Am Sonnenberg - Der steinerne Altar
Der Sonnenberg ist voll von steinernen Zeugnissen aus dem Leben unserer Vorfahren. Die sonnenverwöhnten Bergflanken waren in frühen Zeiten bevorzugtes Siedlungsgebiet der stein-, kupfer- und bronzezeitlichen Lebensgemeinschaften, Weideorte für ihre Ziegen und Schafe und über sie spannte sich das wichtigste Wegenetz, da die Wege die längste Zeit im Jahr schneefrei waren und das Tal aufgrund von Sümpfen und Wasserläufen kaum passierbar war. Überall findet man Zeugnisse dieser alten Kulturen in Form von Schalensteinen oder anderen Petroglyphen, Menhire, Reste von Wallburgen und verfallenen Mauerreste die entlang der heute noch gebräuchlichen Wege liegen. Der Trockenheit und spärlichen Vegetation kann man es wohl verdanken, dass die Landschaft in der Zwischenzeit kaum bebaut und verändert wurde, und somit die steinernen Zeugnisse weitgehend unbeschadet erhalten blieben.
Zufällig beim Erkunden der Gegend etwas abseits der Wege entdeckte ich neulich einen Steinaltar, von dessen Existenz ich bislang noch nirgendwo gehört oder gelesen hatte. Der Altar - errichtet aus unbearbeiteten Steinen auf einem kleineren Felsbrocken in Ost-West-Richtung, weshalb wohl ein kultischer Gebrauch anzunehmen ist, der mit dem Sonnenaufgang zu tun hat, da er auf dieser Position den Blick genau in diese Richtung frei gibt. Die beiden Tragesteine - aus demselben Material wie der am Fuße liegende Felsblock bestehend, die durch mehrere kleine Steine in Position gehalten werden sind etwa einen halben Meter hoch. Die tonnenschwere Platte misst in der Länge etwa zwei bis zweieinhalb Meter und ihre Oberfläche liegt horizontal aufgerichtet etwa eineinhalb Meter über dem Boden. Über Ihr Alter kann ich nur spekulieren. Selbst die Wissenschaft macht bei den Steinzeugnissen keine einheitlichen Angaben, da sich mit den gebräuchlichen Methoden nur organisches Material sicher bestimmen lässt und es keine schriftlichen Überlieferungen aus dieser Zeit gibt. Die Annahmen reichen von 3.000 v. Chr. (Kupferzeit) bis 1.000 v. Christus. Beachtet man jedoch die Erkenntnisse der Wissenschaft, die sie aus Untersuchungen von Siedlungsspuren am Sonnenberg bei Juval und den Funden am Hauslabjoch (Ötzi) gewonnen hat, so ist der Vinschgau seit etwa 8.000 Jahren von seßhaften und viehzüchtenden Gemeinschaften besiedelt. Ötzi lebte etwa vor 5.300 Jahren - sein Fundort liegt eine Tageswanderung vom Aufnahmeort entfernt, sein vermuteter Lebensraum nur etwa 10 km - also kann man sich ziemlich sicher sein, daß er die Gegend selbst genau kannte und vermutlich auch der Altar selbst bereits in dieser Zeit am selben Ort gestanden hat.
Martin Ruepp 17/03/2008 18:58
Die Bildqualität ist leider nicht so besonders, da waren Lichtverhältnisse und Belichtung doch etwas ungünstig, es wird aber bestimmt nicht mein letztes Bild hiervon gewesen sein. Vorerst hoffe ich, reicht es dennoch.Martin
Günther Pichler 17/03/2008 16:35
beeindruckend - nicht nur der text!Marygo 17/03/2008 16:19
wahnsinn... echt klasse.. lg marygoRMFoto 17/03/2008 15:44
Außerordentlich eindrucksvoll! lg Roland