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Wolfgang Bazer


Premium (World), Wien und Augsburg

CUI BONO?

Am 13. November ereignete sich in einer belebten Straße in Istanbul ein Bombenanschlag, bei dem es sechs Tote, darunter zwei Kinder im Alter von 9 und 15 Jahren, und 81 Verletzte gab. Anschläge dieser Art, also Anschläge, bei denen zufällig anwesende, unschuldige Männer, Frauen und Kinder verstümmelt und getötet werden, zählen für mich zu den abscheulichsten Verbrechen, die ich mir überhaupt vorstellen kann.

Der schnelle Ermittlungs- und Fahndungserfolg - innerhalb kürzester Zeit wurde die Täterin gefasst und der Öffentlichkeit präsentiert - kommt mir aber sehr sonderbar vor. Dabei soll es sich um eine syrische Staatsangehörige handeln, die sich als Anhängerin der PKK bzw. der PYD, deren syrischer Schwesterpartei, und ihrer Miliz YPG bezeichnet und zugegeben habe, von der PKK den Auftrag zu diesem Anschlag erhalten zu haben. Die PKK allerdings streitet eine Beteiligung vehement ab.

Einen Terroranschlag in Auftrag zu geben und dies anschließend abzustreiten wäre gelinde gesagt ungewöhnlich. Außerdem verfolgen Terroranschläge, so verwerflich sie auch sein mögen, in der Regel einen Zweck, man möchte beispielsweise Unruhe säen und anschließend davon profitieren, Gesinnungsgenossen freipressen, verhasste Menschen und/oder Lebensformen attackieren, sich für irgendetwas rächen, auf diese Weise Krieg führen - was auch immer. Jedenfalls geht es Urhebern von Terroranschlägen stets um einen subjektiven oder objektiven Nutzen. Ein Terroranschlag, der abgesehen von den Opfern und deren Angehörigen nur den Urhebern schadet, dafür aber dem Feind umso größeren Nutzen bringt, ist eigentlich nicht vorstellbar. Und genau das soll hier passiert sein! Der einzige Profiteur von diesem Anschlag ist Erdogan, der jetzt gute Argumente hat, gegen die PKK und die YPG militärisch vorzugehen, und bei den NATO-Beitrittsverhandlungen von Schweden und Finnland nun erst recht den starken Mann markieren kann. Außerdem stehen ja Wahlen an...

Ich stand heute in einer Rauchpause einer türkischen Kollegin gegenüber, die nicht religiös und keine Erdogan-Anhängerin, aber auch nicht besonders politisch engagiert ist, und sprach sie vorsichtig auf dieses Thema an. Sie aber sagte sofort, es sei für sie völlig klar, dass Erdogan selber hinter diesen Anschlägen stecke. Und alle Türkinnen und Türken, die sie kenne, sähen das genauso. "Ich bin also nicht allein mit dieser Auffassung?," fragte ich, um sicherzugehen. "Nein, nein, überhaupt nicht!," meinte sie.

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