"Au Lapin Agile" (1)
Im XIX. Jahrhundert war Montmartre noch ein Dorf, wo es fast
mehr Windmühlen als Häuser gab.
Ein Überbleibsel davon bildet das Lokal "Au Lapin Agile", anderseits
durch ein Gemälde von Utrillo bekannt.
Ursprünglich hieß das Haus "Le Cabaret des Assassins", eine
Spelunke, wo sich Gauner und Berufsmörder angeblich getroffen
haben, außerhalb von der Stadt Paris.
Später, als Montmartre von der Stadt Paris eingemeindet wurde,
mußte diese zweifelhafte Kundschaft weiter wegziehen, und
langsam wurde das Lokal der Treffpunkt einiger (meist brotlosen)
Künstler. Einer von diesen, namens Jill, malte einen verkleideten Hasen um die Fassade des Häuschens zu verzieren, und daraus
wurde die Kneipe "Le Lapin à Jill" umbenannt: mit der Zeit wandelte
sich der Name in "Le Lapin Agile" um.
Unter den späteren Besitzern findet man den Chansonnier Aristide
Bruant, der zahlreiche Lieder über die verschiedenen Viertel der
Stadt Paris komponiert, und gesungen hat.
Nach und nach traf sich die ganze "Bohème" dort: von den rohen
Sitten, die einst gang und gäbe waren, übernahm man lediglich eine
oberflächliche Vorliebe für manche Ausdrücke aus der Gaunersprache.
Der nächste Eigentümer, Frédé, besitzte einen Esel. Für einen Scherz waren die Montmartrer Künstler bekannterweise immer zu haben, und so ereignete sich folgendes, wie der Schriftsteller
Roland Dorgelès es später erzählt hat.
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Eines Tages, als Frédés Esel brav vor der Kneipe stand, organisierte man eine Staffelei, ein Leinen, und drei Eimer, jeweils
voll mit einer Grundfarbe. Ein Pinsel wurde an den Schwanz des Esels angebunden. Mohrrüben hatte man auch mitgebracht, und
diese wurden dem Esel angeboten, der sich dementsprechend
freute, und mit dem Schwanz wedelte.
Bald war das Leinen ordentlich verschmiert.
Die ganze Szene wurde übrigens von einem Justizangestellten,
den man bestellt hatte, genau protokolliert.
Als die Farben trocken waren, wurde das "Bild" unter dem Titel
"Sonnenuntergang an der Adria" Teil einer Ausstellung für unhabhängige Künstler. Als Autor meldete man "Boronali" (Anagramm von "Aliboron", ein Esel, der in einer mittelalterlichen
Tierfabel neben dem Wolf Ysengrin -vgl. dt. Isegrim- vorkommt).
Allein durch diesen auswärtig klingenden Namen war ein gewisser Erfolg gesichert. Man ließ den Kritikern genügend Zeit, um das
Talent des bis dato unbekannten Künstlers in allen Tonarten zu loben, und veröffentlichte anschließend das Protokoll...
http://fr.youtube.com/watch?v=D2mVS5L5rjw
Jean Albert Richard 31/05/2008 11:00
@Gipsy,genauso ist es...
LG
Jean
by Gipsy 31/05/2008 9:20
Ist das nicht das kleine Cabarett am Fuße des Weinbergs in Montmartre? Und genau an dieser Stelle, nur in der anderen Richtung hab ich die lesende Frau abgelichtet.LG Gipsy
Ingrid Sautel 17/11/2006 12:09
diesen berühmten Teil von Paris hast Du ja sehr genau dokumentiert!LG ingrid
Biggi Riegert 16/11/2006 15:11
Schöne Dokumentation. Hier macht der Text das Bild erst richtig interessant. Wieder sehr informativ und ganz nett Deine Geschichte.lg biggi