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Angstzug ( Interzonenzüge ) oder 132 gegen 44er

Angstzug ( Interzonenzüge ) oder 132 gegen 44er

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Angstzug ( Interzonenzüge ) oder 132 gegen 44er

Von den Bergen bis zur See alles fährt Halle P, - eine Geschichte die den einstigen ruhmvollen Bw Halle P und allen seinen Kollegen gewidmet ist.
Nicht zuletzt und besonders meinen langjährigen guten Freund und Lokführer aus Halle Dieter N.

Lang, lang ist es her, D 504 Dieter N. bei Ralf auf der Lok
Lang, lang ist es her, D 504 Dieter N. bei Ralf auf der Lok
Ralf Göhl

Was haben wir alles losgelassen, da liegen viele erzählenswerte Dinge von der Eisenbahn die sich DR nannte noch im Sack. Eine Eisenbahn die so nur wir damals noch erleben durften.

Wir bewegen uns im Jahre 1980, ein total verrücktes Jahr mit Höhen und Tiefen für das Unternehmen DR das alles dafür gab damit die Räder rollten. Mit enormer Kraftanstrengung aller Eisenbahner egal wo ihr Arbeitsplatz sich befand hat. Denn ein Lokpersonal kann alles aus sich und seiner Lok herausholen doch wenn die anderen Dienstzweige da nicht mitziehen sind alle Mühen für die Katz. Ein Signal auf Halt schon geht die Rechnung nicht mehr auf. Eisenbahn ist geprägt von Teamarbeit wenn die auf der Strecke bleibt kommt diese nur ziemlich lahm daher. Aktuelle Beispiele von heute Beweisen es.

Statt einer 01 in Öl oder Kohle drückte man uns wieder einmal eine 44er in die Hände. Mit der 44 0414 lag am 18./19. Juli eine der späten Nachtschichten bis Mittags 12.15 Uhr vor uns.
Alles wie gehabt die Lok vorbereitet, Kantine, einen Dg nach Camburg ohne Aufregung völlig entspannt in den neuen Tag geschaukelt. In Camburg einmal eine halbe runde Karussell fahren nach dem Wasser nehmen. Vorbereitung zur Ruhephase treffen die in Sommer viel gelassener begangen werden kann bei den entsprechenden Plus Temperaturen.

Warten auf den Dg 50 627 Halle - Saalfeld, planmäßige Abfahrtzeit lag bei 9.36 Uhr also genug Zeit um ein wenig in sich zu gehen. Da der Tag so langsam mit herrlichen Sonnenschein begann war an einen tiefen Schlaf kaum zu denken. Zuvorkommend wie der Fahrdienstleiter in Camburg nun mal war, man kannte sich ja persönlich auch recht gut denn wir tranken zusammen auch mal einen Kaffee bei ihm hoch oben auf den Stellwerk wenn die Kneipe geschlossen hatte. Teilte er uns per Lautsprecher mit das unser Zug bereits sich in der Einflugschneise sich befindet. Ein Blick auf die Taschenuhr im Fahrplankasten, Mensch der hat ja Verspätung.
Sofort waren wir beide voll da denn zig gewohnte Handgriffe folgten jetzt Schlag auf Schlag mit unüberhörbaren Geräuschen von der Luftpumpe, Luftklappen, Brennerdampf usw. bis hin zum großen - Wummm - mit anschließender dicker schwarzer Wolke aus dem Schornstein quellend nach dem Zünden der Brenner.
Zustimmung mit der Winkscheibe bedeutete zurück an den Zug. Alles ging seinen gewohnten betrieblichen Gang bis auf der großen Signalbrücke neben den Stellwerk (heute leider nicht mehr vorhanden) uns der Start frei gegeben wurde vor den Angstzug (Interzonenzug) I- D 303.
Es klapperte sogar zweimal denn auch das Formvorsignal am Bahnsteig stehend kam gleich mit auf Vf 1 - Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit - erwarten. Frei Anfahrt also ohne Hindernisse die uns den Vorteil einer zügigen Beschleunigung mit unseren Zug von knapp 1500t verschaffte bei weit ausgelegter Steuerung.
Wie erhofft lief der Zug gut in den allmählich wärmer werdenden Sonnen überfluteten Tag, so dass vor Dornburg die Steuerung auf 3,1 lag der Schieberkastendruck pendelte bei 12/13 kp/cm² sich ein. Vmax + bissle drüber lag an denn bummeln war nicht der Angstzug D 303 mit 132 496 des Bw Halle P von Berlin Friedrichstraße kommend war in der Spur. Durfte um Himmelswillen nicht zum Halten kommen was uns einen grüne Welle bescherte als quasi Vorzug. Flott mit einen Auge in der herrlichen Landschaft dem Saaletal und seine Sehenswürdigkeiten wie z.B. die Dornburger Schlösser rechts hoch oben donnerte unsere Fuhre dahin.
Porstendorf zeigte man uns von Stellwerk etwas das kennen die jüngeren hier kaum noch. Funk war noch Zukunftsmusik auf dem Dampfer also gab es noch die gute alte K- Scheibe das Signal Zp 10 - Fahrzeit verkürzen - genau das hielt man mir vor die Nase. Bestätigung mit einen Achtungspfiff von mir, weg war sie. Fahrzeit verkürzen, leichter gesagt als getan wenn Hg 60 km/h der Tacho anzeigt.
Solche heute selbstverständlichen Dinge wie Funk aber auch eine Indusi (Zugbeeiflussung) gab es nicht damit war noch Luft nach oben. Den Schieberkastendruck erhöht gleich wurde unser Jumbo schneller in seien Bewegungen. Wir ließen ihn frei rennen so zwischen 65 / 67 km/h wo es möglich war. Leider hemmten unseren unbändigen Elan einige Strecken Abschnitte die nur 50 km/h erlaubten. Bei einen in Uhlstädt Gleis 1 auf 700 Metern waren es sogar nur 40 km/h. Wirtschaftliches fahren kann da beim besten Willen nicht herauskommen wir versuchten was unter dem Bedingungen möglich war. Immer spitz/plus am erlaubten. Den Regler gar nicht erst schließen dafür mit Gefühl eines Feinmechanikers runter bremsen, gleich wieder lösen.
So segelten wir dahin, Jena - Zwätzen mal auf die linke Seite gesprungen um zu sehen ob unsere Berufsschüler vom Bw fleißig Sport treiben auf dem Platz oder in der Halle. Zurück auf die Russenseite, ja rechts gab es einen Einblick ins seltsame Kasernen Leben der Russen. Weiter vorbei am Hp Jena Paradies , Bk Ammerbach nach Göschwitz rüber. Wichtig was sagt das Ausfahrvorsignal - hussa - Frei - durch genauso in Kahla, Orlamünde so eilen wir unverdrossen Uhlstädt zu. Die Angst um den Angstzug war wohl zu groß, zwei Flügel zeigte uns das Signal, der Dispatcher warf uns raus links rüber auf die Saaleseite. Die 40 km/h in Uhlstädt waren damit kein Thema mehr für uns. Regler zu, rollen lassen bis vors Ausfahrsignal, warten auf die Überholung des Interzonenzuges D 303 die noch etwa 20 Minuten dauern sollte. Bei einer Durchfahrt gepaart mit einer zügigen Fahrweise wären wir dicke die schlappen 8 Kilometer bis Rudolstadt Güterbahnhof gekommen. Angstzug oder Zitteraal, - dass besagt eben alles.

Herrliches Sommerwetter an diesen Vormittag, die Sonne na ja auf der falschen Seite. Egal wie dem auch sei einen Versuch ist es wert so oder so. Runder vom Bock schnell mal die Lagertemperatur mit den Handrücken geprüft dann ging es in Stellung.
Da kam er nun der Hallenser Kollege mit 40 km/h an geschlichen mit seinen Angstzug. Freundlich grüßend, Lichthupen ähnlich, mit seien Scheinwerfern auf und ab blinkend. Am hellen noch frischen Schotter erkenntlich warum hier 40 vorgegeben sind. So fix wie irgendwie möglich drückte ich ab um dann die Kamera unter meiner Jacke schnell wieder verschwinden zu lassen. Peinlich und nicht ohne Folgen wäre es geblieben wenn einer der staatlichen Begleiter im Zug mich bei meinen tun entdeckt hätten.

Der Angstzug weg, Normalität beherrschte wieder das Leben im landschaftlich reizvollen ruhigen Saaletal rundum nur noch einmal kurz unterbrochen von der Anfahrt mit unserer 44 0414.

Ralf

PS: Aus Zeitgründen werden meine Geschichten demnächst in unregelmäßigen Abständen erscheinen.

Comentarios 17

  • Gert Rehn 31/03/2010 21:19


    auch diese Geschichte spannend und frisch erzählt; es ist eine Freude und das Bild eine Lust ;-))
    vG Gert
  • Karsten Fink 07/03/2010 7:51

    Ach ja,die gute alte Zeit,längst ist sie Vergangenheit und wie gern erinnert man sich zurück.Es war nicht alles einfach,aber machbar und wir haben uns ja aus so mancher Situation,gut herraus geholfen.Da wurde der Zusammenhalt,der Kollegen noch groß geschrieben.
    V.G.aus Potsdam
  • Ralf Göhl 01/03/2010 10:59

    Es ist immer wieder gut wenn einer von anderen Dienstzweigen der damaligen DR bestätigt das ich keine Märchen erzähle, warum auch?
    Wir haben es erlebt und das kann uns keiner streitig machen.
    Übrigens, die Spitznamen für die Interzonenzüge sind austauschbar doch die Folgen bleiben sicherlich immer die selben.
    LG Ralf
  • Hartmut Wohlfarth 28/02/2010 21:05

    Angstzug wie war, ähm oder sagen wir so Respekt Zug !!
    Ja und wer ihn dann doch mal vor ein Signal zum Halten brachte der bekam es mit VEB Schotter und Schienenschutz zu tun, wie ich ich hab es geschafft und ihn vor s Signal Z gestellt ( Stellwerk W3 ) das Theater war Groß !!!!
    Gruß Hartmut
  • Ralf Göhl 28/02/2010 18:14

    Dank euch allen für die Lobes Hymnen, all denen die gefallen an der Art Bild und kleine Geschichte finden.
    Meine Zeit wird leider von vielen anderen Dingen zusätzlich in Anspruch genommen.
    Also kann ich nicht mehr Wort halten jeden Freitag etwas hier einzustellen hin und wieder wird es sich ergeben.
    Augen aufhalten, denn das Bild für eine neue Geschichte zum Schmunzeln hab ich schon es fehlen nur noch die passenden Worte dazu.

    @CyranoPuschkin,
    - PS.: Das linke Spitzenlicht an der Diesellok ist finster - fiel mir grade auf ;-) ...-
    Der Führer von der 132er blinkte doch auf und ab zur Begrüßung.

    Danke sowie Grüße an alle,

    Ralf

    Lange her, -  wie schnell doch die Zeit vergeht.
    Lange her, - wie schnell doch die Zeit vergeht.
    Ralf Göhl
  • Lutz68 27/02/2010 13:38

    Wieder auf Arbeit "so nebenbei " ein schönes Foto entstanden . Das gefällt mir sehr .
  • Gerhard Kerschke - g.k. 26/02/2010 23:14

    Ralf, deine Erzählung zu dem Bild ist wieder wie immer prima und auch für mich jedesmal eine Erinnerung; Mit dem `Angstzug´ hatte auch ich manschmal meine Probleme und einmal sogar mächtigen Ärger, weil die Sperrpause in Kemnitz (2 Weicheneinbau, Kran defekt) überzogen wurde; Danach wollte man mich wieder in die Bm verfrachten, aber glücklicherweise nicht; So ging es damal zu;

    Grüße von Gerd
  • Andreas Tsrebo 26/02/2010 19:05

    Text und Bild gefallen mir ausgezeichnet
    VG
    andreas
  • Axel I 26/02/2010 18:47

    Schönes Bild und herrliche Geschichte!
  • Klaus Kieslich 26/02/2010 18:31

    Wieder ganz super
    Gruß Klaus
  • Werner ES 26/02/2010 17:00

    Prima Bild und Geschichte!
  • T.Fischer 26/02/2010 15:57

    Klasse Geschichte.
    VG Tom
  • Michael PK 26/02/2010 15:56

    Das ist wieder einmal super von Dir
  • Vir Tuell 26/02/2010 15:55

    Ein schönes Erlebnis hast Du uns vermittelt.

    Aber so kann's gehen, Ralf. Die Nadel steht wie angegossen an der roten Marke, Du gibst alles, was Regler und Steuerung zulassen und doch, irgendeine Weiche ist die Deine. Rechtsraus. Dabei hätte man es noch ganz bequem geschafft. Aber die Oberzugleitung will es anders und Du stehst, wo Du nicht willst. Wenn man dann ein schönes Foto machen kann, so wie hier, kann man es verschmerzen.

    Schöne Grüße auch an Dieter. Habe ihn ja unlängst kennen gelernt.
  • Steffen°Conrad 26/02/2010 14:21

    Hut ab !!
    Vor dem Spitzenbild samt Mut, den "Zitteraal" zu knipsen!!
    Immerwieder fesseln mich die Geschichten aus dem Bahnalltag damals!!
    Schönes WE!
    conni