Einmarsch der Gladiatoren
Einsatzkräfte der Polizei betreten nach erfolgter Türöffnung die ehemalige Hauptschule Barendelle in Essen-Frohnhausen, um das Gebäude von Besetzern zu räumen.
Eine Gruppe engagierter junger Leute besetzte unter dem Namen Plenum Bärendelle das seit Jahren leerstehende Gebäude, um die Stadt Essen dazu zu bewegen, den Freiraum für ein autonomes Jugend- und Begegnungszentrum freizugeben, ein Ansinnen, dem sich die Stadt mit Hinweis auf die Baufälligkeit der Immobilie widersetzte und die Räumung mithilfe einer angeforderter Polizeihundertschaft und schwerem Gerät durchsetzte.
Dieser Vorgang spielte sich in den Morgenstunden des heutigen Tages ab und verlief weitestgehend gewaltfrei.
Meinen Informationen zufolge kam es zu einer einzigen Festnahme wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
Allerdings erwarten die zuletzt im Gebäude befindlichen 36 Personen nun Starfanzeigen wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung.
Dies machte die Stadt schon im Vorfeld der Räumung klar, Verhandlungsbereitschaft sieht anders aus.
Dies ist insofern zu kritisieren, als dass die Forderungen der Bestzer durchaus legitim waren und auch in der Wohnbevölkerung überwiegend positiv aufgenommen wurden.
Zum Hintergrund ist zu wissen, dass die Stadt Essen im Jahr 2011 nach 47 Jahren das unweit Frohnhausens gelegene JZE schloss, einen Ort, der auch eine Rolle in der Kulturgeschichte der Stadt spielte.
Der Grund waren die desolaten Finanzen einer Stadt, die sich infolgedessen zunehmend darauf konzentriert, Prestigeobjekte zu finanzieren, wodurch man hofft, für zahlungskräftige Klienteln attraktiver zu werden.
Diese Menschen wohnen aber im Allgemeinen nicht in Frohnhausen.
Dort leben vor allem "kleine" Leute, Arbeiter, Angestellte, Migranten und Studenten, angelockt durch bezahlbare Mieten und relative Nähe zu allgemeinen Einrichtungen des täglichen Bedarfs.
Was fehlt ist ein Ort, an dem sich diese unterschiedlichen Personengruppen begegnen können, ein Ort, an dem auch mit kleinem Budget Kultur möglich ist.
Dies wird auch von Seiten der Politik keineswegs bestritten, allerdings ist man dort gedanklich immer noch in Begriffen wie "Investoren" verhaftet,
man scheut nur allzugerne den Blick auf alternative Lösungen.
Dabei gibt es in einer Stadt wie Essen vieke leerstehende Immobilien, die zumindest vorübergehend auch alternativ genutzt werden könnten.
Die Besetzung der ehemaligen Hauptschule Bärendelle wird in Essen nicht die letzte Aktion dieser Art gewesen sein, dafür ist der Bedarf einfach zu dringend und die Riege der UnterstützerInnen ausreichend stark.
Bleibt zu hoffen, dass hier tragfähige Konzepte geboren werden und die Stadt Essen ihrerseits die Eignung ihrer zahlreichen brachliegenden Immobilien neu bewertet, um geeignete Orte zu finden.
In einer Zeit leerer Stadtkassen sind einfach neue Konzepte nötig, um auch weniger Betuchten die Teilnahme an einem breiten und vor allem bezahlbaren Kulturangebot ermöglichen und die Möglichkeit einer aktiven Teilnahme zu bieten.
Michael Oberholz
RapidMick 30/10/2013 8:02
Habe jetzt erst entdeckt, dass Du aus Essen, meiner Heimatstadt kommst. Schön, dass Du mit Foto und Text auf diese Missstände in Essen hinweist. Ich weiß aus zweiter Hand, was da bei Polizeieinsätzen (bei der Räumung des JZE) so abgegangen ist, da ich einen panischen Anruf von "innen" bekam, mit der Bitte, die Presse zu informieren. Ich habe selbst als Jugendlicher im JZE gekickert und Konzerte angeschaut. Alles sehr, sehr traurig...shakeapic 03/08/2013 18:16
!!!Klondike Bill 28/07/2013 15:13
ich wusste gar nicht, dass unsere Bullerei solch ein Equipment besitztfatchief derGrosse 25/07/2013 0:48
Gut gebrüllt Löwe!Manuel Gloger 25/07/2013 0:36
Gute Dokumentation und Stellungnahme.Hoffentlich gibt es ein Umdenken der Stadt.
LG Manuel
(sent via fotocommunity Android App)