Das kleine Haus
„Selbstverständlich, mein Lieber, bekommst Du den Schlüssel zu unserem kleinen Haus. Aber ich darf doch eine kleine Warnung aussprechen? Gegenüber liegen im Wasser an Ketten hängende Anlegepontons, die schon sehr zerschrammt sind und zersplittert von den Bordwänden der kleinen Schiffe, die, auch wenn aus Holz und klein, sind sie doch mit eisernen Beschlägen am Bug geschützt. Und wenn das schwarze Wasser vorbeidrängt und bewimpelte Schlepper festmachen, geraten sie mit den Pontons nicht selten auf einen graden Kollisionskurs, wenn ich das so sagen kann. Prachtvolle Kollisionen habe ich da schon gesehen. Prachtvoll! In Wahrheit aber, lieber Freund, fahren wir alle auf riskantem Kurs, und unsere Rauchfahnen im Wind sind nicht minder stolz wie die vom Achterdeck des hier neulich vorbei schwimmenden Tankers. Du wirst also sehen, das Haus steht da nicht alleine. Du hast viele Nachbarn, die aber die angenehme Eigenschaft haben, nur im Augenblick ihres Anlegens an den Pontons auch Nachbarn genannt werden können. Ist das nicht schön? Leute, die immer nur vorbeikommen, aber nie ihre Oberkörper freimachen, um ins schwarze Wasser zu tauchen? Verguck Dich auch nicht in die Flaggen. Das ist ein ernstes Thema. Mich hat dann immer das Fernweh erwischt, aber in Wahrheit konnte ich nirgends andocken. Lass Dich also nicht verführen. Bleib im oder am Haus. Dann wird Dir nichts passieren. Alles Unglück dieser Welt beginnt damit, dass wir unsere Barkassen losbinden und die Welt sehen wollen.“
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