kam allerdings ahnungslos ans andere Ufer geflogen, um auf Nahrungssuche zu gehen, da er mich nicht bemerkt hat. Ich dachte, es wäre mal interessant eine kleine Background-Story zu teilen, da viele Außenstehende immer noch denken, die Kamera müsste möglichst teuer sein oder macht das Bild gar von selbst etc.
Neben dem technischen Verständnis von Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus, Belichtungskorrektur etc. spielt auch die Vorbereitung eine Rolle: Wo und wann steht die Sonne, wo sind die Himmelsrichtungen? Ebenso kommt bei der wildlife-Fotografie das Verständnis für die lebenden Motive dazu: Wie verhält sich die Art? Was macht sie als nächstes? Wie sieht ihr Tagesablauf aus oder wie bewegt sie sich? Auch die künstlerische Gestaltung ist mindestens so wichtig wie die technisch saubere Ausführung: Wer Fotos aus der Hüfte schießt und denkt, dass die Bilder mit einer teuren Kamera weniger langweilig wirken, hat die Fotografie nicht verstanden. Man muss den Tieren auf Augenhöhe begegnen, eine Freistellung mit Bokeh erzeugen und gestalterische Elemente nach Möglichkeit nutzen sowie auch eine ansprechende Bildkomposition mit dem Beherzigen von Linien, Goldenem Schnitt, Fluchten, Blickrichtungen etc.
Am Ende kommt der Feinschliff und das rohe Foto, die RAW-Datei, wird nach eigenem Gusto fertig bearbeitet - das macht Arbeit, aber andernfalls würde man diese Einstellungen der Kamera-Automatik bei dem Nutzen von JPEG-Fotos überlassen. Daher ist die oft aufkommende Frage "Wurde dieses Bild bearbeitet?" falsch gestellt; Das Licht, das vom Sensor in elektrische Signale umgewandelt wird, muss interpretiert und immer bearbeitet werden. Die Frage ist nur, ob man das der Kamera überlässt oder selbst tätig wird.
Ich hoffe, ich konnte damit einen nicht zu langweiligen Umriss über das wildlife-Fotografieren zusammenfassen. :-)
https://naturafoto.de/ahnungslos-trifft-auf-vorbereitet/
Axel Sand Hace 2 horas
Hi PatDeiner Backgroundstory stimme ich zu, möchte sie aber noch ein wenig ergänzen.
Es ist sehr hilfreich, wenn man etwas vom Verhalten der Tiere versteht, was ein wenig Studium der Literatur erfordert. Weiterhin ist es hilfreich, die eigenen Beobachtungen einfließen zu lassen, die nicht immer ganz deckungsgleich mit der Literatur ist. Die Tiere sind auch Individuen mit ihren Eigenarten.
Die künstlerische Gestaltung ist auch nicht immer möglich, da das Motiv bei der Wildlifefotografie bestimmt, wo es sich befindet und da muss man auch schon mal Kreativität bei der Fotografie beweisen.
Dein Foto vom Grauen ist ausgezeichnet
Gruß Axel
HeiM63 Hace 3 horas
Ein top Foto.LG Heike