Das Vorsprechen

Das Vorsprechen

„Wie kann ich dir helfen, junger Mann?“, fragte ich die Ente.
„Sie sind doch Schauspieler-Agent, richtig? Ich möchte bei Ihnen vorsprechen.“
„Das stimmt und ich bin immer auf der Suche nach neuen Talenten. Wo hast du denn studiert?“
„An der „Duckling High School of Music and Art“ in Brooklyn.“, sagte die Ente stolz.
„Ja, von der habe ich gehört, die hat einen guten Ruf. Momentan suche ich eine Stunt-Ente für eine Tierdokumentation über die Entenjagd, Interesse?“
„Ich soll mich von einem Jäger vor laufender Kamera abschießen lassen?“, fragte die Ente empört.
„Sind doch nur Platzpatronen, dir wird keine Feder gekrümmt.“
„Das hat Alec Baldwin auch gedacht und was ist passiert…?“
„Hmm, du hast vielleicht recht.“ Ich wühlte in meinen Unterlagen. „Ach hier, der Hersteller des Toiletten-Reinigers „WC-Ente“ sucht Darsteller für einen neuen Werbespot. Wie sieht es denn damit aus?“
„Wollen Sie mich verarschen? Ich beherrsche die hohe Kunst des Schauspiels und ich soll Latrinen-Werbung machen?“ Die Ente rümpfte die Nase.
„Was waren denn deine Schwerpunkte an der Uni?“, wollte ich wissen.
„Minnesang und Stepptanz.“
„Nun, das ist sehr speziell. Aber zeig´ mal, was du kannst.“
Die Ente packte eine Laute aus ihrem Rucksack und begann zu singen: „ Oh holde Maid, vom schröcklich´ Drachen gefangen, dem fetten.
Flugs eil´ ich herbei, um dich zu erretten…“
„Danke, das reicht und nun bitte noch eine kurze Tanzeinlage.“
Die Ente verstaute die Laute und holte stattdessen einen Dandy-Stock und einen Zylinder hervor: „I´m singin´ in the rain, just singin´ in the rain…“, sang sie und steppte dazu, dass die Schwimmhäute ihrer Füße nur so auf den Boden platschten.
„Du hast durchaus Talent“, sagte ich. „Weißt du was? Ich nehme dich in meine Kartei auf und melde mich, sobald ein passendes Angebot vorhanden ist. Ich mache schnell noch ein Foto von dir…“