Die Trauminsel San Borondón
Die Trauminsel San Borondón
„Ob diese Insel nur eine Luftspiegelung gewesen ist, wie nüchterne Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts behaupten?
Für das Altertum und frühe Mittelalter war San Borondón jedenfalls so real, daß man ihr auf den Karten des Mittelalters einen festen Platz einräumte. Es ist eine wunderliche, bewegliche und ungesellige Insel, die plötzlich im Ozean aufzutauchen pflegte, um dann sofort wieder zu verschwinden. Diese Fabel, die während langer Zeit von der Inselbevölkerung [gemeint sind die Kanarischen Inseln] erzählt wurde, ist eine andere Version der Legende des irischen Mönches San Brendán (auch: Brandán, Brandón, Brandenes, Borondón) aus dem 4. Jahrhundert. Dieser Mönch stach auf dem Rücken eines riesigen Wales in See, um nach dem irdischen Paradies zu suchen. In der kanarischen Version nahm den Platz des Wales eine Insel ein, mit Gebirgen, Schluchten, einer paradiesischen Flora und vor allem mit breiten wasserreichen Flüssen, wie es die wirklichen Inseln selbst nicht besaßen. Diese geheimnisvolle Insel, in den älteren Texten als Perdida, Encantada oder Encubierta (Verlorene, Verzauberte, Unentdeckte) bezeichnet, will man von verschiedensten Orten aus gesehen haben. Wenn man sich ihr aber näherte, verschwand sie wieder.
So bleibt San Borondón eine vom Tourismus unserer Zeit unentdeckte Insel.“
(Almut und Frank Rother: Die Kanarischen Inseln. DuMont Landschaftsführer, 12. Auflage 1995, S. 289f)
Am 24. November 2010 um 19:14 Uhr standen wir an der Westküste von Lanzarote auf dem Kirchplatz von Femés in einer Höhe von 360 m über NN. Der Blick nach Westen schweifte weit über den Atlantik hinaus. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang verfärbte sich der Himmel rot, und plötzlich entdeckten wir deutlich am Horizont die Umrisse einer Insel. Welche kanarische Insel konnte das sein? Wir konnten den Umriss in Gestalt eines Dreiecks keiner uns bekannten kanarischen Insel zuordnen. Oder hatten wir etwa die sagenhafte Insel San Borondón entdeckt?
Ein Blick auf die Landkarte der Kanarischen Inseln brachte uns dann Gewissheit. Es konnte sich bei diesem Dreieck nur um den Pico de Teide handeln, und zwar nur um den obersten Teil dieses gewaltigen Vulkans auf Teneriffa, der 3718 Meter aus dem Meer aufragt. Dass wir nur die etwa 700 Meter hohe Spitze des Teide sahen, verdankten wir der Tatsache, dass wir in Femés selbst auf 360 Meter Höhe standen. Durch die Erdkrümmung war nur dieser oberste Teil des Vulkans sichtbar. Die erstaunlichste Tatsache war schließlich die Messung, dass unsere Sichtweite etwa 260 km (von Femés/Lanzarote bis zum Teide) betragen musste.
Der Anblick und die Erkenntnis, dass es sich um den Pico de Teide handelte, war ein äußerst beglückender Augenblick. Die Insel San Borondón allerdings bleibt weiterhin eine Trauminsel.
Almut und Frank Rother, 13.01.2011
(Aufnahme mit Nikon D90 und Nikkor 18-105; 105 mm = Brennweite 157 mm KB; F/5,6; 1/50 Sek.; ISO 200; Ausschnittsvergrößerung entspricht ca. 300 mm Brennweite KB)
Mano-Unplugged 25/10/2013 22:36
Hola,bin gerade bei Recherchen zu San Borondon auf dein Bild gekommen. Ist zwar nur der Teneriffa-Teide, aber trotzdem traumhaft schön.
Mehr von den Kanaren?
Schau mal bei uns vorbei:
www.devilsisland.de
Franz Noser 01/04/2011 14:55
Unglaublich diese Farben. Kompliment. Hochinteressant sind eure Ausführungen zur dieser sagenhaften Insel; zur Legende und auch zu ihrer rationalen Erklärung.Gruss
Franz