Curac bei den Siona am Cuyabeno
So lautet die Bezeichnung für den Medizinmann des indigenen Stammes der Siona am Cuyabeno, einem der Zuflüsse des Amazonas in Ecuador.
Die Siona sind ein relativ kleiner Stamm von insgesamt rund 500 Menschen, der in benachbarten Regionen in Kolumbien und Ecuador lebt. Die Gemeinschaft der Siona, die am Cuyabeno in Ecuador lebt, umfasst etwa 150 Menschen. Sie leben in erster Linie vom Ackerbau und vom Fischfang.
Der Curac genannte Medizinmann spielt nach wie vor eine wichtige Rolle im Leben der Gemeinschaft. Durch den rituellen Konsum der Pflanzendroge Ayahuasca stellt er den Kontakt mit den fünf Ebenen des Universums und ihren Ausdrucksformen her: Gesundheit, Jagd, Fischerei, menschlicher Lebenszyklus, Ehe und Sicherheit der Gemeinschaft: Sie alle hängen von den Beziehungen zu den verschiedenen Geistwesen ab, die diese Ebenen bewohnen.
Ayahuasca ist ein halluzinogen wirkender Pflanzensud aus der heiligen Liane Banisteriopsis caapi und N,N-Dimethyltryptamin-haltigen Blättern des Kaffeestrauchgewächses Psychotria viridis. Der Sud enthält Alkaloide, die als Monoaminooxidase-Hemmer wirken und so den Abbau des Halluzinogens N,N-Dimethyltryptamin (DMT) verlangsamen. Ayahuasca wird in rituellen religiösen Zeremonien genutzt, um sich in einen Trance-Zustand zu versetzen.
Die Schamanen bzw. Medizinmänner glauben unter anderem, dadurch Geister und Ahnen zu treffen, in die Zukunft zu blicken, zwischen gut und schlecht unterscheiden zu können und Lösungen und Heilwege für Krankheiten und psychosoziale Konfliktlagen zu finden. Für die Schamanen ist die Wirkung des Tranks nicht auf einen Wirkstoff zurückzuführen, sondern auf die Pflanzenseelen, die sich den Menschen unter Ayahuasca-Einfluss als Lehrmeister offenbaren. Für die Siona gibt es keine Trennung zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen. Der Kern des Lebens besteht vielmehr in der Verschmelzung dieser Welten.
Aller Schmuck des Medizinmannes, seien es Bemalungen, Blätter oder Ketten hat eine rituelle Bedeutung. So besteht die Kette aus den Reißzähnen des Jaguar und versinnbildlicht Mut und Stärke. Die Funktion des Schamanen wird in der Regel in der Familie weitergegeben, wobei auch Frauen diese Rolle übernehmen können. Der Schamane, den wir besuchten, hatte zwei kleine Töchter. Vermutlich wird eine von ihnen einmal die Rolle der Medizinfrau übernehmen. Dazu muss sie von ihrem Vater in die Rituale eingewiesen werden und den Gebrauch halluzinogener Drogen erlernen.
Der wachsende Naturtourismus im Cuyabeno-Reservat, zu dem wir natürlich beigetragen haben, hat seit den 1990er Jahren wegen der Nähe zu den Touristenlodges bei einigen Familien zu einer Abkehr von der ursprünglich reinen Subsistenzwirtschaft geführt: Durch den marktwirtschaftlichen Verkauf von Bananen oder mit der Vorführung traditioneller Techniken wird etwas Geld verdient, mit dem moderne Konsumbedürfnisse befriedigt werden und moderne Technologien Einzug halten. So haben Kunststoffkanus mit Außenborder, gekaufte Hängematten, Körbe und Töpfe die traditionellen Einbäume, Produkte aus Palmfasern und selbst hergestellte Keramik in einigen Dörfern bereits weitgehend verdrängt.
Quelle: Wikipedia, Informationen durch Einheimische und durch unseren engagierten Guide Miguel
Maud Morell 17/07/2020 17:26
Dein Foto und der Text, sehr schön von dir präsentiert.LG von Maud
anja_st 15/05/2020 23:25
Exotische Aufnahme :) ....weil es jemand erwähnt hat: Gummistiefel sind im Amazonas wichtig, um sich vor Schlangenbissen zu schützen. Selbst Kinder der Eingeborenen tragen solche Stiefel.Ich war über die Stiefel auch deshalb froh, weil eine Tour durch den Dschungel bei Regen einen sehr schnell sehr tief in den Schlamm einsinken lässt (und es für die Kamera viel zu feucht wird :( ). Ansonsten leben die Leute dort aber schon noch sehr ursprünglich.
philipp52 15/05/2020 22:00
Ganz feinfühlig hast du den unbeholfen wirkenden Medizinmann aufgenommenLg Philipp
Marguerite L. 15/05/2020 8:49
Ausgezeichnetes Portrait und interessante BeschreibungGrüessli Marguerite
Fotofroggy 15/05/2020 7:04
Einen Schluck von dem Trank hätte ich gern, wenn man dann Ahnen sehen kann.Ob sie eine Lösung finden, wenn ihnen Touristen Viren mitbringen?
Szene und Erklärung wirken wie aus der Zeit gefallen. Gummistiefel und Fotos an der Holzwand holen mich zurück. Sehr interessant zu sehen und gut aufgenommen.
LG Barbara