Die letzte Nacht
Eine wahre Geschichte aus meiner Kindheit
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Wir waren aufgedreht und unterschwellig fröhlich, denn wir verstanden uns wirklich gut, auch wenn wir uns eher
selten sahen. Offene Freude über das unerwartete Treffen konnten wir dennoch nicht an den Tag legen. Immerhin
war mein Onkel nach längerer Krankheit plötzlich verstorben, und wir hatten Tante und Kusine von Duisburg mit
nach Köln gebracht, damit sie in dieser schweren Stunde im Kreise der Familie sein konnten.
Bald nach dem Abendessen krochen wir bereitwillig in mein Bett und machten es uns unter der Schräge des Dachzimmers so gemütlich, wie es sich zwei kleine Mädchen in einer nasskalten Novembernacht nur machen
konnten. Als die Ältere von beiden ließ ich Karline an der sicheren Wandseite liegen. Überhaupt fühlte ich
mich stark und verantwortlich für das zarte und gesundheitlich stets anfällige Geschöpf neben mir.
Draußen regnete es, aber wir lagen ja im warmen Bett und erzählten und erzählten. In den Pausen lauschten wir dem gleichförmigen Schlagen der Tropfen gegen die hölzerne Jalousie und hörten die Stimmen der Erwachsenen aus der Küche unter uns. Es war ein heimeliges Gefühl. Die Welt schien in Ordnung.
Es war wohl nach Mitternacht, als wir zufrieden einschliefen. Doch lange dauerte die Nachtruhe nicht. Wir schreckten aus dem eben erst gefundenen Schlaf hoch, weil das Klappern der Jalousie lauter und lauter wurde. Im Haus selbst war es absolut still. Nach der ersten Verwirrung konnte ich meine kleine Kusine beruhigen. Ich hielt sie im Arm, und wir lauschten dem Unwetter, das draußen tobte. Der Regen peitschte, dicke Tropfen klatschten auf den Balkon, die Bäume ächzten und der Wind sang sein schauriges Lied. … und dann hörten wir es.
Zunächst war es noch leise, dieses merkwürdige Pfeifen, nach einer Weile verschwand es auch ganz. Doch es kam wieder, immerzu, und wurde lauter und bei jedem Mal eindringlicher. Alle Wettergeräusche konnten wir zuordnen, nur für dieses seltsame Pfeifen gab es keine vernünftige Erklärung. Das versetzte uns in höchste Alarmbereitschaft, ließ unsere kleinen Herzen hoch zum Hals schlagen und unsere Ohren zu Antennen werden, die nur noch auf diesen
einen, die Nerven zermürbenden Ton fixiert waren.
Wir rückten noch dichter zusammen, hielten uns an den Händen, und Karline begann zu weinen. „Wir müssen sterben“, flüsterte sie, und je bedrohlicher der unerklärliche Pfeifton wurde, je mehr glaubte auch ich, dass Gevatter Tod ums Haus schlich und nur darauf wartete, uns zu holen. Ich war nicht sicher, wie lange die schwere Jalousie seinen Zugriffsversuchen standhalten könnte, doch dies würde unsere letzte Nacht sein, dessen war ich gewiss. Einen winzigen Moment erwog ich, nach nebenan ins Schlafzimmer zu laufen und meinen Vater zu Hilfe zu holen. Aber
Karline wimmerte vor Angst, als ich auch nur den Versuch machte, das Bett zu verlassen … und so ergab ich mich denn in meine Beschützerrolle und mein Schicksal.
Eng aneinander geklammert übermannte uns schließlich der Schlaf, aus dem wir völlig verdutzt am Morgen erwachten. Zu unserer größten Überraschung waren wir nicht gestorben. Nun konnte ich auch meinen Vater fragen, was dieses beängstigende Geräusch wohl zu bedeuten gehabt hatte. Ganz sicher weiß ich es bis heute nicht, aber vermutlich war das Rohr, an dem die Fernsehantenne befestigt war, die Ursache.
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Ich „klebe“ das Bild nun in das Foto-Geschichten-Buch
Wer sich dazu äußern möchte, kann das gerne hier (oder auch dort unter dem Bild) tun.
Vielen Dank für das Interesse!
:-)
13. Fee 15/01/2020 16:27
Nur gut, dass ich Deine Geschichte und das Erlebte von Ruth U. nicht am Abend, sondern jetzt schon gelesen habe...beim Lesen klopfte es plötzlich bei mir...
ich zuckte erschrocken zusammen.
Wer klopft da nur?
Alle benutzen doch immer die Türklingel...
War nur meine Nachbarin, die mich was fragen wollte...
Puh.
Glück gehabt.
Gruß Fee
Ruth U. 14/01/2020 19:08
Oh, geheimnisvoll und mystisch ... aber toll. Ich habe Deine Geschichte gelesen, ja manches vergisst man nie.Ich hatte noch einen kleinen Bruder, der wurde geboren, als ich sechs war und ist mit eineinhalb Jahren gestorben. Er war sehr krank. Meine Mutter sagte mir kurz vor seinem Tod: Er wird sterben, ich habe gestern den Tod unten auf der Straße gesehen.
Ich habe sie dann gefragt, wie er denn aussah und sie meinte, er hatte einen langen weiten Umhang um. Wahrscheinlich mochte meine Mutter mit niemanden drüber sprechen und hat es dann ihrer jüngsten Tochter anvertraut, aber ich habe jahrelang so ein Bild in meinem Kopf gehabt von einem Gerippe mit wallendem Umhang. Später habe ich gedacht, wie kann eine Mutter ihrem Kind nur so was erzählen, aber wie gesagt, sie musste drüber sprechen und wagte nicht, es unserem Vater zu sagen.
Was sie wohl wirklich gesehen hat, habe ich mich oft gefragt, oder spielt einem das Gehirn in solchen Momenten was vor?
Baerle on Tour 14/01/2020 14:28
AngstMira Culix 14/01/2020 12:53
Ohohohohooooo, das ist ja uuuuuuunheimlich!Franz Schmied 14/01/2020 12:02
im Thump schauts wie ein A... aus !Von der Geschichte hab ich nur die letzte Zeile gelesen
komm knapp dazu alle Bilder meiner Buddys zu sehn!
;-) frz
Klacky 14/01/2020 11:49
Das ist Geisterphotographie komm il fo!huhuuuuuuuuuuuuu
Und ob Ihr doch nicht gestorben seid, muß sich erst noch zeigen.