Badetag

Badetag

Die wärmende Sonne hat die Schleier der morgendlichen Nebel gehoben, die Frühgebete sind gesprochen und nun drängen auch jene an den Ghats, den heiligen Treppen, hinunter zum Ganges, denen es vor dem Aufgang der Sonne zu kalt oder die Nachtruhe noch nicht ausreichend gewürdigt schien.
Nun, im gemeintschaftlichen Erleben mit Verwandten und Bekannten, wird auch eine gehörige Portion Pragmatismus in das spirituelle Ansinnen gewoben, was dem stillen Beobachter manchmal auch den Eindruck mangelndem Ernstes vermitteln mag.

Aber liegt denn nicht gerade im spielerischen Umgang das Wesen einer tief verwurzelten und damit auch im Alltag angekommenen Spiritualität, die keiner Separation mehr bedarf und im Wortsinn dem Gott der kleinen Dinge huldigt?

Fotografie an den Ghats nicht nur von Varanasi ist eine heikle Sache - jedenfalls, wenn man dabei seriös bleiben will. Schnell wird ein nasser und damit eng anliegender Sari am Körper einer badenden oder dem Fluße entsteigenden Frau zum untrüglichen Indikator ihrer spezifischen Topographie, leicht können, bei entsprechender Auswahl, die Gedanken eine unverhoffte Richtung nehmen.....
Ich habe es mir zur Regel gemacht, vor dem Festhalten auch solcher Szenen den umstehenden Männern zu signalisieren, was ich dabei abzulichten gedenke. Meist reicht ein nonverbaler Austausch, ein Blick, dem ein zustimmendes Nicken folgt und beiden Seiten ein Gefühl gegenseitigen Respektes beläßt.