Das Kreuz vom Walbecker Domberg - 39356 Walbeck
Aus dem Ort führt von Süden her ein Fußweg zur Domruine. An ihm steht ein Steinkreuz, in das neben einem Kelch unzweifelhaft gotische Minuskeln eingetieft sind. Von diesem Kreuz wird folgendes erzählt:
Die Burg Walbeck war im Besitz des gleichnamigen Grafen Lothar. Als dessen Frau einmal in einem strengen Winter im Ort Krankenbesuche machte, störte den Grafen das lebhafte und laute Spiel seiner Kinder: eines Jungen und eines Mädchens. Er verwies sie daher in ein Turmzimmer, das unverglast und ohne Läden vom Winde durchweht war. Da er selbst noch einmal auf die Jagd wollte, gab er ihnen die Anweisung, daß sie ihm bei seiner Rückkehr die Burg öffnen sollten. Das taten sie dann zwar auch, aber dem Grafen war es nicht schnell genug gegangen und er wies den Knaben an, vor dem Burgtor so lange zu warten, bis er wieder gerufen würde. Das Mädchen wollte das Brüderchen in seiner Verlassenheit trösten und zu ihm gehen. Dabei stürzte sie in der Dunkelheit ab und blieb tot liegen. Aber auch der Knabe geriet in Vergessenheit und erfror in der kalten Winternacht.
Die Mutter war verspätet nach Hause gekommen und wähnte beide Kinder schlafend. Früh suchte sie nun die beiden Kinder und findet nur noch ihre Leichen. Dem Vater macht sie wohl die bittersten Vorwürfe, aber damit waren die Kinder auch nicht wieder lebendig zu machen. Der Graf bat zwar seine Frau um Vergebung, aber diese nahm sich das Ganze so zu Herzen, daß sie dem Wahnsinn verfiel. Der Graf ließ die beiden Kinder in einem gemeinsamen Grab bestatten, über dem er das Kreuz errichten ließ. Doch dann erfaßte auch ihn bittere Reue und er ließ die Burg in ein Kloster umwandeln, in das er selbst als einfacher Mönch eintrat.
(Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992)
limited edition 15/10/2013 22:03
Man kann sich gut vorstellen, dass es sich einmal so zugetragen hat. Eine sehr traurige Geschichte zu deinem Bild.
LG Netti
Andreas Liwinskas 15/10/2013 21:37
Das "Teil" hat ja richtig Geschichte...tolle Doku !...LG Andreas