Der Dorfteich...

Der Dorfteich...

...ist eigentlich schon immer Treffpunkt gewesen.
Bei schönem Wetter sind die Bänke rund herum, vor allem Nachmittags von Müttern und ihren Kindern besetzt. Rentner tauschen die Neuigkeiten des Tages aus, die Glocke der Kirche schlägt pünktlich zu jeder vollen und halben Stunde. Es gibt Dinge, die sich einfach nie ändern. Ich überlege wie viel Jahre es her ist, seit ich das letzte Mal hier war, zwanzig werden es wohl mindestens sein. Das Wetter lädt nicht wirklich zum Verweilen ein, dennoch lasse ich mich vor dem nächsten Schauer auf einer Bank nieder, Plätze gibt es heute ja genug. Ausser mir sitzt in einigem Abstand noch ein älterer Herr auf einer Bank direkt am Ufer. Aus einer Tüte nimmt er immer wieder etwas von seinem mitgebrachten Brot und wirft es den zahlreich um ihn versammelten Enten zu. An dem neben ihm stehenden Fahrrad baumeln bestimmt noch zehn weitere Tüten und eine mittelgroße Tasche. Es vergeht bestimmt eine halbe Stunde, da nimmt er das letzte Stück Brot heraus, verfüttert es in kleine Stücke zerteilt an seine Gäste, faltet die Tüte ordentlich zusammen und verstaut sie in seiner Manteltasche.
Das Aufstehen scheint ihm sichtlich schwerzufallen. Weder Kleidung noch das große Gepäck ermöglichen es ihm aufzusteigen, sodass er sein betagtes Rad langsam die kleine Böschung hinaufschieben muss. Feiner Nieselregen setzt ein, mit einer Hand schlägt er den Kragen hoch, schaut kurz zu mir herüber und nickt kaum wahrnehmbar mit dem Kopf während zwei Finger seine Hutkrempe berühren. Ich nicke zum Zeichen des Grußes zurück. Der Regen wird nun kräftiger und ich trete den Rückweg an, mein Auto steht auf einem Parkplatz vor dem nahegelegenen Supermarkt. Ich kaufe noch etwas ein, bezahle und schiebe den Einkaufswagen zurück. Die Scheibenwischer haben jetzt bei dem Regen gut zu tun und bevor ich auf die Strasse einbiege schaue ich kurz in den Rückspiegel. Seitlich des Einganges steht ein vollbepacktes Fahrrad, daneben sitzt ein Mann mit Hut und Mantel auf dem Boden.