Durchblick (Kreuzgang von Monreale)
"Das herrliche Kloster von Monreale hingegen senkt ein solches Gefühl der Begnadung in die Seele, dass man am liebsten für immer dort verweilen möchte. Es ist sehr groß, vollkommen quadratisch angelegt und von einer erlesenen, anmutigen Eleganz. Wer es nicht gesehen hat, kann sich nicht vorstellen, was die Harmonie einer Säulenreihe bedeutet. Die raffinierte Proportion, die unglaubliche Schlankheit dieser leichten Säulen, die paarweise nebeneinander stehen, dabei gänzlich verschiedenartig - die einen mit Mosaiken bedeckt, die anderen bar jeglichen Schmuckes, die einen mit unvergleichlich feinen Skulpturen versehen, die anderen mit einem einfachen steinernen Muster verziert, das sich wie eine Schlingpflanze um den Säulenschaft rankt -, das alles lässt den Blick erstaunen. Man ist bezaubert und entzückt und fühlt jene künstlerische Beglückung, die angesichts absoluter geschmacklicher Qualität durch das Auge in die Seele einzieht.
Gleichwohl sind alle diese zierlichen Säulenpärchen, alle Kapitäle, die so wundervoll gearbeitet sind, gänzlich verschieden. Und man bestaunt gleichzeitig - gewiss eine Seltenheit - die wunderbare Wirkung des Ganzen und die Vollkommenheit des Details. (...)
Diese göttliche Wandelhalle ist von hohem, sehr altem Gemäuer mit Spitzbogenarkaden umschlossen. Sie ist alles, was vom früheren Kloster geblieben ist."
Quelle:
Guy de Maupassant: Die Irrfahrten des Herrn de Maupassant
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