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Deutschlandreise (9) Fritzlar - Bonifatius

Deutschlandreise (9) Fritzlar - Bonifatius

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Hans Georg Gemünden


Premium (Pro), Potsdam

Deutschlandreise (9) Fritzlar - Bonifatius

http://de.wikipedia.org/wiki/Bonifatius

Wynfreth (der seinen kirchlichen Namen Bonifatius erst 719 durch Papst Gregor II. erhielt) wurde in einer vornehmen Familie in Crediton/Wessex um 673 geboren und in den Benediktinerklöstern Exeter (angelsächsisch Aet Exanceastre) und Nhutscelle (Nursling, zwischen Winchester und Southampton) erzogen. In letzterem wurde er im Alter von etwa 30 Jahren zum Priester geweiht. Wynfreth betätigte sich als Lehrer für Grammatik und Dichtung, bis er seine Missionstätigkeit im östlichen Teil des Frankenreichs und dessen Randgebieten aufnahm. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits als Gelehrter bekannt, unter anderem als Verfasser einer neuen lateinischen Grammatik.

716 unternahm Wynfreth eine erste Missionsreise zu den Friesen. Diese scheiterte jedoch an dem Friesenherzog Radbod, einem Heiden und Gegner der Franken, der gerade das südwestliche Friesland von diesen zurückerobert hatte. So kehrte Wynfreth noch im Herbst 716 nach Nursling zurück, wo er im darauf folgenden Jahr zum Abt gewählt wurde. Inwieweit er zu dieser Zeit in Kontakt mit Willibrord stand, einem ebenfalls angelsächsischen Missionar in Friesland, ist nicht genau bekannt. Willibrord hatte bereits 695 mit der Missionierung der Friesen begonnen, musste nun jedoch erleben, wie sein Werk durch Radbods Erfolge zusammenbrach. Aus diesen Erfahrungen zog Bonifatius später die Konsequenz für sein weiteres Missionswerk, indem er die enge Rückbindung an die geistliche Gewalt des Papstes und die weltliche Macht der fränkischen Hausmeier suchte.

718 gab Wynfreth seine Position als Abt auf und verließ England für immer, um zunächst eine Pilgerfahrt nach Rom zu unternehmen. Dort erhielt er von Papst Gregor II. am 15. Mai 719 den Auftrag, „ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen“[3]. Unter dem ihm vom Papst verliehenen Namen Bonifatius begann er seine Mission erneut bei den Friesen, diesmal in Zusammenarbeit mit Willibrord. Obwohl die äußeren Voraussetzungen diesmal ungleich günstiger waren als bei Bonifatius’ erster Missionsreise – Radbod war inzwischen gestorben –, gab es anscheinend erhebliche Spannungen zwischen den beiden Missionaren, und so trennten sie sich 721. Danach zog Bonifatius mehr als ein Dutzend Jahre durch Gebiete im heutigen Hessen, Thüringen und Bayern.

Die Missionsreisen des Bonifatius darf man sich als Expeditionen vorstellen, auf die er sich mit Kriegern, Handwerkern und größerem Gefolge begab, um Niederlassungen und Klöster zu gründen. Sein Missionswunsch traf sich mit den Interessen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell, der (wie auch seine Nachfolger) im Christentum und in einer straff organisierten Reichskirche eine Klammer sah, die den Zusammenhalt seines Reichs fördern konnte. So stellte er Bonifatius nach seiner zweiten Romreise 723 einen Schutzbrief aus, mit dem dieser in sein Missionsgebiet zurückkehrte.

Die Fällung der Donar-Eiche [Bearbeiten]
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Bonifatius lässt die Donareiche fällen – Fresko von Alois Dirnberger in der Martinskirche in Westenhofen (Schliersee)
Bonifatius fällt die Donareiche - Radierung von 1781 (Bernhard Rode)

Der Priester Willibald von Mainz berichtet in seiner Vita sancti Bonifatii von einem besonderen Ereignis in Geismar bei Fritzlar in Nordhessen, wo in Sichtweite der fränkischen Festung Büraburg eine seit langem verehrte, dem Thor – auch Donar genannt – geweihte Eiche stand, vermutlich auf dem Hügel, auf dem sich heute die Stiftskirche von Fritzlar befindet. Laut Willibald entschloss sich Bonifatius, diese Eiche zu fällen. Die zahlreichen Anwesenden, nach Willibald darunter auch eine große Menge von Heiden (die also wohl zu den dort lebenden Chatten gehörten), erwarteten gespannt die Reaktion der heidnischen Gottheit; dass diese ausblieb, beeindruckte sie tief und überzeugte sie von der Macht des Christengottes.

Bonifatius bezeichnet in seinen Schriften unter anderen dem Thor/Donar geweihte Bäume als Götzenabbilder, in deren Verehrung er ein Sakrileg sah, also einen Verstoß gegen den christlichen Glauben. Daher ist es möglich, dass er mit der Fällung der Donareiche den Christen ein Zeichen setzen wollte, um sie von dieser Verehrung abzuhalten. [4]

Mit der Fällung der Eiche demonstrierte Bonifatius nicht nur symbolisch die Überlegenheit des Christentums über alte Götter und heidnische Kulte, sondern auch das Streben nach einer Neuordnung. Aus dem Holz der Eiche ließ er aller Wahrscheinlichkeit nach in Fritzlar eine Petrus geweihte Kapelle bauen, an deren Stelle Wigbert bald darauf eine steinerne Basilika errichten ließ. Am gleichen Ort steht heute die St. Petri Stiftskirche.

Historiker gehen davon aus, dass Bonifatius mit seiner Handlungsweise kein großes Risiko auf sich nahm, da er mit dem Schutz der fränkischen Besatzung der Büraburg rechnen konnte, falls ihn die heidnischen Chatten auf Grund der Entwürdigung ihres althergebrachten Glaubens, die sich in der Fällung der ihnen heiligen Eiche zeigte, angreifen würden. Die Franken waren christianisiert, die Büraburg befand sich seit einigen Jahrzehnten in ihrer Hand, und auch Geismar, ein − wie archäologische Untersuchungen gezeigt haben – Bauern- und Handwerkerort, der seine Erzeugnisse auf die Büraburg und an das Umfeld lieferte, war durch diese Kontakte mit dem Christentum vertraut.

Aufbau der Kirchenorganisation in Thüringen, Mainfranken und Bayern [Bearbeiten]

Mit Unterstützung des Papstes konnte Bonifatius ab 738 n. Chr. die kirchlichen Verhältnisse in Bayern ordnen und daran gehen, die Bistümer von Regensburg (739), Passau (739), Salzburg (739), Freising (739), Büraburg bei Fritzlar (741), Würzburg (741), Eichstätt (741) und Erfurt (742) zu reorganisieren bzw. neu zu gründen und deren Bischöfe zu weihen. Er selbst war in der Zwischenzeit zum Missionserzbischof ernannt worden und erhielt 746 das Bistum Mainz als Sitz, dies allerdings erst nach seinem vergeblichen Versuch, den Kölner Bischofsstuhl zu erlangen und zum Metropolitansitz einer Kirchenprovinz zu machen. Erst unter seinem Nachfolger Lul von Mainz wurde Mainz Erzbistum und Metropolitansitz. Seinen Einfluss in Bayern büßte Bonifatius schon bald wieder ein, und es scheint, dass es aufgrund des Einflusses des von ihm zeitlebens bekämpften Iren Virgil von Salzburg geradezu zu einer Art Damnatio memoriae gekommen ist. Überhaupt geriet die angelsächsische Mission gegen Lebensende des Bonifatius in die Defensive, und sein Einfluss bei Hofe schwand gegenüber den mächtigen Interessen des fränkischen Adels und Episkopats. Welche Rolle er beim Concilium Germanicum von 742 gespielt hat, ist ebenso umstritten wie die Frage einer angeblich 751 erfolgten Salbung Pippins des Jüngeren durch Bonifatius.

Bonifatius traf an vielen Orten seiner Tätigkeit innerhalb eines weitgehend heidnischen Umfeldes Bevölkerungsgruppen an, die bereits in mehr oder minder loser Form Kontakt mit dem Christentum hatten. Dieser christliche Einfluss war vorwiegend auf die Franken und ihre Verbindung zu den lokalen Großen zurückzuführen, in Thüringen auch auf die Missionsarbeit des bereits genannten Willibrord. Hinweise auf eine frühere iro-schottische Mission haben sich dagegen in diesem Bereich nicht bestätigt.[5] Vor allem in Thüringen ergaben sich erhebliche Konflikte durch die Bestrebungen des Bonifatius, eine Kirchenorganisation nach römisch-katholischem Vorbild durchzusetzen.
Tod des Bonifatius [Bearbeiten]
Hölzerne Bonifatiusstatue in Fritzlar-Geismar
Skulptur in Fritzlar

Warum der über 80-jährige Bonifatius noch einmal zur Missionierung der Friesen aufbrach, ist unbekannt. Bereits in den frühen Bonifatiusviten heißt es, er habe als Märtyrer sterben wollen[6]. Manches spricht in der Tat dafür, dass er das Martyrium erstrebte, um seine Gründungen auch über seinen Tod hinaus als heiliger Patron schützen zu können.[7] Am 5. Juni 754 oder 755 wurde er zusammen mit seinen Begleitern[8] (nach Willibald mehr als 50 Personen) morgens am Ufer des Flusses Boorne bei Dokkum (Niederlande) von heidnischen Friesen erschlagen, an dem Tag, an dem er die Firmung von bereits zuvor getauften Friesen aus der Umgebung vornehmen wollte.

Ob sein Tod im engeren Sinne ein Martyrium war oder es auch Raubmord gewesen sein könnte, ist eher eine theologische Frage. Die Zeitgenossen des Bonifatius hatten kaum Zweifel am Martyrium; bereits unmittelbar nach dem Ereignis ist das Einsetzen kultischer Verehrung zu beobachten. Dem entsprach, dass sofort ein erbitterter Streit zwischen Mainz, dem Amtssitz, und Fulda, dem auf Initiative des Bonifatius von seinem Schüler Sturmi gegründeten und als Grablege auserkorenen Kloster, um die Reliquien des Märtyrers entbrannte, in dem es bald auch um die Frage der durch das Zachariasprivileg begründeten Autonomie des Klosters unter Abt Sturmi gegenüber Lul von Mainz ging, der nunmehr als zuständiger Diözesan die Herrschaft über das Kloster beanspruchte.[9]. Der Konflikt endete schließlich mit der Durchsetzung der Fuldaer Ansprüche. Bonifatius wurde im Westen der Klosterkirche, der sogenannten Sturmi-Basilika, beigesetzt, von wo er nach dem Neubau der sogenannten Ratgar-Basilika am 1. November 819 in einer feierlichen Translation im Rahmen der Kirchweihe in ein neues Altargrab auf dem Chorpodest der Westapsis überführt wurde.[10]
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Der Codex Ragyndrudis, Fulda, Bibl. des Priesterseminars, cod. Bonif. 2, Luxeuil oder Mainz nach 700, fol. 98v/99r mit den Hieb- und Nagelungsspuren (letztere durch rote Kreise hervorgehoben)
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Vergrößerung: Nagelung des Codex mit Vierkantnagel

Neue Untersuchungen kommen zu der Schlussfolgerung, dass die Täter heidnische Friesen waren, die sich sehr wohl bewusst waren, mit wem sie es zu tun hatten, aber auch die Gelegenheit nutzten, um Beute zu machen, doch ist diese Deutung auch auf methodisch begründete Kritik gestoßen.[11] Ausgangspunkt für diese Schlussfolgerung ist der Codex Ragyndrudis. Er ist als Teilfaksimile im Dom-Museum zu Fulda ausgestellt und zeigt im Original sowohl an der oberen wie an der unteren Schmalseite jeweils zwei unterschiedlich lange Einschnitte, die bis maximal 62 mm tief sind und zum Teil auch die Einbanddeckel beschädigt haben. Zudem gibt es auch noch einen weiteren Schnitt parallel zum Falz [12] und dazu – und dies ist für die weitere Interpretation äußerst wichtig – in der Mitte des Außenrandes der Längsseite ein den Codex durchdringendes kleines Loch, das auf eine Nagelung des Codex mit einem Vierkantnagel hinweist[13].

Dieser Codex ist nach der Tradition das Buch, das Bonifatius hielt, um sich vor den mörderischen Hieben von angreifenden heidnischen Friesen zu schützen[14]; einen absoluten Beweis dafür, dass es wie zwei weitere ebenfalls in Fulda befindliche Bücher zu seinem Besitz gehörte, gibt es allerdings nicht.[15] Ungeachtet dessen ist festzustellen, dass das Buch nicht durch Hiebe mit einer scharfen Waffe beschädigt wurde, während es Bonifatius in der Hand hielt, denn dann hätte es bei den Schlägen gefedert und diese wären nicht so tief in das Pergament eingedrungen; obendrein hätte Bonifatius den Codex mehrfach hin und her drehen müssen. Es muss also auf einer festen Oberfläche gelegen haben, als darauf eingeschlagen und es vernagelt wurde[16].

Bonifatius war, wie die Untersuchung seiner ebenfalls in Fulda aufbewahrten Gebeine ergeben hat,[17] mit seiner Größe von 1,85 m bis 1,90 m, für die damalige Zeit ein schon äußerlich sehr auffälliger Mann, dessen Eindruck noch durch die Wortgewalt vertieft wurde, mit der er seine Predigten vortrug. Es ist also davon auszugehen, dass die Angreifer sehr wohl wussten, wen sie vor sich hatten, als sie das Lager überfielen, denn Bonifatius hatte ja bereits einige Zeit in dieser Gegend gewirkt, wie die von ihm bekehrten Friesen zeigen. Wenn die Angreifer ihn töteten, obwohl er keinen Widerstand leistete und auch seine Begleiter dazu aufgefordert hatte, das Martyrium auf sich zu nehmen (so berichtet es zumindest Willibald), so taten sie es also bewusst auch, um einen Missionar des christlichen Glaubens auszuschalten. Zugleich dürften aber auch die Weihegeräte, die Bonifatius und seine Leute mit sich führten, Ziel der Angreifer gewesen sein, denn sie stellten einen erheblichen Wert dar.

Der Grund für die Beschädigung und die Nagelung des Codex Ragyndrudis, den Bonifatius während des friesischen Angriffs vermutlich bei sich hatte, lässt sich vor dem Hintergrund der heidnischen Nagelungsrituale erschließen: Durch das Einschlagen von Nägeln konnten Krankheiten kuriert und Unglücke abgewehrt werden, man konnte damit aber auch andere Menschen schädigen, sich vor Wiedergängern schützen, indem man die Leichen oder das Totenhemd im Sarg festnagelte, und auch Diebe zur Rückgabe des gestohlenen Gutes zwingen und Hexen treffen[18]. Die Kreuze auf dem Deckel des Codex könnten der Grund sein, warum er als Bibel angesehen wurde[19], und der oder die Täter verfolgten offensichtlich die Absicht, das, was sich in dem Buch befand, durch die Nagelung zu bannen, da es Gefahr bringend war. Somit hätte diese Bannung eine religiöse Qualität, die in den verschiedenen Bonifatius-Viten jedoch nicht erwähnt wird, vermutlich, weil den Autoren die Beschädigung des Codex durch die Nagelung und der damit verbundene heidnische Zusammenhang nicht bekannt waren bzw. sie die Nagelung gar nicht wahrnahmen[20

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