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Der große Hunde-Leistungstest

Der große Hunde-Leistungstest

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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Der große Hunde-Leistungstest

„Ihr wisst, warum Ihr hier seid?“, fragte ich die drei Hunde.
Der Rottweiler nickte stumm.
„Na klar!“, antwortet der Golden Retriever.
„Was?“ Der kleine Yorkshire Terrier war – eigentlich wie immer – ziemlich verpeilt.
„Jungs, könntet Ihr es ihm bitte nochmals erklären.“ Der Kleine nervte mich jetzt schon.
„Du sollst Bälle fangen. Möglichst viele, möglichst schnell, kapiert?“, baute sich der Rottweiler vor dem Winzling auf.
„Ach so!“, hechelte der Yorkshire, lächelte verlegen und hüpfte fröhlich herum.
Aber die Erklärung des Rottweilers war nicht die ganze Wahrheit. In Wirklichkeit testete ich nicht die sportliche Leistungsfähigkeit der Hunde, sondern ihre Intelligenz. Aber das durften sie nicht wissen, da es die Ergebnisse verfälschen würde. Gemein? Ja, aber so funktioniert Wissenschaft.
Zuerst war der Rottweiler an der Reihe. Ich warf die Bälle, er sprintete den Bällen hinterher und apportierte sie punktgenau vor meine Füße.
„An was hast du gedacht, als du mir die Bälle brachtest?“, fragte ich den Rottweiler interessiert.
„Lass´ mal überlegen… ‚Ball!‘ Ich hatte ‚Ball!‘ gedacht“, antwortete der Hund.
Ich notierte mir ‚einfach gestrickt‘ in mein Forschungs-Notizbuch.
Der Golden Retriever jagte den Bällen etwas gemächlicher hinterher.
„Und? Was ging dir so durch den Kopf?“, wollte ich von ihm wissen.
„Bunt“, antwortete der Retriever verträumt. „Der Ball ist schön bunt.“
Ich fügte ‚lieb, aber bräsig‘ meinen Notizen hinzu.
Als letzter war der Yorkshire Terrier an der Reihe. Ich warf den Ball, der Terrier drehte sich mehrfach um die eigene Achse und sah mich fragend an.
„Na, Kleiner. Hast du mir irgendetwas mitzuteilen?“ Ich rollte mit den Augen.
„Was?“, erwiderte er.
Ich schrieb mir ‚hoffnungslos‘ auf.
„Vielen Dank, Jungs! Wir sind durch mit dem Test. Noch irgendwelche Anmerkungen?“, fragte ich ernüchtert in die Runde.
„Ja!“, sagte der Golden Retriever. „Wenn du den Ball mehr im fünfundvierzig Grad Winkel wirfst, dann fliegt er weiter. Du weißt ja: schräger Wurf, Weg-Zeit-Gesetz und so.“
„Wie bitte?“, fragte ich verblüfft.
„Mir ist noch ein Gedicht zum Ball eingefallen“, sagte der Rottweiler.
„Ich jage nach des Balles Rund,
das hält mich fit und sehr gesund!“
„Aha!“ Ich kam aus dem Staunen nicht heraus.
„Und soziologisch betrachtet ist das Mensch-Hund-Verhältnis unilateral ungerecht“, warf der Yorkshire ein. „Warum werft immer nur ihr die Bälle und nicht umgekehrt?“ Mir klappte die Kinnlade nach unten.
„Und, Männer? Habt ihr euch Notizen gemacht?“, fragte der Rottweiler seine Kumpels.
„Na klar! Sehr schlicht der Typ“, antwortete der Retriever.
„Noch nicht mal Bälle werfen kann er richtig!“, warf der Terrier ein.
„Gemein, ne? Aber so funktioniert Wissenschaft!“, sagte der Rottweiler zu mir.
Die Hunde lachten und ließen mich verdutzt zurück…

Comentarios 3

  • Karl G. Vock 12/08/2023 14:38

    Sehr schön wie der Blick dem Ball folgt.
    Hunde sind hervorragende Bewegungsseher.
    Mein erster eigener Schäferhund liess mich die geworfenen Bälle immer selbst wiederholen. Der hat niemals einen Ball geholt.

    LG
    Karl
  • Susanne Dropmann 12/08/2023 11:30

    Geschichten Schreiber Oliver war wieder am Werk, sehr liebevoll und nett geschrieben , eine tolle Schmunzelgeschichte und die Aufnahme ist richtig toll.
    Viele Grüße Susanne

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