Der optische Espresso für die Netzhaut: U-Bahnhof Garching, München
Wer sich den U-Bahnhof Garching betrachtet, fühlt sich unwillkürlich an ein Gemälde des holländischen Malers Piet Mondrians (1872 – 1944) erinnert. Als Begründer des Konstruktivismus verwendete er in seinen späten Werken ausschließlich die Grundfarben Rot, Gelb, Blau, Schwarz in Form von senkrechten und waagrechten Linien und weiß als Bildhintergrund. Die Stilelemente des Bahnhofs sind fast identisch. Die tunnelförmig gebogenen Wände sind mit einander überlappenden, riesigen Wandpaneelen in den Farben weiß, rot, grün und gelb verkleidet. Rechteckige Spielflächen und von Garchinger Künstlern gestaltete Bildtafeln in Rotgelbtönen sind dazwischen eingestreut. Der resultierende grafische Effekt ist einigermaßen überwältigend. Morgens zum Aufwachen ist dieser Anblick für alle Pendler sicherlich optimal, er wirkt wie ein doppelter optischer Espresso. Der Bahnsteig ist mit einer hauchdünnen Staubschicht bedeckt - vermutlich pulverisierte Kontaktlinsen.
Bei der Typographie des Stationsschriftzuges „Garching“ springt der Buchstabe A ins Auge, der die Form des Garchinger Forschungsreaktors aufgreift. Er wurde am 31. Oktober 1957 als erster Forschungsreaktor in Deutschland in Betrieb genommen. Was noch viel besser ist: Am 28. Juli 2000 um 10:30 Uhr wurde er wieder abgeschaltet. Wegen seiner eiförmigen Kuppel, ein Bestandteil des Stadtwappens von Garching (so ist man bei einem GAU "gewappnet"), wird er im Volksmund auch liebevoll als Atomei bezeichnet und steht unter Denkmalschutz. Als kleine Homage an die Errungenschaften der Technik strahlt das "A" im Stationsschriftzug "Garching" im Dunkeln fahldiodengrün (na ja ... zumindest fast :-)). Ungewöhnlich sind auch die auf Bahnsteigniveau vorhandenen Fahrkartenautomaten, die sich normalerweise am Einstieg der Rolltreppen finden.
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