Bock auf ein Foto

Bock auf ein Foto

Ein irgendwie tragische,
aber auch schöne Geschichte

Schönes Wetter, also was tun? Ein nachmittäglicher Spaziergang in einem kleinen Waldstück. Kamera mitnehmen? Hmm, ja, nein. Ach komm, doch, ich nehm sie mit. Aber die Fototasche bleibt zuhause. Zu schwer. Was schrauben wir denn drauf. Das große Tele kommt runter, das Makro kommt rauf. Vielleicht mal kleine Funde am Wegesrand.

Nach knapp zehn Minuten sehe ich auf einer Lichtung dann plötzlich und unerwartet diesen jungen Mann. Er schaut mich an und ruft einmal laut und deutlich. Als begeisterter Call-of-the-wild-Zocker (ja, ich gebs ja zu) ist mir dieser Ruf nur zu vertraut: der Warnruf des Rehbocks. Ich verhalte mich absolut still. Er dann auch, wobei er zu mir rüberschaut. Jetzt kommt das Tragische an dieser Geschichte. Ich hab ja das Tele abgeschraubt und das 60mm-Makro drauf. Das Tele liegt zuhause, acht Kilometer entfernt. Schöne Sch... Ja, aber fotografieren musste ich dann aber doch, weil auf dieses Foto hatte ich Bock. Und selbiger ließ es auch zu.

Jetzt wirds noch schöner: Er ging dann ein paar Schritte und ließ seinen Warnruf erneut ertönen. Da ich den einigermaßen gut nachahmen kann, habe ich dann auch mal Rehbock gespielt. Er drehte sich wieder zu mir um, kam wieder etwas heran und antwortete. Ich rief erneut. Er schaute mich an und rief zurück. Kommunikation mit einem Rehbock, der etwa 30 Meter entfernt steht. Herrlich.

Ach ja, und ich habe heute Geburtstag. Vielleicht hat die Natur mir ja extra ein solches Geschenk gemacht, weil ich sie so wertschätze, die Mutter Natur und ihre Geschöpfe.

Ich habe mir vorgenommen, demnächst wieder grundsätzlich mit Fototasche unterwegs zu sein. Jetzt, wo ich wieder ein bisschen älter und weiser geworden bin.