Der Kater

Der Kater

„Hier drüben!“, winkte mir die Gans mit ihren Flügeln zu.
Der Gänserich neben ihr schien dringend Hilfe zu benötigen.
Das war eindeutig ein Fall für Gänse-Streetworker Olli. Also watete ich durch das doch recht kalte Wasser. Den Gänserich kennst du doch, dachte ich, als ich mich den Beiden näherte. War das etwa die garstige Gans, der Rüpel, der ein Coaching bei mir gebucht hatte?
„Günther Ganter, was machst du denn hier?“, rief ich überrascht. „Oder soll ich dich besser Ganter Günther nennen?“ Seit unserer letzten Begegnung duzten wir zwei uns ja, aber mit Vor- und Nachnamen war das bei Gänsen manchmal etwas kompliziert.
„Sag´ einfach Günni zu mir“, antwortete der Ganter würgend und röchelnd.
„Okidoki, Günni. Was ist los?“ Ich war froh, dass er es mir so einfach machte.
„Mir ist soooo schlecht!“, Günni spukte und hechelte.
„Er hat einfach zu viel getrunken!“, erklärte die Gans neben ihm. „Wir haben Junggesellenabschied gefeiert, denn Günther heiratet nächste Woche!“
„Ist das wirklich wahr? Das sind ja großartige Neuigkeiten, herzlichen Glückwunsch!“
Es freute mich sehr, dass mein Benimm-Coaching so erfolgreich gewesen war.
„Wer ist denn die glückliche Braut?“
„Eine ganz… reizende Gänsedame … spuck… aus bestem Hause: Gerta von Gans! Kommst du… hust… zur Hochzeit? Ich hätte dich gerne als Trauzeugen. Wir feiern… arrgh… auf Schloss Gantenbein.“ Günni fiel das Reden sichtlich schwer.
„Sehr gerne, aber wir müssen jetzt erst einmal etwas gegen deinen schlimmen Kater unternehmen!“
Zum Glück hatte ich immer ein paar Aspirin in der Tasche. Zusätzlich lud ich die beiden noch auf ein ausgiebiges Kater-Frühstück mit reichlich Rollmops ein.
Die Hochzeit eine Woche später war ein rauschendes Fest, auf dem wir viel lachten, tanzten und tranken. Mann, was hatte ich am nächsten Morgen für einen Kater...