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"der antiheld" oder "wie achmed starb"

"der antiheld" oder "wie achmed starb"

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"der antiheld" oder "wie achmed starb"

er hieß achmed. jedenfalls sagte man das, denn seine eltern sind moslems,
wie man vermutet, denn mit anderen erzählen tun sie ja nicht. er lebte im
gleichen ort wie ich. ein kleiner ort, ohne ampel wo abends im wahrsten
sinne des wortes die randsteine hochgeklappt werden. wo die alten frauen aus
den fenstern schauen und es um 12 uhr überall nach bratenfleisch riecht. man
kannte sich untereinander. aber in der letzten zeit kommen immer mehr
fremde. zugezogene. die irgend wo in ein miethaus ziehen.

so kam auch achmed nach reinhausen. achmed wohnte in einem alten schäbigen
häuschen mit seinen eltern und seinen geschwistern. aber er war ja eh nie zu
hause, denn er hat sich immer herumgetrieben. die bushaltestelle in unseren
ort war sein gebiet. dort war er der chef. wenn er etwas brauchte ging er in
die bäckerei gegenüber der bushaltestelle und hat es sich etwas geklaut.
deswegen hatte er dort oft hausverbot. aber das störte achmed nicht. denn so
etwas gehört ja zum guten ton. er wollte immer gefährlich aussehen. wie in
den musikvideos die amerikanischen gangster mit den vielen nutten. eine
freundin hatte er ja. man sagte, dass sie eine russin ist. 16 ist sie. die
männer schauen ihr immer auf den arsch, wenn sie in hautengen trainigshosen
ohne unterwäsche ihr kind im dorf auf den gehwegen herumschiebt. sie hat das
kind von einem freier erzählt man sich in der bäckerei.

wo achmed war war auch sie und deren freunde. sie liefen durch die straßen
und lebten das jetzt. von der einen minute zur anderen. sie kannten die
brutalität der straßen rheinhausens aber hatten die einwohner fest im griff.
dass sollte immer so bleiben und achmed wusste wie man das macht. fahrräder
klauen. das konnte er verdammt gut, denn in rheinhausen werden die fahrräder
nicht abgeschlossen. sie werden einfach in den hof oder vor die bäckerei
gestellt. immer wenn ein fahrrad geklaut wurde, musste man ganz simpel mit
der polizei zu achmeds familie gehen, und in deren hof nachschauen. dort
fand man es immer. achmeds vater wissen die nachbarn, hat ihn dann immer
verprügelt. er ist ein anständiger arbeiter, der die nachbarn grüßt. zwar
spricht er kein deutsch, aber einfache arbeiten wird er schon erledigen
können heißt es. und weil achmed immer verpügelt wurde, hat auch er
begonnen, sich mit schwächeren zu prügeln. alle hatten angst vor ihm und
jeder hoffte dass der zorn achmeds ihn nicht erwischt. deswegen krochen ihm
alle in den arsch und er war der unangefochtene gangleader der brotherhood.

das jugendamt versuchte sich dem jungen anzunehmen, aber es klappte nicht.
er kam in so urlaube, wo versucht wird, verhaltensauffällige menschen mit
gesprächen und spielen zu therapieren. doch all das half nicht. er konnte
wohl nie, wenn er zu hause war, irgend einen nutzen daraus ziehen.
so kam die nacht, an dem achmed ins nachbardorf lief, weil er gerade kein
fahrrad zur hand hatte. die gang traf sich in oberhausen auf dem spielplatz
um dort die häuschen anzusprayen und zu kiffen. natürlich trinken sie auf
dem spielplatz auch alcopops. wie eben der zufall einem im leben so komische
streiche spielt, traf achmed auf dem fahrradweg, der nach oberhausen direkt
neben der straße verläuft, auf den großen bruder eines jungen, den er immer
gequält und krankenhausreif geschlagen hat. der bruder wollte nun auch
achmed mal so richtig hernehmen. achmed bekam es mit der angst zu tun und
wollte über die straße weglaufen. in diesem moment kam ein auto mit 70
angefahren. achmed wurde von dem auto erfasst und starb noch vor ort.

alle, die achmed so gequält hat, waren dann an der unfallstelle und haben im
kollektiv getrauert, lichter angezündet, gesungen, plüschtiere niedergelegt.
aber genau genommen haben sie nicht um achmed getrauert. sie waren
erleichtert und wurden lediglich das erste mal in ihrem leben mit dem tod
konfrontiert. die alten omas, die achmed immer als alte huren oder dumme
fotzten bezeichnete, wenn sie an ihm an der bushaltestelle mit ihren
fahrrädern vorrüber fuhren, waren froh darüber, dass er endlich weg ist.
auch in der bäckerei wird nichts mehr geklaut. so herrscht nun wieder ruhe
im dorf und alles geht seinen normalen gang.

der fahrer der achmed überfuhr, ist an diesem nachmittag in sein neues haus
in rheinhausen eingezogen.

Comentarios 19

  • MissSaya Zimmermann 18/03/2007 21:58

    Das arme Tierchen..
  • Unzerkaute Ideen 13/03/2005 21:43

    auf deine frage im profil:

    MEIN lieblingsbild:-)))

    vielleicht krieg ichs ja mal von dir in mein profil gestellt da würd ich mich freun ;-)
  • Jogi Zouzou Lang 07/03/2005 21:10

    niemand konnte ahnen dass 14liter tequila nicht ganz gesund sein konnen....
  • Ich glaubte die Welt zu entdecken 09/02/2005 19:48

    vielen dank doro
  • Doro G 09/02/2005 19:07

    ...das bild zu dem text ist hart...aber gut...echt gut...die geschichte erinnert mich ein bischen an demian (hesse)...ich glaube kromer heißt der achmet dort...das bild gehört zu einem deiner besten...am meisten gefällt mir dieser struktur-unterschied vom gras dem fell und den barthärchen...sehr geil....
  • R W. 01/02/2005 12:49

    sehr einfühlend fotografiert
  • Le Wolf 28/01/2005 20:15

    super schärfe-unschärfe-spiel. wünsche achmed alles gute im Paradies! Er starb als Kämpfer :-)
    gruss
  • Oliver Huth 28/12/2004 14:16

    Alle Achtung .......

    LG Oliver
  • Ivy Ó Donóghúe 15/12/2004 10:22

    ganz tiefe story ... ganz tiefes bild ....

    Ivy
  • Gerti We. 09/12/2004 15:56

    @ Axel
    Eine ergreifende Geschichte,
    die es richtig wert ist, von Dir erzählt zu werden.
    Bin am Überlegen: Der Junge hat wahrschein-
    lich wenig Liebe von seinen Eltern erfahren,
    aber heftige Schläge, nachdem er zum
    Anstellen, Klauen gekommen ist. Was sind
    eigentlich die Gründe, daß er so ausgeartet ist?
    Da fällt mir nur ein Satz einer Lehrerin in
    der Grundschule ein:
    "Es sind alles gute Kinder! Alle sind gut!"
    Es sind Erwachsene zuerst (neben den Schulkameraden und Jugendlichen), die Kinder /
    Jugendliche prägen, wo sollte sich ein junger Mensch denn sonst orientieren! (Kommentare nicht gelesen, wegen Zeitmangel - sorry!)
    Beste Grüße
    Gerti

  • Wolfgang Djanga S. 09/12/2004 10:13

    Puuh, heftige Geschichte und im Zusammenhang mit dem Bild noch mit einem ganz besonderen Touch... ich habe die Geschichte gestern schon gelesen und musste erst mal ne Nacht drüber schlafen... diese Antihelden, welchen Namens auch immer, gibt's wohl leider immer wieder (und vielleicht auch immer öfter?)... und solches Verhalten, Auftreten, so ein Leben ist so unendlich weit weg von dem, was mir an Werten, Einstellungen, dem Verhalten gegenüber Mitmenschen wichtig ist. Es erschreckt mich immer wieder, so etwas mitzubekommen und macht mich gleichzeitig traurig, was in solchen Menschen alles zerstört sein muss, um so zu werden... ein "Opfer der Umstände"... ja, wohl schon - aber genau das ist das Schlimme... hilflos zuzusehen, wie Menschen so werden, wie sie anderen schaden und das Leben zur Hölle machen... und doch sicherlich in Ihrem Kern auch sehr einsam und unglücklich sind... und was bleibt nach so einem kurzen, verbitterten Leben? Ein wenig Mitleid, aber auch bei direkt Betroffenen so etwas wie Erleichterung - einer weniger, der Ihnen das Leben schwer macht... traurig...
    Axel, Du schreibst wirklich klasse, Deine Art zu schreiben berührt - mach da mehr draus... echt!
    LG Wolfgang
  • Ich glaubte die Welt zu entdecken 09/12/2004 8:16

    das foto ist ganz einfach entstanden. unsere katze hubert legt uns beinahe jeden morgen etwas vor die tür. ja, er war in gewisser weise eine ratte. aber er tat mir in seinem selbstzerstörerischen schaffen wirklich leid. sein leben verlief ausweglos.
    der text sollte eigentlich sozial- bzw. gesellschaftskritisch sein. ich wollte mit ihm die "normalen dorfbewohner" etwas ausleuchten, gleichzeitig aber wollte ich achmeds leben und die subkultur, in der er lebte etwas beschreiben. wobei man am ende doch mitleid mit ihm haben sollte.
  • Aline Bee 08/12/2004 19:42

    Oooh

    das Bild...
    Ich brauch Zeit um den Text zu lesen,
    erinner mich mal dran dass ich das nicht vergess Axel!

    Und kommst du am Samstag?

    Ich tipp ja mal.....








    NEIN

    ;o)
  • Glücks Kind 08/12/2004 17:36

    Find ich auch - das passt !
    Sehr nachdenklich und überhaupt ++

    KAthi
  • Alta- Photos 08/12/2004 16:34

    @axel, deine geschicht ist schon okay