Das Ungeheuer von Loch Südpark
Es ranken sich viele Mythen und Legenden um das Ungeheuer von Loch Südpark. Schon im sechsten Jahrhundert n. Chr. gab es von meinem Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Vorfahren* erste Berichte über Sichtungen dieser Monstrosität. Olli aus dem Clan der MacSchiebeks schrieb damals in seinem Tagebuch von einer Abscheulichkeit im See, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Durch einen Überlieferungsfehler wurde in den Chroniken aus ihm Olli der Schröckliche. Nicht weil er so grausam war, sondern weil er sich so schrecklich fürchtete. Eigentlich war er ein Feigling, ein Hasenfuß gar.
In den darauffolgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Sichtkontakte und angeblich auch Kämpfe gegen den „… garstig Lindwurm und seyn feurig´ Odem, gegen den keyn Mann noch Thier gewappnet sey …“ [Vgl. Diarium v. Olli VII. 1322 – 1383].
Dann wurde es viele Jahre still um dieses Rätsel in dem kleinen Gewässer des Dorfes an der Düssel.
Doch kürzlich häuften sich wieder Meldungen über ein schlangenartiges Wesen im Loch Südpark.
Wasservögel schliefen aus Angst lieber am Ufer, das Wasser mieden sie. Eine Ente berichtete glaubhaft von einem Geschöpf auf dem See, das durchaus aus dem Zeitalter des Mesozoikum stammen könnte.
„Ein Dinosaurier im Teich?“, fragte ich sie.
„Ja, es war fürchterlich. Ich glaube, ich ziehe um. Der Tümpel im Nordpark soll auch ganz nett sein…“ Der Schnabel der Ente zitterte vor Angst.
Das machte mich natürlich neugierig; und als Reporter der einmal im Jahr erscheinenden „Volksgarten-Gazette“ sah ich mich verpflichtet, diesem Geheimnis nachzugehen und griff zur Kamera.
Es war gedunstig in dieser Nacht und der Vollmond stand in seiner ganzen Pracht satt am Himmel und tauchte die Nebelschwaden, die sanft über den Teich waberten, in milchiges Zwielicht. Mir war kalt und zugegebenermaßen auch ziemlich unbehaglich zu Mute.
Mit der Kamera im Anschlag wartete ich jedoch geduldig.
Dann, urplötzlich, tauchte ein langer - ein sehr, sehr langer - Hals aus dem trüben Nass auf. Nach einem heftigen Prusten auch der dazugehörige Kopf. Mein Atem stockte.
Doch als der Nebel sich lichtete, erkannte ich die Konturen der mir zuerst unheimlichen Gestalt. Es war Schwulf, der Schwan.
„Hey, Schwulf! So spät in der Nacht noch unterwegs?“, fragte ich ihn.
„Ich schlafe in letzter Zeit so schlecht…“, berichtete er mir.
„Baldriantee und abends nicht mehr so viel fernsehen!“, riet ich ihm. „Dann klappt es auch wieder mit dem Schlaf.“
„ Und warum bist du denn noch so spät am See?“, wollte Schwulf wissen.
Ich erzählte ihm von der Legende um dieses Monster von Loch Südpark und während wir uns so unterhielten, dämmerte es mir:
„Sag mal, kann es sein, dass du das Ungeheuer von Loch Südpark bist? Wenn du nachts im Nebel so herumschnaufst, könnte man dich glatt dafür halten…“
„Ach, deshalb bin ich nachts alleine auf dem Wasser. Ich dachte schon, die anderen Vögel wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Da bin ich aber froh, dass du dieses Geheimnis gelüftet hast. Ich hoffe, sie trauen sich jetzt wieder auf das Gewässer.“
Ich war auch sehr froh, denn diese Story kam mit einer fetten Schlagzeile auf die Titelseite der „Volksgarten-Gazette“ und bescherte ihr ausnahmsweise einen reißenden Absatz…
* Es kann auch mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur Vorfahr gewesen sein, je nach Quelle. Die Historiker streiten immer noch darüber…
Karlchen Karl 12/12/2023 23:23
..diesmal hast Du mit Deiner Geschichte aber tief in die Kiste gegriffen und Dich auch sprachlich dorthin begeben... [Vgl. Diarium v. Olli VII. 1322 – 1383].Du hast es drauf Olli...;-)))
...hab ich erwähnt, daß ich die Aufnahme besonders reizend finde, wegen diesen sanften Lichts..?
Gruß Karin
PeLeh 12/12/2023 14:31
Gottseidank gibt es die MacSchiebecks, die das Geheimnis lüften konnten .... und schöne Bilder machen :-)))Einen schönen Tag und viele GrüßePeter