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Farewell ...

Condla Ruad und die Frau im gläsernen Schiff

Viele Lieder aus alter Zeit besingen den König Conn der Hundert Schlachten Schlug. Der war ein großer Krieger und Hochkönig über alle fünf Gaue von Erin. Doch einen Kampf hat König Conn verloren – gegen eine Frau in einem Schiff aus Glas.

Zwei Söhne hatte König Conn: Der Ältere hieß Condla Ruad, Condla Rotschopf, und der Jüngere hieß Art, das heißt „der Bär“, und groß und stark wie ein Bär war er auch, und er hatte breite Schultern wie sein Vater. Condla aber war zart, und seine Schultern waren schmal, darum hieß er bei manchen nur Condla cam, Condla der Krüppel; doch andere nannten ihn Condla caim, Condla den Schönen, denn freundlich und liebenswert war sein Gesicht, und seine blauen Augen leuchteten hell.

Einmal war Condla mit seinem Vater auf den Höhen von Usna. Sie ritten mit ihren Männern dem Morgenrot entgegen, und Nebel lag wie Feenstaub über den Hügeln. Eine wunderschöne Frau löste sich aus den Schleiern und schritt langsam auf Condla zu. Auch sein Pferd stand still, aber die anderen konnten die schöne Frau offenbar nicht sehen.
„Wer bist du und woher kommst du, Frau?“, fragte Condla sie.
Da sprach sie:
„Ich bin eine Sidhe und komme aus dem Land des Lebens, wo es weder Tod noch Sünde gibt und niemand Unrecht tut. Wir sind freundlich miteinander, und wir kennen keinen Streit. Man nennt uns: Die, die unter den Hügeln wohnen und Die von der Insel des Friedens.“

„Mit wem redest du da, Condla?“, fragte König Conn. Condla sagte nichts darauf, doch der König hörte die Stimme der Sidhe, und er wusste nicht, woher sie kam: „Er spricht mit einer Sidhe edler Herkunft, auf die weder Tod noch Alter warten. Ich habe mich in deinen Sohn Condla Ruad verliebt und rufe ihn zu mir: „Oh Condla, wie einen Schweif aus Sternenstaub trägst du dein Haar. Ich seh dich mit Lust, und ich liebe dich. Komm, Condla mit dem schönen Haar und den Augen, die wie Kerzenflammen leuchten. Komm mit mir in ein Land ohne Tränen. Ich schenke dir was deine Sehnsucht träumt: Das Licht meines Leibes gebe ich Dir. Komm, und du bleibst jung und schön bis zum Tag des Jüngsten Gerichts.“
Alle hörten, was die Sidhe da sprach, doch nur Condla konnte sie sehen. „Wo ist das Land, von dem du singst?“, fragte er. Und ihre Antwort klang hell und froh wie der Frühlingswind, spürte sie doch die Sehnsucht in Condlas Stimme. „Die Insel der Feen liegt weit im Meer. Mein Vater, der edle Elfenkönig, gab mir, seiner Tochter, das tanzende Schiff, das Schiff aus Kristall, das funkelt und glänzt und lachend sich wiegt auf den Wellen. Es wartet am Strand und bringt uns rasch übers brausende Wasser ins Feenreich!“

Da rief König Conn nach Corann, seinem Druiden: „Hilf mir, Corann, zauberkundiger Sänger. Hörst du nicht die Stimme des Verderbens? Jeder Macht, die sichtbar ist, will ich entgegen treten. Doch eine Anderswelt-Frau greift nach mir mit einer Macht, die größer ist als mein Begreifen. Feenzauber raubt mir meinen Sohn – sing deinen stärksten Bannspruch gegen die Gefahr!“ Der Druide sprang vom Pferd, riss ein Büschel Gras aus der Erde, warf die Halme der Stimme entgegen und sang einen starken Zauber. Und als Corann seine Verwünschungen ausstieß, da brannten seine Augen. Dreimal stieß er den Atem aus, er spie auf die Erde. Da verstummte die Sidhe, und vor Condlas Augen verschmolz die Schöne mit dem Nebel, der über den Hügeln lag. Bevor sie sich ganz in den silbrigen Schleiern auflöste, warf die Sidhe dem Mann ihrer Träume einen Apfel zu. Von diesem Tag an war Condla Ruad ganz versunken. Er sprach nicht, aß nicht, trank nicht. Er lebte nur von diesem Apfel. Wie viel er auch von diesem Apfel aß – der Apfel nahm nicht ab und blieb ein ganzer Apfel. Unvermindert wie der Apfel blieb auch Condlas Sehnsucht nach der Frau, die sich nur ihm gezeigt hatte. So ging es einen Monat lang. Dann ging Condla durch die Ebene von Archommin zum Meer. Sein Vater und sein Bruder, der Bär, gingen mit ihm. Sie ließen ihn nicht mehr aus den Augen, damit die Sidhe ihn nicht doch noch in ihr Reich entführe. Und als Condla das Meeresufer erreicht, sieht er auf den Wellen das gläserne Schiff, und darin die Sidhe, so schön und so lockend wie damals in den Nebeln von Usna. Conn, Der Hundert Schlachten Schlug,
konnte die Sidhe in ihrem Schiff aus Glas nicht sehen, doch er erkannte ihre Stimme, welche die Luft mit silberheller Musik erfüllte. Angsterfüllt schickte er seinen Sohn Art nach Corann, dem Druiden. Die Sidhe wandte sich Condla zu und sang: „Auf hohem Throne sitzt du in Erin, Condla, doch thronst du unter lauter Vergänglichen. Und jeden Tag lebst du dem Tod entgegen. Doch ich lade dich ein zum unsterblichen Leben, denn aus dem Bann des Todes erlöst dich meine Liebe!“ Conn fasste seinen Sohn bei den schmalen Schultern: „Hat ihre Liebe dir das Herz durchbohrt? Komm heim mit mir. Du bist einer der unseren und wirst eines Tages König von Erin sein. Sei also ein Mann und widerstehe ihr!“ Doch Condla straffte seine Schultern und sprach: „Ich liebe dich, Vater, und unser Volk und Land, aber Art wird Erin ebenso erfolgreich wenn nicht sogar besser beschützen. Die Sehnsucht zieht mich fort, seit ich die Frau zum ersten Mal sah. Ich möchte mit der Königin meines Herzens leben.“ Er riss sich los und lief durch die Brandung, weg von Vater, Volk und Land, und sprang in das gläserne Boot. Wie ein leuchtender Stern funkelte das Schiff in der Sonne, als es zu seiner weiten Fahrt ins Land der Unsterblichen aufbrach. König Conn sah ihnen nach, bis das gleißende Licht hinter dem Horizont verschwand. „Sie hat ihn gewonnen“, sagte er, „und ich, ich habe ihn verloren. Niemand weiß, wohin er geht, wir werden ihn niemals wieder sehen.“

Doch es wird auch erzählt, Tadgh MacCian sei auf seiner Irrfahrt bis zur Insel der Feen gekommen und dort habe er Condla in den Armen einer wunderschönen Frau gesehen, und die beiden konnten ihre Augen nicht voneinander lassen.....



The Tannahill Weavers, Farewell to Fiunary Heather Island http://www.youtube.com/watch?v=zRQwPikyP8U

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