Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Der Wahnsinnswunsch

Der Dezember ist die Zeit der Wahnsinnswünsche. Z.B. der alte Menschheitswunsch sich dem Wahnsinn so zu nähern, dass man ihn nicht nur versteht, sondern auch fühlt. Dieses seidenweiche, immer kostbare Gefühl tief in den Wahnsinn einzutauchen, von ihm umhüllt zu sein und in seinem Schutz in einer westlichen Weste behütet zu sein. Denn beschützt betulich dem Wahnsinn zu verfallen, ist der Ausdruck von Wohlstand, beschreibt das Umfeld von Lebensgeschichtenluxus. Irgendwann ist das Ziel einer brauchbar geilen Vita - bling bling - wahnsinnig zu werden. Verrückt im Sinne einer Krönung. Bescheuert im Vergleich mit Nichtbescheuerten. Bekloppt in der Art eines Abziehbildes des Nutzlosen. Man möchte den Schein. Nicht etwa den Schein wahren, man möchte den Schein. Endgültig dem Krieg der nicht Schutzbefohlenen und Betreuten entfleucht.

Ab diesem Moment ist jedes gesagte Wort in einer anderen Liga. Jede Tat hat den Wert einer Erheblichkeit. Eine Erheblichkeit, welche das Unerhebliche erhebt. Dem Sinnlosen wird ein Kick gegeben und es bekommt einen Überzug aus feinster Schokolade, flüssigem Gold und dem Blut aus reinster Philosophenasche. Die Teleologie setzt das Ziel. Der Mensch entzieht sich diesem, in dem er sein Fleisch in diesem Schokoladenfonduevermächtnis neu definiert. Die Dinge selbst sind nicht der Mensch. Sondern nach Aristoteles sind Menschen „diejenigen, die entweder (a) von allen oder (b) den meisten oder (c) den Fachleuten und dabei entweder (ci) von allen oder (cii) den meisten oder (ciii) den bekanntesten und anerkanntesten für richtig gehalten werden.“

Wer verrückt ist, versteht das. Nein, er versteht nichts, aber er weiss alles, weil er nichts mehr wissen muss. Er fühlt sich in dunklen Räumen wohl. Er geht in Angst spazieren, wie andere durch sonnendurchflutete Parks. Er kocht aus dem Tod Knochensuppe. Er ist ein Leibeigener von Allem. Und doch steht sein Bild irgendwo erhaben auf irgendeinem Tisch. Auf einem leeren Tisch. Man kann lesen in diesem Bild. Es zeigt ein Menschengesicht. Ein Gesicht voll von Mensch. Geschichten aus Bullerbü, Kiel oder Pata Negra, Kairo oder Manchester. Geschichten aus tiefster Sinnhaftigkeit - Liebe und Hass, Leben und Überleben. Geschichten aus Sand, Wasser, Ton und Erde. Klänge zwischen Erdkern und Menschenhaut. Geschmäcker zwischen Gemüse und Fischhaut. Komplementäre von Spinat und Wachteln. Geschichten aus der Bundesliga - Regional.

Irgendwann blickt das Gesicht nach innen. Und da wird der Wahnsinnswunsch wieder wahnsinnig nah.
Kinder werden erklären: Das Nähe das Allerschönste ist.

Kümmert euch um euch!

11. Dezember 2018

Comentarios 2

  • trotzdem.c|b 11/12/2018 13:56

    ..!*

    LG, trotzdem.c|b
  • Werner Nielsen 11/12/2018 12:29

    Es erstarrt Einem zur eisigen Freude aus selbst-befeuertem Mitleid  ...
    und endet zum Schluss als ein noch nicht einmal da gewesenes geschichtliches [komma] 
    .......