Aufbau Ost: Leerstand II

Aufbau Ost: Leerstand II

Standort: Pegau, Hauptstraße nähe Marktplatz

Im letzten Bild ging es um leerstehende Fabrikgebäude. Nicht ganz so auffällig und fotogen, aber zahlenmäßig ungleich häufiger sind leerstehende Häuser in den Städten.

Besonders aufgefallen sind mir z.B. in Greiz die Vielzahl von (einst) wunderschönen villa-artigen Bürgerhäusern, die marode u. leerstehend am nordöstlichen Stadthang stehen. Durch den Blick von unten auf den Hang, fallen die Häuser besonders ins Auge.
Wir erfuhren, dass früher aus Holland eingereiste Tuchmacher mit ihrem Gewerbe der Stadt sehr viel Wohlstand bescherten.


Dieses Bild hier entstand in Pegau, nahe Leipzig. Zum Haus selbst ist mir nichts näher bekannt. Aber es zeigt exemplarisch die Situation: Sehr viele marode Gebäude stehen an Hauptstraßen, oft auch direkt im Zentrum – sie wären bei uns im Westen sogenannte Sahnestückchen, für die man aufgrund der zentralen Lage viel Geld/Miete zahlen müsste.

Ein älteres Päärchen, mit dem wir uns länger unterhielten erzählte, dass diese Situation sehr viel Frust in der Bevökerung erzeugt. Wie bekannt, suchten nach der Wende viele der Jüngeren ihr Glück im Westen. Zurück blieben meist ältere Leute, die mitansehen mussten wie dem Land die jugendliche Schaffenskraft entzogen wurde, dass wirtschaftlich nichts entsprechendes nachkam und wie der Osten zusehends wirtschaftlich verfiel.

Eine nicht gerade rühmliche Rolle hätte die „Treuhand“ gespielt, die für den wirtschaftlichen Aufbau u. Umschwung des Ostens zu Beginn der Wende eingesetzt wurde.
Ich selbst kann die Situation mangels Sachkenntnis nicht wirklich beurteilen, aber kritische (Fernseh-) Dokumentationen und auch Großteile der Ostbevölkerung sehen das Bemühen der Treuhand, die Ost-Industrien zu retten sehr skeptisch. Westliche Firmen seien zugunsten östlicher vorgezogen worden, viel Geld soll auch in „dunklen Kanälen“ u. durch dubiose Geschäftemacherei verschwunden sein.
Wie gesagt, ich bin kein Fachmannn. Aber wenn ich mir anschaue, mit welchem Aufwand einerseits bei uns „Wessies“ insolventen Firmen, Banken, Fluggesellschaften etc. unter die Arme gegriffen wird u. andereseits mir die Vielzahl der Leerstände im Osten - heute nach über 30-Jahren u. ca. 1,4 Billionen Aufbauhilfe) anschaue – alleine das macht sehr stutzig........

Wie gesagt, nach diesen Bildern u. vielen Gesprächen ist mir die – gelinde u. pauschal ausgedrückt – oft schlechte Stimmung im Osten, die Wut auf den Westen und die Radikalisierungen auf vielen Ebenen sehr viel besser verständlich.

Soweit meine unmaßgebliche Meinung zu diesem Thema.