Auschwitz-Birkenau 2019 (12)
Da stehe ich nun, direkt hinter Krematorium V. Vor mir die Gedenktafeln und dahinter (heutzutage nicht mehr als solches zu erkennen) eine der besagten Verbrennungsgruben.
Es geht einem so viel durch den Kopf, du bist Stil und versuchst zu denken, doch irgendwie kannst du dort keinen klaren Gedanken fassen. Der Kopf wird nur noch geschüttelt, du schaust nach unten und kannst bzw. willst nicht begreifen was sich hier abgespielt hat….
Ungarn Aktion:
Zwischen dem 16.05. und 11.07.1944 kamen 147 Züge mit je rund 3.000 Personen aus Ungarn in Auschwitz an, an einigen Tagen bis zu 15.000 Personen.
Das Krakauer Hilfskomitee für Konzentrationslager äußert sich am 15.Juni 1944 über das brutale Verhalten der Mörder in Auschwitz:
„Das monströse Verbrechen dauert an und nimmt sogar an Gewalt zu. Ununterbrochen kommen Transporte ungarischer Juden an, die immer noch naiv und ahnungslos sind. Die Ankömmlinge erzählen von in den ungarischen Städten ausgehängten Plakaten, die die Juden aufrufen, ihrem Austausch gegen deutsche Kriegsgefangene in England und Amerika zuzustimmen. Die übrigen würden interniert auf einer Insel irgendwo zwischen England und Deutschland, von wo aus sie nach dem Krieg nach Ungarn zurückkehren oder ins Ausland gehen könnten. Diese Unwissenheit ist einfach unfassbar und erschreckend, diese absolute Leichtgläubigkeit der in den Tod fahrenden Juden.
Die betrunkenen und bis an die Grenzen des Wahnsinns rasenden SS Wachmänner fallen während ihres ununterbrochenen Morddienstes vor Müdigkeit um. Sie arbeiten bis zu 48 Stunden, verschanzt hinter ihren Maschinengewehren gegen einen eventuellen Aufstand der verlorenen Juden und mit ganzen Batterien von Schnapsflaschen, die sie vor ihrem eigenen Gewissen schützen. Manchmal dringt ein gellender Verzweiflungsschrei, ein letzter Seufzer entfliehenden Lebens in die Herzen dieser Diebe und Mörder, wie sie sich selbst in Anwandlung von Aufrichtigkeit im betrunkenen Zustand nennen – doch der Befehl erstickt jegliche Regung, der Schnaps lässt sie ins Vergessen und in einen Sumpf aus Bestialität und Sadismus sinken.
Die SS selbst kommt mit ihrem Henkerswerk nicht hinterher. Ständig warten drei bis vier Züge an der Todesrampe darauf, entladen zu werden. Deshalb wurde auch die Verweilzeit der Opfer in der Gaskammer von einer halben Stunde auf zehn Minuten verkürzt, sie packen 1.000 Menschen gleichzeitig in die Kammer, und aus Sparsamkeit und zum einfacheren Auslüften hat man die Menge des jeweils eingesetzten Gases von zwölf auf sechs Dosen reduziert. Mit schrecklichem Resultat ! Einige Opfer werden bloß betäubt und erlangen in dem Moment, wo sie auf den Scheiterhaufen geworfen werfen, das Bewusstsein wieder und versuchen zu entkommen. Mit Feuerhaken werden sie bei lebendigem Leibe ins Feuer zurückgestoßen. Inzwischen ist es zur Regel geworden, dass man kleine Kinder gar nicht mehr vergast, die Größeren werden mit einem Schlag betäubt, oder man betäubt sie mit Gas aus einem Zerstäuber. Den Kleineren schlägt man den Kopf ein, die Allerkleinsten aber wirft man direkt in Feuer“
(Quelle: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 – Band 16, Das KZ Auschwitz 1942-1945 und die Zeit der Todesmärsche 1944/45)
Mehr:
http://www.fotocommunity.de/user_photos/1694560?sort=new&folder_id=671134
Gesamtansicht:
Wolfgang P94 06/03/2019 16:05
So schlimm all das, und wie du schon schreibst, unbegreiflich. Genauso unbegreiflich dass es immer noch Leugner gibt, das es auch manchen geben mag der das noch gut fand und auch unbegreiflich das, geschützt auch noch durch unsere demokratischen Institutionen, Neunazis, Hooligans, Skins etc. mit ihrer menschenverachtenden Einstellung durch unsere STraßen ziehen können...so wie in meinem Stadtteil da gehen sie jeden Donnerstag auf "Patrouille" (aber die GEgenbewegung ist inzwischen viel größer, stärker bunter...). Das sind dann die Leute die auch das was an den Orten wie Auschwitz wiederholen könnten...So wichtig deine Fotos und Texte die mahnen, erinnern!!!
LG
Wolfgang
Urs V58 04/03/2019 20:39
Die Rose als Zeugin des Grauens - ein berührendes Symbol.LG Urs
Beate Zaschke 04/03/2019 19:55
Klasse Stefan, tolle Bildgestaltung mit dem weichen Bokeh, dass die Rose freistellt. Tolle Farben. Sehr, sehr gut! VG BeateNebelhexe 04/03/2019 14:16
Ein sehr schönes und berührendes Foto. Der Text lässt einen auch mal wieder an der menschlichkeit der Täter zweifeln, das waren Monster ohne Gefühl und Gewissen.LG
JAM-Fotografie 04/03/2019 14:05
Ich bin fassungslos wäre der falsche Ausdruck, denn es ist ja alles bekannt und in der Schule haben wir es ausführlich behandelt. Nachdem ich aber Deinen Text gelesen habe, schauert es in mir. Ich kann mir vorstellen, wie Dir beim Besuch des KZ- lagers zu Mute war. Gut, dass Du es zeigst und das Schreckliche im Bewusstsein behalten lässt.Grüße Jürgen
Joachim Irelandeddie 04/03/2019 13:26
Das ist eine sehr gute minimalistische Aufnahme! Ein tollwa Bild welches keiner näheren Erläuterungen bedarf! Sehr gut gemacht. Die erschreckende Geschichte dazu zeugt von der Niederträchtigkeit und Abgestumpftheit der Männer damals. Das sind Mörder die man nicht als Menschen bezeichnen kann, es waren Bestien!lg eddie