Asche...
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Hinter Krematorium IV in Birkenau befindet sich ein Feuerlöschteich, in diesem wurde regelmäßig die Asche der verbrannten Leichen entsorgt. Darüberhinaus wurde die Asche auch in die Weichsel sowie die Sola gekippt. Kinder die Auschwitz überlebt haben, berichten auch davon das sie damit im Winter die vereisten Wege bestreuen mussten...
Die massenhafte Ermordung der europäischen Juden in Auschwitz konfrontierte die Täter mit der Frage, wie mit den Leichen der ermordeten verfahren werden sollte. Ihr Ziel war es, keine Spuren von den Verbrechen zu hinterlassen. Die Leichname der Opfer der früheren Vergasungen in den Bunkern 1 und 2 wurden zunächst vergraben. Doch die Verwesungsprozesse in den Massengräbern führten nicht nur zu einem unerträglichen Gestank, sondern diese Massengräber legten Zugleich ein unerwünschtes Zeugnis über den verübten Massenmord ab.
16. September 1942:
Die Fischzuchtbetriebe rund um Birkenau beschwerten sich das die Fische eingingen. Sachverständige sahen die Ursache dieser Erscheinung in der Vergiftung des Grundwassers durch Leichengift. Bedingt durch die Sommersonne, die auf den Boden brannte, verwesten die vergrabenen Leichen nicht, sondern faulten vor sich hin. SS - Untersturmführer Hössler bekam den Auftrag die Leichen auszugraben und verbrennen zu lassen. Der 1. Lagerkommandant Rudolf Höss, SS - Untersturmführer Hössler und SS - Untersturmführer Dejaco begaben sich aus diesem Grund nach Kulmhof (pol. Chelmno) um sich vom dortigen SS - Standartenführer Blobel eine dort betriebene Vorrichtung zur Einäscherung der Leichen zeigen zu lassen. Am 21. September 1942 wurde in Birkenau damit begonnen die getöteten und wieder ausgegrabenen Leichen unter freiem Himmel zu verbrennen.
19. Oktober 1942:
Kommanant Höss ordnet die Schließung des Gebiets von Birkenau für Zivilisten an. Grund dafür war wahrscheinlich die Spuren der Verbrennung der Leichen aus den Massengräbern zu verwischen. Für diese Arbeit wurde damals von Hössler ein neues Sonderkommando aus mehreren hundert Juden unterschiedlicher Nationen gebildet. Diejenigen, die vor dieser Arbeit zurückschreckten, wurden noch vor Ort erschossen. Hössler suchte darüber hinaus noch 20 SS - Männer aus, die die Arbeiten zu bewachen hatten. Alle SS - Männer mussten eine Erklärung unterschreiben, über diese Aktion Stillschweigen zu bewahren, ihnen wurde mit der Todesstrafe gedroht. Die starken Rauchwolken über dem Gebiet von Birkenau bestätigte allerdings die Gerüchte über Leichenverbrennungen.
03. Dezember 1942:
Die etwa 300, im Sonderkommando beim Ausgraben und Verbrennen der 107.000 Leichen eingesetzten jüdischen Häftlinge, wurden von der SS von Birkenau zum Stammlager getrieben und dort in Krematorium I vergast um Zeugen zu beseitigen. Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Pery Broad ging später hervor, dass bei den SS - Männern, die einen tieferen Einblick in die Vergasungsaktion hatten, eine üble Stimmung um sich griff. Sie mutmaßten, dass sie selbst, um das Geheimnis zu wahren, wohl als letzte in die Gaskammern müssten.
Das Verbrennen der Leichname wurde als Lösung angesehen. Jedoch blieben auch dabei Überreste zurück, wie Knochen und andere Körperteile, die man entsorgen musste. Ein Teil der Sonderkommando-Häftlinge musste daher die Knochenreste mit starken Metallgeräten zertrümmern, so dass diese Überreste zusammen mit der Asche in den nahe gelegenen Flüssen Weichsel und Sola entsorgt werden konnten. Auch im Löschteich hinter Krematorium IV befand sich Menschenasche.
07. Juni 1944:
Die Verwaltung der Krematorien im KZ Auschwitz II (Birkenau) bestellte bei den Deutschen Ausrüstungswerken vier Siebe zum Durchsieben menschlicher Asche. Der ehemalige Häftling des Sonderkommandos Szlama Dragon sagte später, während des Höss - Prozesses aus, das die Asche der verbrannten Leichen, aus den Gruben bei den Krematorien herausgeholt, mit speziellen Mörsern feingestoßen, und zum Fluß Sola gefahren wurde.
(Quellen: Todesfabrik Auschwitz. Topografie und Alltag in einem Konzentrations- und Vernichtungslager. Von Gideon Greif und Peter Siebers - sowie: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz - Birkenau 1939-1945 von Danuta Czech)
Karin.M 17/01/2017 14:59
***** ich kann mit Worten gar nicht ausdrücken, was ich empfinde!Danke für diese Aufnahme und den aufwendigen Beitrag!
Auch Danke an Ursula!
Karin
Urs V58 15/01/2017 22:53
Es fällt schwer, den Text zu lesen ... aber es ist notwendig, als Beitrag gegen das Vergessen ...LG Urs
Nebelhexe 15/01/2017 11:43
Grauenvoll was die Menschen alles über sich ergehen lassen mussten.LG
Joachim Irelandeddie 14/01/2017 18:15
Eine sehr gute Umsetzung in s/w und wieder ausführliche, schon grausame Erläuterungen dazu. Es ist immer noch nicht zu verstehen wie grausam und unmenschlich die Zeit damals war.lg eddie
Mary.D. 14/01/2017 17:47
Die Bearbeitung des Fotos vertieft, die dazu gehörenden Worte, sehr eindringlich!LG Mary
Ursula Elise 14/01/2017 16:57
Ich bin bei jedem neuen Foto beeindruckt davon, was du dir erarbeitet hast und darstellst. -Ich weiß nicht, ob du auch Quellen liest. Hier ist ein Auszug aus einer eine Rede von Höss:
"Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es
gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. – "Das jüdische Volk wird
ausgerottet", sagt ein jeder Parteigenosse, "ganz klar, steht in unserem Programm,
Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir." Und dann kommen sie alle an,
die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja
klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die
so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden
die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500
daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei –
abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu
sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu
schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte, denn wir wissen, wie schwer wir uns
täten, wenn wir heute noch in jeder Stadt – bei den Bombenangriffen, bei den Lasten
und bei den Entbehrungen des Krieges – noch die Juden als Geheimsaboteure,
Agitatoren und Hetzer hätten. Wir würden wahrscheinlich jetzt in das Stadium des
Jahres 1916/17 gekommen sein, wenn die Juden noch im deutschen Volkskoerper
säßen."