Charakterköpfe

Charakterköpfe

Viele verbinden mit Perus Geschichte nur die Kultur der Inkas, die in der Tat großartige Bauwerke hinterlassen und eindrucksvolle technische Leistungen vollbracht haben. Es gab aber auch vor den Inkas Kulturen in Peru mit erstaunlichen handwerklichen Fähigkeiten wie z.B. die Mochica.

Die Mochica lebten im ersten nachchristlichen Jahrtausend an der Nordküste Perus. Sie schufen mit riesigen Lehmziegelpyramiden die größten Bauwerke des alten Südamerikas und führten über ein komplexes Bewässerungssystem Wasser aus den Anden in die wüstenhaften Bereiche ihres Lebensraumes, was ihnen mehrere Ernten pro Jahr ermöglichte.

Sehr eindrucksvoll sind die Keramiken der Mochica, die im Larco-Museum in Lima ausgestellt sind. Sie sind sind so lebensnah, dass sie als „keramisches Bilderbuch“ bezeichnet wurden. Berühmt sind die Steigbügelgefäße, die in ihren lebendigen und realistischen Darstellungen insbesondere Menschen mit sehr individuellen Gesichtszügen, daneben aber auch Tiere, Dämonen, Krieg, Liebesleben u.a. darstellen.

Eine gesonderte Ausstellung zeigt Keramiken der Mochica, die eine große Vielfalt homo- und heterosexueller Aktivitäten darstellen (siehe das Foto unten). Bezüglich Bandbreite der erotischen Handlungen und Klarheit der Darstellung bleiben kaum Fragen offen, vielmehr dagegen beim Verständnis, welchem Zweck diese auffälligen Kunstwerke, die auch in Gräbern gefunden wurden, dienten. Die Wissenschaft ist sich hier nicht einig, tendiert heute aber zur Meinung, dass es sich hier nicht um eine frühe Form der Pornographie, sondern um Darstellungen im Kontext von Fruchtbarkeitsriten handelt. Da die Mochica keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen, dürfte sich diese Frage nicht abschließend klären lassen.

(Quelle: Wikipedia und M. Weismantel, in American Anthropologist, Vol. 106 (3) (2004) 495-505)
Aufgenommen im August 2015 in Lima, Peru