..bin auf der Flucht..
Fassadenverzierung am Gefängnis in Schaffhausen
Bis zum Beginn des vorletzten Jahrhunderts waren Bau und Unterhalt von Zuchthäusern für Schaffhausen keine kostspieligen Aufgaben, denn das Einsperren und der Versuch zur Besserung von Rechtsbrechern ist im Wesentlichen eine moderne Strafart. Unsere Vorfahren wollten von einem jahrelangem „Pflegen und Füttern“ der Delinquenten nichts wissen. Sie wendeten bei geringeren Verbrechen die Ehrenstrafen an: den Pranger, das Halseisen, die Halsgeige für "zänkische Weiber", den Lasterstein, und vor allem waren sie mit dem Prügeln sehr freigebig. Mit Dieben, den meist verbreiteten Delinquenten, machte man kurzen Prozess und verurteilte sie zum Tod. Vollzogen wurde die letzte Hinrichtung 1847 auf dem Köpferplatz oberhalb des Storchens.
Eine grosse Rolle spielte bis in die neuere Zeit hinein die Verbannung. Der Verbannte musste schwören, das Gebiet der Stadt Schaffhausen nicht mehr zu betreten. Brach er das Gelübde, war er in der Regel der Todesstrafe verfallen. Dieses System kostete damals nicht viel, hatte aber den Nachteil, dass sich die Ausgestossenen zu Strassenräuber-Banden zusammenschlossen und zu erbitterten Feinden der Ordnung wurden. Es ergab sich ausserhalb der Stadtmauer eine grosse Unsicherheit, weil die Zahl von Überfällen anstieg und diese mit zunehmender Brutalität ausgeführt wurden. Nicht zuletzt trug diese kurzsichtige „Rechtspflege“ zu vielen traurigen Verhältnissen bei. Später wurden die Delinquenten auf die Galeeren geschickt, was der Stadt Schaffhausen gewisse Einnahmen brachte.
Der Finsterwaldturm, eine seitliche Verstärkung des „Schwabentores“ an der heutigen Ecke Bahnhofstrasse-Adlerstrasse, war der Kerker für Ehebrecher, die hier bei Wasser und Brot in einem jämmerlichen Loch Enthaltsamkeit übten. Der Pulverturm am Gerberbach, einst ein Magazin für Waffen und Munition, wurde erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Gefängnis eingerichtet.
Immerhin gab es auch in Schaffhausen vereinzelte Fälle, wo die Delinquenten unter besonderen Umständen nicht zum Tod, zur Verbannung oder zu einer Ehrenstrafe, sondern zu längerem Freiheitsentzug verurteilt wurden. Für solche Leute diente das Spital, das städtische Pfrund-, Armen-, Waisen- und Irrenhaus, auch als Strafanstalt.
Die Zustände im alten Spitalgebäude waren unhaltbar geworden. Die Sterblichkeit unter den Häftlingen war sehr gross, da die elementarsten hygienischen Voraussetzungen fehlten und die Zellen unmittelbar über der Abfallgrube des Spitals lagen. Die Lösung wurde in einem Neubau zwischen der heutigen Pfarrhausgasse und dem städtischen Altersheim gefunden. Trotz verbesserten Verhältnissen blieb die Behandlung der Gefangenen nach unseren heutigen Begriffen unmenschlich. Noch waren die Prügel mit dem Stock oder dem Hagenschwanz üblich. Prügel wurden fast in allen schwereren Diebstahlfällen, namentlich im Rückfall, bei Haus- und Marktdiebstählen usw., verabreicht, und zwar 6, 12, 20, 24, 25, 30, 40 bis 60 Streiche. Eine Brandstifterin wurde 1826 zu 20 Jahren Arbeitshaus verurteilt mit der Bestimmung, dass ihr je am Jahrestag ihrer Tat eine Tracht Prügel verabreicht werden solle. Erst das neue Strafgesetz vom 3. April 1859 schaffte im Kanton Schaffhausen die Prügelstrafe ab. Viel zur Vermenschlichung des Strafvollzugs trug Direktor Hans Wilhelm Harder (1810-1872) bei, der Verbesserungsvorschläge einreichte und die regelmässige ärztliche Betreuung durchsetzte.
Das heutige Kantonale Gefängnis wurde dann im Jahre 1912-1914 über den Gewölben des abgebrochenen Salzhauses gebaut. Es dient heute dem Vollzug der verschiedenen Haftformen wie Polizei-, Untersuchungs-, Auslieferungs-, Ausschaffungs-, Halbgefangenschaft, Einschliessung für Jugendliche, Strafvollzug bis 6 Monate für Straftäterinnen und Straftäter.
ESC 17/10/2009 13:47
Hi Simba44,das ist ja wieder mal eine Superdokumentation. Das Foto vermittelt ein Haus mit Hotelcharakter, nicht zuletzt auf Grund der gekonnten Bildregie - doch der "humane Strafvollzug" fand offensichlich hier nicht statt.
Danke für die Lektion "Schweizer Jura" !!
Gruß ESC
Fröhlich Anni-Lina 16/10/2009 23:00
Sehr schöne Aufnahme...mit bester Info die ich mit grossen Interesse gelesen habe.. und schon wider was gelernt...Dankeschön...
Liebe Grüsse Anni
Meinrad Plaz 16/10/2009 8:48
hallo simba44Also ich persönlich sehe lieber ein fürchteliches Gefängnis von aussen, als so ein schönes von innen.
;-))))
lg Meinrad
Valdy 16/10/2009 5:36
ist wirklich ein gefängnis mit geschmack .-)) aber da hatten sie ja auch nix davon, wenn sie drinnen sassen:-))vlg Valdy
Wolfgang (Wolf) 16/10/2009 1:17
In der Schweiz sehen sogar die Gefängnisse noch nach was aus - also wenn ich die hierzulande so sehe...(ich hab eins 500 entfernt von mir) dann ist das aber sowas von hässlich....lg wolf