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Jürgen Schmidt


Free Account, Rimbach

Das Ziel

und leider auch den Flügel vor Augen...

Nachdem ich, nach dem Galerieeinzug meiner Pelzbiene,

Achtung!
Achtung!
Jürgen Schmidt

viele Anfragen interessierter Fotografen, mit teilweise falschen Meinungen zur Aufnahmetechnik, erhalten habe möchte ich hier an dieser Stelle mal ein paar Erläuterungen abgeben:

Aufnahmen mit Flugtunnel (Karton mit Loch als Ausflugöffnung) mache ich praktisch überhaupt keine mehr. Der Maikäfer ist da eine Ausnahme, diese Käfer kann man in freier Natur praktisch nicht fliegend erwischen. Drum habe ich einen gefangen und vom Küchentisch aus starten lassen, wobei ich aber meine mobile Ausrüstung in Flugrichtung gehalten habe, wie auch in freier Natur. Flugtunnelaufnahmen, wie die von Stephen Dalton, dem Urahn der Kurzzeitfotografie fliegender Insekten (und anderer Tiere!) zu machen, ist schwieriger als man meint. Nicht die Technik ist hier das Problem, sondern vor allem die Gestaltung des Umfeldes. Hier einen glaubwürdigen Lebensraum nachzubilden ist sehr aufwändig. Zudem müssen die Tiere gefangen und wieder in Freiheit entlassen werden. Daher habe ich mich von dieser Art der Kurzzeitfotografie verabschiedet und mache nur noch Wildlife-Aufnahmen. Ich werde mich evtl. mit den Maikäfern mal noch an Stroboskobbildern versuchen, mehr Studioaufnahmen werden es aber nicht werden. Das Fotografieren in freier Natur ist zudem viel aufregender und schöner, als das zu Hause. Schließlich zählt für einen Naturfotografen ja nicht nur das Bild als solches, sondern auch das "Erlebnis Natur", das auch ich nicht missen möchte.
Fliegende Insekten in freier Natur zu fotografieren ist, trotz Hilfsmitteln wie der Lichtschranke, extrem schwierig und mit sehr viel Ausschuss behaftet. Die Tiere in der freien Luft zu fotografieren ist in 99% der Fälle unmöglich. Selbst Schwebfliegen oder die Pelzbienen, die auch in der luft "stehen" sind in diesem Element viel vorsichtiger als wenn sie auf Blüten sitzen. Daher entstehen die meisten meiner Bilder während die Tiere von Blüten oder Blättern starten oder diese anfliegen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass auch noch der Lebensraum abgebildet wird, ansonsten wären, wegen der kurzen Belichtungszeiten, alle Bilder im Hintergrund rabenschwarz, was meiner Meinung nach hauptsächlich zu nachtaktiven Tieren wie Nachtfaltern oder auch den Maikäfern passt. Die Lichtschranke ist übrigens ein Hilfsmittel, das jeder der im Elektronik Fachmarkt einkaufen, sich dort besorgen kann. Sie ist aber nicht die technische Hürde, die zu nehmen ist. Die große Problematik ist die Auslöseverzögerung des Kameraverschlusses. Auch wenn hier moderne Kameras (die Sony R1 hat nur 7,5ms Verzögerung!) immer schneller werden sind sie noch immer zu langsam. Meine jetzige Konstruktion hat nur noch 3,5ms Verzögerung vom Zeitpunkt wenn das Insekt den Lichtstrahl durchbricht bis zum Zünden der Blitze. Selbst diese 3,5ms sind für ganz flinke Tiere noch immer zu langsam. Mein Ziel ist es hier auf 1ms bis 1,5ms zu kommen, was dann aber auch die Grenze des technisch (mit normalen Mitteln) Machbaren darstellt.

Ich hoffe meine Erklärungen beseitigen einige Fehlvermutungen und bringen etwas Licht in diese sehr spezielle Art der Naturfotografie, die mich seit ich Stephen Daltons Buch "Im Flug gestoppt" gesehen habe, fasziniert.
Interessierte sollten sich auch mal Rolf Nagels Homepage (http://www.insektenflug.de) ansehen. Er macht solche Bilder schon seit mehr als 30 Jahren! Und das immer wildlife. Ich kenne viele seiner Bilder, die nicht auf der Page zu sehen sind und kann euch sagen, sie sind fantastisch!

Gruß
Jürgen

Comentarios 7

  • Peter Aurand 27/04/2006 3:22

    Deine Flugbilder sind wirklich perfekt und werden immer noch besser. Danke für deine Erklärung, ich wusste nähmlich bis jetzt nicht ob du mit oder ohne Flugtunnel arbeitest.
    Viele Grüsse Peter
  • Thomas Will 26/04/2006 22:01

    Tolles Ziel, vor Augen, prima erwischt. Feine Qualli.

    VG Thomas
  • Don Fröhlich 26/04/2006 17:26

    Das Ziel vor Augen, super erwischt!
    Gruß Ingolf
  • Torsten Bittner (GDT) 26/04/2006 17:00

    tolle Infos, die du zu dieser faszinierenden Art zu Fotografieren hier gibts, gefaällt mir sehr gut...das Foto finde ich trotz des Flügels vor den Augen sehr schön, ich finde das nicht störend...klasse Aufnahme...

    GRüße Torsten
  • Joachim Hatzis 26/04/2006 13:07

    ich sags ganz ehrlich,dass fotografieren im studio wuerde mir auch keinen spass machen,ist nicht so mein ding ! fuer mich zaehlt neben den ganzen eindruecken die man auf wiesen und felder sammelt, auch der geruch von frischen grass,dass erlebniss freiheit,und nicht zuletzt mein hund lucky, der sich auf jedem meiner fotoshotings wunderbahr an mich anpasst,und es genau so geniest wie ich ! es lebe wildlife ! dein foto ist wieder mal vom allerfeinsten !
    l.g. joachim
  • Maria-L. Müller 26/04/2006 12:16

    Fantastisch,und wie schön hier der Saugrüssel zu erkennen ist!
    LG Maria
  • Andrea Weiß 26/04/2006 11:42

    Das Spiel ist super. Tolle Schärfe und auch das Motiv !

    LG
    Andrea