Familientag
Gestern Familientag in Hamburg mit dem guten Dürk http://www.flickr.com/photos/24444243@N03/ und der feinen Frau Fleck
Familientag
Meine Frau Jolanthe ist aus einem ganz anderen Rauchspan, wie mein mir angedichteter Sohn. Sie verkauft Essen auf dem Markt. Seemannsfutter für alle. Sie ist die Flinkeste beim Kartoffenschälen und immer noch ein heißer Ofen. Ihre Gebärmutter brodelt wie eine Gulaschkanone. Männer mit Bärten wickelt sie um ihren kleinen Kochlöffel. Mein Sohn Hinnack hingegen ist weich wie ein Federball, sportlich zwar, aber ohne starkes Kreuz, nur mit gut ausgearbeiteter Unterarmmuskulatur. Er spielt Squash ganz in weiß.
Manchmal machen wir etwas zu dritt. An unserem Familientag stellen Jolanthe und ich Bierdosen in Kinderwägen und zeigen den verdutzten bis empörten Müttern Nasen. Unser Sohn parkt mit Diätcola daneben und schämt sich für uns. Der feine Herr scheint sich für etwas Besseres zu halten, nur weil er seit Kurzem mit einer „von Weizsäcker“ liiert ist, einer vollkommen unbekannten und verschmähten Großnichte des Altbundespräsidenten in einer verwandtschaftlich bedeutungslosen Nebenlinie. Sie hat Personal, welches ihr zum Frühstück das Wildhuhnei köpft. Sie isst nämlich ausschließlich Wildhuhneier, die ohne ihr Zutun Begüterte. Ihre Bedienstete ist eine Herzogin von Württemberg, welche durch das Schicksal auf diese Stelle angewiesen ist. Mein Sohn verleugnet vor den Damen seine Herkunft und nennt sich dort Ludwig von Steinbeiss.
Immerhin ist dies ein schüchterner Hinweis darauf, dass Jolanthe und ich einmal ein Fischgeschäft in Dulsberg Nord betrieben haben, indem der kleine Hinnack anstatt eines Stückchen Fleischwurst stets eine Schillerlocke auf die Faust bekam. Er war so süß der Kleine, wenn er sich die Locke in sein Haar zwirbelte, denn er wollte immer ein Mädchen sein.
Wenn wir unterwegs sind, ziehen die Nachbarsherren den Hut vor uns, weil wir als ehrenwerte Geschäftsleute angesehen werden. Ich würde mich freuen, wenn Hinnack das genauso schätzen könnte, wie das vornehme Getue seiner Gespielin. Meine Frau macht die beste Hamburger Scholle, die ich je gegessen habe. So etwas kann man doch mal lieben und ehren. Nur weil wir Jeansjacken tragen und Rockmusik hören, sind wir doch keine schlechten Eltern. Wir lieben es in öffentlichen Bedürfnisanstalten Porzellan zu zerschlagen und in die Gärten unserer Nachbarn zu machen, wenn sie sich wegen lauter Musik beschwert haben. Irgendwie hat dieser Sohn, der ja unmöglich von mir sein kann - denn Jolanthe war damals in allen wichtigen Bands der Stadt ein gern gesehner Groupie - so gar nichts von uns. Er ist lieb und zuvorkommend und die Leute freuen sich, dass wir so einen hübschen drolligen Kerl bei uns haben, welcher aber leider keinen Fischgeruch mehr annimmt.
Ich heiße übrigens Raimund Naturtrüb und entstamme einer ehrlichen Fischverwertungszunft aus Saasel. Und beim nächsten Familientag, werde ich Hinnack mal wieder salzige Heringe mit Psychodelischer Mucke servieren, damit er wenigstens ein paar Knoten Nordseewind von innen spürt.
9. September 2010
Photosphäre 10/09/2010 22:28
"Gefällt mir"- Daumen..:-)
LGT
Redpicture 09/09/2010 20:48
...die ohne ihr zutun begütete...welch sprachliche brillianz und gesellschaftliche wahrheit.
Adrena Lin 09/09/2010 20:42
Familientreffen sind immer wieder ein Großereignis....und wenn man sie dann noch literarisch verwerten kann....perfekt ....:-)))Wolf Maier 09/09/2010 19:05
goil... ganz der alte... :-)Frau Fleck 09/09/2010 17:41
geilissimoZwei AnSichten 09/09/2010 17:18
es geht doch nix über die Familie :-)))lg ingrid
Monja Litzke- Ansichts Sache 09/09/2010 17:04
misch ihm doch mal ein bisschen lsd in die blubberbrause..vielleicht wird er dann lockerer;-))) bitte mehr familientreffen,wenn solche geschichten dabei raus kommen:-)Lleizar S. 09/09/2010 16:59
Huhuuuu 'Matthias *wink*Aubergine steht Dir gut ;-))