Da blieb nur noch staunen - I
Was wir dann oben zu Gesicht bekamen ist leider weder beschreib- noch abbildbar !
Ehrfürchtiges Staunen wechselten sich ab mit purer Überwältigung!
Wir standen direkt vor dem immer steiler werdenden Abhang des ausserordentlich imposanten Granitwalls,
welcher knapp 100m tiefer den Eisfjord von Ilulissat an seinen Seiten einzäunt.
Der Fjord selbst war dermassen von Eismassen überfüllt dass darin kaum noch ein Fleck blaues Wasser zu sehen war.
Er ist zwischen 6-8 km breit und erstreckte sich weit nach links hinten.
Längst ausser Sichtweite, nämlich ca 40km entfernt bricht das Eis vom Grönländischen Eispanzer (dort der Sermeq Kujalleq) ab.
Unter unserem Standort begann die riesige Mündung in die Diskobucht, die vor und rechts von uns lag. Die Bucht ist hier ca 45km breit und wird von der Insel Disko begrenzt, die wir noch knapp erahnen konnten.
Diese VorInsel und damit die Bucht schützt Ilulissat vor den grössten Nordwest-Stürmen.
Wenn man genau schaute war sogar zu sehen wie die Eismassen langsam vorbeizogen, aus dem Fjord hinaus, Richtung Diskobucht !
Die Fliess-Geschwindgkeit und damit die Menge des in die Bucht transportierten Eises ist gewaltig:
Waren es 2004 laut einer Studie der TU Dresden durchschnittlich 40m pro Tag (und damit eine Verdoppelung gegenüber dem Ende des 20. Jh.),
so erlebten wir in diesen tagsüber frühlingshaft warmen Tagen (nicht selten 25 Grad an der Sonne)
dass sich Eisberge zwischen 2 aufeinanderfolgenden Tagen um bis zu geschätzten 500m in Richtung Bucht verschoben hatten!
Wenn man bedenkt dass sich das Fliessen in der nächtlichen Kälte nachts deutlich verlangsamt
kann die Tages-Höchstgeschwindigkeit durchaus auf einige Meter pro Minute angegeben werden.
Die Abbruchaktivität am Gletscher in den Fjord muss zu dieser rel. warmen Zeit (Juni) also ganz gewaltig sein.
Bloss die grössten Brocken mit ca 70-80m Höhe blieben an Ort
weil sie auf Grund gelaufen waren und erst nach weiterem Abschmelzen weiterschwimmen konnten.
Nur ca 11-12% des Volumens eines Eisbergs liegt über der Wasseroberfläche und ist somit sichtbar; der Rest liegt unter Wasser.
So phantastisch dies zu erleben war, so beängstigend war es auch - denn dies war Klimaerwärmung 'live'!
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Sooo blau war es übrigens nicht wirklich. Aber fast.
Aber so war mein emotionaler Eindruck und es gefällt mir nun mal so.
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Vorgeschichte:
Fortsetzung und weiterer Text:
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3 Tage danach:
Joew 31/10/2012 19:39
Beeindruckend das Eis und diese Farbe. VG Joe