Der Zauberberg - Bad Hersfelder Festspiele 2012
DER ZAUBERBERG
Am Mittwoch, den 27.06.2012, fand mit „Der Zauberberg“ die dritte Premiere der 62. Bad Hersfelder Festspiele statt. Thomas Manns Jahrhundertroman, der rund 1200 Seiten umfasst, wurde in der etwa zweieinhalbstündigen reduzierten und konzentrierten Fassung von Vera Sturm und Hermann Beil, unter der Regie von Janusz Kica, aufgeführt.
Hans Castorp , meisterhaft gespielt von Sören Wunderlich, ein junger Ingenieur aus Hamburg will seinem kranken Vetter Joachim Ziemßen (überzeugend dargestellt von Thomas Gimbel) in einem Lungensanatorium in den schweizer Bergen besuchen. Der am Anfang eher einfach und unscheinbar wirkende junge Mann ist im Laufe seines Besuchs so fasziniert von der Welt „da oben“, dass er statt der geplanten drei Wochen das Sanatorium erst nach sieben Jahre wieder verlässt. Erst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs veranlasst ihn, wieder in die für ihn ungewisse Welt „da unten“ zurückzukehren. Während seines Aufenthalts in der eigenen, abgeschlossenen Welt des Sanatoriums passt er sich immer mehr den Regeln und dem Wertesystem dort an und wird vom „gesunden“ Besucher zum Patienten. Dort trifft er auf weltentrückte Personen, die ihn mit Philosophie, Politik, Liebe, Krankheit und Tod konfrontieren. Entscheidend für seinen langen Aufenthalt ist die Liebe zu der schönen und geheimnisvollen Russin Clawdia Chauchat (erotisch und verführerisch gespielt von Charlotte Sieglin), die allerdings nach kurzer Zeit abreist. Nach einer langen Zeit des Wartens für Castorp kehrt sie jedoch zusammen mit Mynheer Peeperkorn (Wolfgang Jaroschka mit einer eindrucksvollen Bühnenpräsenz), einem reichen, großspurigen Kaffekönig, wieder zurück in das Davoser Sanatorium. Im Mittelpunkt des gesamten Handlungsstrangs stehen auch vier Frauen, Hermine Kleefeld (Maaike Schuurmans), Frau Iltis (Maddalena Noemi Hirschal), Frau Stöhr (Birthe Gerken) und Frau Levi (Iris Stefanie Maier), die sich zum Verein „Halbe Lunge“ zusammengeschlossen haben. Maaike Schuurmans ist noch in einer weiteren Rolle einer mexikanischen Frau zu sehen, die mit zwei kranken Kindern angereist ist, kaum mit anderen redet und von allen nur „toux-les-deux“ genannt wird.
Aus dem großen Ensemble überzeugten besonders auch Daniel Friedrich als elegant-lässiger, aber auch zum Teil zynischer Hofrat Behrens, Stephan Ullrich als Castrops Vertrauter, Humanist und Mahner Settembrini, Annett Kruschke als skurrile Oberin Mylendonk sowie Nikolaus Kinsky als Assistenzarzt und „Seelenzergliederer“ Dr. Krokowski. Aber auch Patrizia Margagliotta in der eindrucksvollen Rolle der Zwergin und Parbet Chugh, der als Herr Albin mit Selbstmord droht, verdienen Anerkennung für ihre Auftritte. Prägnant ist auch das Bühnenbild von Diana Pähler mit der Anreihung von weißen Liegestühlen bis zum Ende der Apsis der Stiftsruine. Auch die Idee des Regieteams mit dem spektakulären und stimmungsvollen Schneegestöber sowie die eleganten Abendroben der vier Frauen und die fantasievollen Kostüme (Christine Haller) besonders bei den Faschingsszenen begeistert.
Die insgesamt sehenswerte Aufführung wurde zum Schluss vom Publikum mit starkem Beifall und Bravo-Rufen, besonders für Sören Wunderlich, gefeiert. Die mutige, facettenreiche und optisch eindrucksvolle Inszenierung, bei der jeder Darsteller sehr gute eigene schauspielerische Akzente setzt, zeigt, dass die Reduzierung des umfangreichen Thomas Mann Romans auf die Bühnenfassung gelungen ist und für die Zuschauer zu einem echten Theatererlebnis wird.
Elke Baron (Text) Fred Rehberg (Fotos) Informationen zu den Bad Hersfelder Festspielen und der Verfügbarkeit von Karten unter http://www.bad-hersfelder-festspiele.de
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