Allee mit Bokeh

Allee mit Bokeh

Bokeh ist nicht nur was für die Weinkenner. Mal ist es, wenn dezent und in tolerablem Rahmen eingesetzt, ein wichtiges Stilmittel, manchmal wird es zum echt nervigen Overkill, wenn etwa der Besitzer seines f1.2 oder f1.4 lediglich mit der papierdünnen Schärfeebene angeben möchte. Dabei verhält es sich wie mit Blendensternen oder Mikrokontrastspielereien, kann was machen, muss aber nicht um jeden Preis dabei sein und wenn, dann ist weniger oft mehr.

Das eingesetzte Glas kommt aus der Konvolutekiste, es ist ein Rokkor 2.8/135mm von 1977. Es ging mit einer defekten Minolta X-700 zusammen für gut 40€ her. Die Verkäuferin dürfte keinen Dunst gehabt haben, dass diese Gläser alleine mittlerweile doppelt so teuer gehandelt werden. Von den bald acht Varianten des Glases hab ich sogar ein Exemplar aus der wertigsten Reihe gesteigert, eines mit nur vier Linsen in vier Gruppen. Das schwere Frontelement (das Objektiv wiegt 514g) muss wohl aus einem bestimmten Sonderglas gefertigt worden sein. Das Objektiv hat, wie damals üblich, nur sechs Blendenlamellen und ich habe offen geschossen. Normal bin ich nämlich keiner von der Bokehfraktion.

Wenn man den IBIS händisch auf 135mm anlernt (aktuelle Linsen werden automatisch erkannt), dann hat man trotzdem die Freiheit auch abgeblendet noch aus der Hand zu arbeiten, was mir sogar mir dem f8/500er noch gelingen will. Fokussieren ist auch gar kein Problem. Einfach die Bildschirmlupe auf eine gut erreichbare Wunschtaste legen und dazu die Kantenanhebung, das sog. Fokuspeaking einschalten. Das funktioniert dann natürlich beides auch im Sucherfenster, also nicht nur am rückseitigen Monitor.

Ja, die Technik schreitet dergestalt voran, dass recht altes Glas wieder charmant oder sogar noch charmanter als zu seiner Zeit wird. Die Preistendenz der alten Rokkors sei mein Zeuge.