Regresar a la lista
Ein anderes ich...

Ein anderes ich...

2.612 12

Legolas1709


Premium (Pro), Hardt

Ein anderes ich...

Das Bild wurde aufgenommen von Nechtan bei Hallia Venezia 2013
Bei der Suche nach diversen Berichten über diesen Sonntag ist mir der dazu gehörige Zeitungsbericht in die Hände geraten und ich finde er ist es wert gelesen zu werden...
Ich habe mir so manche Gedanken darüber gemacht, vor allem über den Titel, daher habe ich das Bild genauso genannt...
Ich kann sehr gut nachvollziehen wie sich die Dame gefühlt haben muss, es fällt einem fast das Herz in die Hose wenn man in seinem "Alter-Ego" auf einmal in der Öffentlichkeit rumstrolcht und überhaupt nicht weiß was man jetzt machen soll. Aber es ist eine Erfahrung die ich nicht missen möchte, sagen wir mal - es ist ein faszinierendes, grandioses, gleichzeitig auch merkwürdiges Gefühl...

Ich bin nicht ich...
vielleicht gerade deswegen
schauen mich heute alle an
und gehen nicht an mir vorbei
so wie sonst immer
unachtsam, selbst bei einem Lächeln
ignorant, selbst bei einem offenen Blick
ich bin nicht ich..
heute bin ich jemand anderes
für jeden der, den er sehen möchte
Raum für jedermanns Träume
Ich bin nicht ich...
trage was ich mit eigenen Händen schuf
und doch fühle ich mich fremd
geheimes Sehnen nach dem
wie man mich haben wollte
und ich es nie war
Ich bin nicht ich...
denn heute war ich jemand
für einen kurzen Zeitraum
Morgen wird wieder alles
so sein wie vorher
auch für mich
denn dann
bin ich wieder ich...

So habe ich es empfunden...

Wie es Sonja-Alexa Schmitz (Die Dame hinter der Maske auf dem Bild) empfand könnt ihr hier lesen, der Artikel erschien in der Südwest Presse am 04.02.2013 und ist 1:1 übernommen:

Das hat mit Fasching nichts zu tun! Es ist nicht besser und nicht schlechter, es ist einfach anders. Die einzige Gemeinsamkeit besteht in der Überwindung, kostümiert auf die Straße zu gehen. Soll ich wirklich zu Hallia Venezia raus gehen, mich den Menschen, die mich alle ansehen werden, zur Schau stellen?

Ich parke nahe der Kunsthalle. Ich weiß, dass von hier die nach venezianischem Vorbild verkleideten Menschen durch die Altstadt streifen. Die ersten Schritte sind nicht leicht. Ich bewege mich zu flink. Ich schaue meine verkleideten "Kollegen" an und versuche, mir etwas von deren Anmut abzuschauen. Ich hätte ein Accessoire mitnehmen sollen. Einen Fächer oder einen Stab, dann hätte ich gewusst, wohin mit meinen Händen.

Man schaut mich an, macht Fotos. Ich lächle unter meiner Maske. Ein Reflex. Manche Fotografen suchen meine Augen. Der einzige Punkt, wo man von Mensch zu Mensch kommunizieren könnte. Manch einer bedankt sich für das Foto. "Bitte" kann ich nicht sagen. Das Kostüm wirkt: Ich nicke bedächtig mit leicht schrägem Kopf.

Mein Kostüm ist improvisiert. Nicht gerade das, wonach sich alle umdrehen. Ich fühle mich wie das hässliche Entlein unter Schwänen. Wenn nicht hin und wieder die Linse auch auf mich gehalten würde, fühlte ich mich ziemlich einsam in meiner Anonymität.

Ich sehe eine Maske, die ich vom Maskenbau-Kurs kenne. Sie ist weiß und rot. Ich war dabei, wie die Frau die Pailletten aufgeklebt hat. Sie hat sich ein sehr schönes Kleid dazu genäht. Wie fühlt sie sich? Es ist auch ihre Premiere bei Hallia Venezia. Aber Reden ist verboten - ein ungeschriebenes Gesetz. In diesem Kostüm steckend, verstehe ich es. Man kann nicht losquatschen, fragen, wo hast du geparkt? Ist dir kalt? Weißt du, wo ich mal aufs Klo kann?

Langsam schreite ich die Treppe hinunter zur Mauerstraße. Anmut kommt fast zwangsläufig, weil das Sichtfeld eingegrenzt ist und man nicht nach unten blicken kann. Auf dem Roten Steg schreite ich hinter zwei anderen Maskenträgern her; beide viel schöner als ich. Die erste trägt eine Rokoko-Perücke und einen Vogelkäfig in weiß behandschuhten Händen. Auf dem Unterwöhrd nähert sich eine Frau. Sie führt ihren Finger zum Mund. "Pscht!" Ich versteh nicht. Fliegt meine Kopfbedeckung weg? Gerade kommt eine Böe und das Ding sitzt nicht sehr fest. Sie nimmt meinen Finger und führt ihn zu meinem Maskenmund. Ach so! Ich soll auch "Pscht" machen. Anfängerpech.

"Pscht" mache ich jetzt öfter, das gefällt den Fotografen. Eine Frau fotografiert mich. Ich spüre etwas an meinem Bein. Ihre zwei Kinder haben sich nah zu mir gestellt. Soll ich ihnen meine Hände auf die Schultern legen? Bevor ich mich entschließe, ist das Bild gemacht und die Kinder sind bei ihrer Mutter.

Ich denke an den Masken-Kurs. Eine erfahrene Hallia-Venezia-Teilnehmerin erzählt mir, dass sie verstehen können, dass junge Frauen gern Model werden wollen - vor allem dann, wenn sie selbst die Große Treppe vor St. Michael im Defilée hinunterwandle. Ja, ich verstehe das auch. Seit heute.

Chapeau Fr. Schmitz - ich verneige mich schweigend, mit einem "Pscht" auf den maskierten Lippen...

Comentarios 12

  • Maylis 11/03/2015 13:32

    ja muss ich auch sagen. Diese Gefühle sind so super nachempfunden. So gings mir das erste Mal auch. Man ist hinter der Maske in einer Art Euphorie, alle schauen dich an, du bist heute der Mittelpunkt. Diese Geschichte kommt in mein Fotobuch mit rein.Darf ich das?
  • Reisemarie 13/02/2015 22:58

    berührend in wort und bild
    meint marie
  • Jü Bader 26/02/2013 13:19

    Schön mal Insidererlebnisse zu lesen!
    lg jürgen
  • Guuzele 16/02/2013 19:18

    ...weiß nun gar nicht was ich schreiben soll...es berührt mich zutiefst!
    Ich habe mich oft gefragt wer dahinter steckt...was ein Gefühl...der/die jenige im Moment hat....und die Geschichte dahinter der Maske das ist das bezaubernde und geheimnissvolle...

    Danke für Deinen Artikel...
    GLG Claudi

  • Katrin K69 11/02/2013 8:14

    Klasse!
    LG Katrin
  • toujours 11/02/2013 7:17

    schön , das du wieder da bist...
    ja und ich glaube hin und wieder wünscht man sich solch eine maske,
    aber es ist auch gut herauszufinden was sich hinter meinem selbst verbirgt und das ist ist bestimmt oft viel schöner als jede verkleidung die ich mir zulegen möchte...
    lg toujours
  • ulla hOlbein 10/02/2013 18:02

    Schön von dir zu hören und schön,
    dass du wieder dabei bist!
    ...ein tolles Foto und ein klasse Text dazu!..
    ...und ein jeder empfindet es anders!
    ... die Präsentation ist sehr gelungen!
    Von uns liebe Grüsse...Ulla und Bolle
  • Fran Scott 10/02/2013 12:24

    Text und Bild sind so schön! Das muss schon eine tolle Erfahrung sein!
    Ich find's klasse wieder was von dir zu hören/sehen!
    VLG. Fran
  • DT-Fotografie 10/02/2013 10:02

    Eine sehr schöne Präsentation Christine, freue mich das du wieder da bist.

    lg Detlef
  • Huetteberg 10/02/2013 8:57

    sehr schön . . .

    LG Bernd
  • Margot Bäsler 09/02/2013 23:33

    Hallo Christine - du meldest dich mit einer interessanten Präsentation zurück.
    Beides - Foto und Text sind fantastisch.
    ---LG Margot---
  • Piet der Bär 09/02/2013 21:14

    Schön etwas von Dir zu sehen. Hoffe es geht Dir gut. Das Bild gefällt. Habe die Grüße erhalten, Danke.
    Habe auch einige Bilder von dem Treffen dort gesehen.
    Auch dazu Gratulation.
    Schönes Wochenende.
    GLG Piet

Información

Sección
Carpeta Hallia Venezia 2012
Vistas 2.612
Publicada
idioma
Licencia

Exif

Cámara Canon EOS 40D
Objetivo ---
Diafragma 8
Tiempo de exposición 1/250
Distancia focal 129.0 mm
ISO 400