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Wolfgang Graßl


Free Account, München

Der Setzer

Ein fast ausgestorbener Beruf: Schriftsetzer.
Heute unvorstellbar, Drucksachen mit Einzelbuchstaben aus Blei
zusammenzusetzen. Das Foto entstand 1974, da hatte ich meine Lehrzeit
schon 3 Jahre hinter mir. Ausgeübt hab ich den Beruf bis 2004.

Comentarios 7

  • Miri hat den Farbfilm vergessen 10/11/2024 15:20

    Mein Opa war gelernter Maschinensetzer, hat das auch viele Jahre lang gemacht. Von da her habe ich so ein klein wenig "Verbindung" zu diesem Beruf. Und ja, das hier sieht eher nach Handsatz aus (heißt doch so?).

    Ein kleiner Traum von mir wäre ja, dass mein erster Gedichtband (wenn er denn mal fertig ist …) so ganz "analog" gesetzt werden würde. Aber das wird ein Traum bleiben, das ist mir schon klar …

    LG
    Mirjam
  • Maschinensetzer 16/12/2013 0:28

    Es fällt schwer, an diese Zeit ohne Traurigkeit zurückzudenken, sie war einfach schöner als heute!

    Vielleicht, weil ich nach Feierabend mal schnell zur Siegstrecke fahren konnte,
    Ein Nachmittag an der Siegstrecke 1975, op. 1
    Ein Nachmittag an der Siegstrecke 1975, op. 1
    Maschinensetzer
    aber auch die Arbeit war auf einem ganz anderen menschenwürdigeren Niveau.

    Die Nachtschichten an der Linotype-Setzmaschine ohne Handy- oder Mail-Störungen sind ein hervorragendes Beispiel für die Einheit von Mensch und Maschine! Wie das Lokpersonal seine Dampflokomotive liebte, liebe ich auch diese Bleisetzmaschinen. Mit ihrem 280 Grad heißen Bleikessel strahlt sie Lebenswärme aus, jedes Geräusch ihres Arbeitsablaufs sitzt in Fleisch und Blut und jede Unregelmäßigkeit wird sofort erkannt.

    Es entsteht eine Symbiose zwischen Mensch und Maschine! Schon vor Arbeitsbeginn, während das Blei im Kessel schmilzt, denkt man daran, was der Maschine gut tut: Hier Keile und Matrizenweg säubern, dort ein paar Tropfen Öl und für die Antriebsriemen etwas Riemenfett.

    Ich bin froh und dankbar, dass ich meine 80-jährige Linotype immer noch anheizen kann, um in diese längst vergangenen Zeiten zurückzukehren, und ein paar Stunden diese grausame hektische Gegenwart vergessen kann.

    Blei ist kein hartes Metall! Es lässt sich mit dem Fingernagel ritzen und fühlt sich fast organisch an. Es ist schwer und lebendig, eigensinnig und überraschend, gibt nach und lässt sich manipulieren.

    Mein Lehrmeister an der Linotype saß noch mit achtzig Jahren an seiner Maschine (die ich übernommen und komplett überholt habe), rauchte seine Reval ohne Filter mit der Pinzette, eigentlich zum Greifen kleinster Bleibuchstaben gedacht, bis auf fünf Millimeter Länge, und hat mit 94 Jahren mumifiziert von Rauch, Nikotin und Schwermetall einfach aufgehört zu Leben.

    Er war sein Leben lang, durch Kriege hindurch, immer positiv und glücklich mit seinem Beruf – nur mit seiner Frau musste er sich arrangieren...

    Viele Grüße
    Thomas
  • Rudolf Schlöpker 21/11/2013 21:55

    Das hat mein Vater gearbeitet, bei den Westfälischen Nachrichten, jeden Abend, nach Redaktions Schluss musten die Seiten unter Zeitdruck zusammen gesetzt werden, denn spätestens um 20h war Andruck..

    ein schönes Zeitdokument!
  • Tobias Pokallus 20/11/2013 9:33

    Eine Hochachtung für diesen Beruf! Ein sehr schönes Zeitdokument!

    Gruß Tobi
  • Breiterfluss 19/11/2013 23:05

    ... klasse ! hab ich ab 1972 auch gelernt ... da war es noch ein super-anerkannter beruf ...
    beste grüsse, jürgen ;o) ...
  • Frank-Dieter Peyer 19/11/2013 22:56

    Schönes Zeitdokument eines "Typenhaschers".