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Claudia Sölter


Premium (Basic), Frankfurt am Main

Erholung

Erholung?
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Als ich im August im Hunsrück war und selbstverständlich wieder mal auffiel mit meinem kunstvoll gestapelten Zeuchs auf dem Fahrrad-Anhänger, fragte mich eine ältere Dame:
„Sagen Sie, ist DAS eigentlich noch Erholung?“
Treffer!
Nun, es ist mir schon lange klar, dass die Sternenfotografie, so wie ich sie betreibe, eher in die Kategorie „Masochismus schöngeredet“ gehört. Allein, ich habe keine andere Wahl – es sei denn, ich höre auf damit! Und ich berichte ja nun auch oft von gewissen Strapazen und davon, dass ich an meine Grenzen komme. Ich weiß u.a. nun, was es beispielsweise bedeutet, immer genügend Wasser dabei zu haben und bloß keines zu verschwenden. Ich weiß nun, dass die Hilfe anderer Menschen Gold wert sein kann. Ich habe einen Begriff von Kälte und ich kenne mittlerweile die bisweilen sehr befremdlichen Geräusche der Nacht. Das alles ist im Grunde rudimentäres Basiswissen für eine Strategie nach der Apokalypse.
Ja, deswegen ist die Frage nach Erholung mehr als berechtigt!
Nein, es ist keine Erholung!
Es ist Abenteuer!
Ich erinnere mich, wie ich als Grundschülerin in einem der wunderschönen Klassenräume der Grundschule in Langballig saß – beim Kunstunterricht.
Vermutlich werden mir viele Menschen zustimmen, dass der Kunstunterricht, in Abgrenzung zu den anderen üblich verdächtigen Fächern (wie Mathe z.B.), eher etwas Entspanntes ist.
Den Duft von Tusche und Wachsmalern, gepaart mit den markanten Ausdünstungen von UHU und so, kennen wir alle. Die alte Schule im wilhelminischen Stil hat noch heute diese riesigen Fenster, aus denen man auf dieselben, alten Bäume gucken kann, wie ich damals. Genau das machte ich auch – und träumte davon, woanders zu sein. Ich saß also im Kunstunterricht(!) und war ... unzufrieden ..., denn ich wollte raus. Ich wollte immer nur raus. Und wenn ich mal im Urlaub auf einer Insel war, wurde sie mir schnell zu klein. Als sich damals mein Sandkastenfreund nach 30 Jahren wieder bei mir meldete sagte er, er erinnere sich noch sehr gut an das gemeinsame Sich-Umhertreiben durch das Umland des Dorfes von morgens bis abends.
Das ist also irgendwie in mir drin (wie das mit dem Autofahren hingegen in mich rein kam, ist noch ein Rätsel – das ist mir nämlich auch irgendwie in die Wiege gelegt).
Als ich dann größer wurde (von erwachsen kann ich nicht sprechen), war diese Lust am Stromern immer noch da, aber ich konnte nicht. Zum einen hatte ich diesen Unfall und zum anderen war da dieses komische Ding, welches sich „Arbeit“ nennt – also eigentlich zwei Unfälle als Hemmschuhe.
Nun brauche ich nicht mehr zu arbeiten und deswegen kann ich wieder das tun, was ich schon immer tun wollte. Draußen sein! Selbstverständlich ist mein Körper mit der Zeit merklich „erodiert“ und es fällt mir zudem mit meinen diversen „Behinderungen“ oft alles nicht leicht. Darüber hinaus weiß ich eine warme und trockene Behausung durchaus sehr zu schätzen – klar – doch wenn einem schon die freie Zeit zur Verfügung steht, kann man doch das machen, was man ohne diese Gelegenheit nicht machen könnte, oder?!
Als Künstlerin sehe ich mich nicht!
Als Handwerkerin? Fragezeichen!
Hmmm ... eher geht das Ganze in die Richtung ... „Als-Ausgewachsene-Wieder-Kind-Sein“.
Schön ist das – echt schön! Bei Licht betrachtet ist das mit der Fotografie lediglich ein Zufall.
Und es hat so gar nichts mit Erholung zu tun, denn das ist ein Begriff der arbeitenden Erwachsenen – also der Anderen!
Die Momente, in denen ich allerdings beispielsweise abspanne, sind die Morgen nach einer durchgemachten Nacht in der Natur.
Wunderbar die Stimmung, die Stimmen der Tiere und ... oh ja ... die Sonne ... die wärmenden Sonnenstrahlen sind ein Hochgenuss und besonderes Geschenk. Wenn dann noch heißer Kaffee und ein paar Kekse übrig sind, bin ich einfach nur glückselig!
:-)

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