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anne47


Premium (World), Köln

EMMA SCHWARZ

geb. Biermann
26. 10. 1874
Am 14. Juni 1942
von Wien nach Sobibor deportiert
und dort ermordet

Wien 9., Berggasse 14
Wohnung von Emma Schwarz
direkt gegenüber war die Wohnung von Sigmund Freud

die Bel Étage
die Bel Étage
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SIGMUND FREUD-MUSEUM
SIGMUND FREUD-MUSEUM
anne47

"Emma Schwarz war die Frau eines wohlhabenden Geschäftsmannes, die Mutter einer Tochter und dreier Söhne und die Großmutter von acht Enkelkindern. Für mich war sie meine "Omama" - die Mutter meines Vaters - die Großmutter, die ich kaum kannte, die elegante Frau auf einer alten Photographie, die meine Eltern mitgenommen hatten, als wir eiligst aus dem Wien des September 1938 flohen. Diese Fotografie ist meine einzige fassbare Verbindung zu meiner Großmutter, beiweitem nicht genug, um das Loch in meinem Herzen auszufüllen.
Ich war noch keine zwölf Monate alt, als Emma Schwarz mich zum letzten Mal in ihren Armen hielt. Meine Eltern und ich schafften es, nach Amerika zu entkommen, aber Emma blieb zurück in ihrer gemütlichen Wohnung in der Berggasse. Ihr würde nichts geschehen, sagte sie. Schließlich war ihr Schwiegersohn Katholik und ihre Tochter hatte seine Religion angenommen, als sie ihn heiratete. Die beiden lebten mit ihr in derselben Wohnung. Also blieb Emma.
Aber Emma musste gewusst haben, dass sie uns nie mehr sehen würde. "Sie hat so geweint! Schrecklich war es", hat meine Mutter oft gesagt. Als ich älter wurde, wurde der Schmerz meiner Großmutter zu meinem eigenen. Meine amerikanischen Kindheitsfreunde hatten Großmütter. Ich hätte auch gern eine gehabt, aber sie war jenseits des Ozeans - zu weit weg, um mir Geschichten vorzulesen, mir Schlaflieder zu singen, mich an der Hand über die Straße zu führen.
Emma Schwarz wurde im Juni 1942 nach Sobibor gebracht. Sie war 68 Jahre alt. Ich wünsche ich wüsste, wie ihre Stimme geklungen hat, und was sie zum Lachen brachte."

Susanne Schwarz Blatt
Worcester, Massachusetts, 2011

eine jüdische Familiengeschichte
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Manchmal....
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Gedenkstein für Dr. Lilli Jahn, Ärztin aus Köln, ermordet in Auschwitz
Gedenkstein für Dr. Lilli Jahn, Ärztin aus Köln, ermordet in Auschwitz
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https://www.ushmm.org/remember/holocaust-reflections-testimonies/behind-every-name-a-story?page=2

Comentarios 5

  • Misme 28/10/2023 7:13

    Liebe Anne, wie du so vortrefflich schreibst, auch Generationen danach sind immer noch von den traumatischen Ereignissen betroffen und leiden darunter. Danke für das Teilen deiner berührenden, persönlichen Schilderung. Das Gedenken an die vielen Opfer darf nicht aufhören!
    LG Misme
  • Brigitte Stauf 27/10/2023 19:49

    Wie bewegend und furchtbar. Danke für die Doku. LG Brigitte
  • smokeonthewater 27/10/2023 0:08

    Es gibt leider immer mehr Leute, die das alles nicht stört und beschämt.
    LG Dieter
    • anne47 27/10/2023 0:13

      für viele Menschen sind das nur Zahlen, aber hinter jeder Zahl steckt ein Menschenschicksal und das bestimmt auch das Schicksal der Nachkommen
  • Filmrolle 26/10/2023 22:33

    Gut, daß Du das Andenken in Ehren hältst, auch wenn es so traurig ist.
    Es darf nicht vergessen werden !
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