Fast vorbei! Iridium 54
Irgendwie hatte ich mich bei der Ausrichtung der Kamera ziemlich verschätzt. Als ich nach der Aufnahme auf den Monitor schaute, konnte ich den Flare gerade noch am linken Bildrand ausmachen. Glücklicherweise ist er vollständig drauf. Rechts sind schön Saturn und Mars als Pärchen zu erkennen.
Canon EOS 20 D
Sigma 18-125mm Tele bei 18mm
f 5.6
ca. 15s
M. Möller 07/07/2006 13:09
Ich habe gerade festgestellt, dass es doch eine einfachere Möglichkeit gibt, die Koordinaten des Beobachtungsstandortes herauszufinden: Das kostenlos verfügbare Programm Google Earth ( http://earth.google.de/ ) zeigt, wenn man mit der Maus über das Satellitenbild fährt, die Koordinaten und die jeweilige Höhe (das allerdings in feet) an. Die Höhe lässt sich leicht umrechnen, denn 1 foot sind 0,3048 Meter.Gruß, Martin
Thomas E. Herrmann 02/07/2006 10:12
@ M. Möller: Das ist durchaus unterschiedlich, aber länger als ca. 15 Sekunden dürfte es sicher nicht dauern (zumindest die sehr helle Phase, vorher und nachher kann man durchaus noch schwach etwas sehen), man muss also schon rechtzeitig hinschauen.M. Möller 01/07/2006 20:40
Herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen, muss ich nächstens auch mal probieren. Wenn die Wikipedia-Daten falsch sind, solltet ihr überhaupt nicht zögern, sie zu verbessern, denn so ist es gedacht.Noch eine Frage: Wie lange dauert denn ein Flare eigentlich?
Herzliche Grüße, Martin
Thomas Kötz 28/06/2006 16:12
Bei meinem Nauheim kam's hin, leider für's andere Ortsende. Das kommt halt immer auf die Leute an, die die Daten dort eingeben. Als Anhaltspunkt ist es bei den Orten, die nicht in H.A. oder Calsky drin sind sicher tauglich. Die Präzisierung erfolgt dann nach deiner Methode.LG
-TK-
Thomas E. Herrmann 28/06/2006 12:55
@ Thomas: Die Angaben von Wikipedia stimmen leider in vielen Fällen überhaupt nicht. Die in der Wikipedia für Erlensee angegebenen Koordinaten führen mich fast in die Mitte von Hanau, verdammt ungenau.Thomas Kötz 28/06/2006 12:41
Und hatte geglaubt, meine Methode zur präzisen Bestimmung der Standortkoordinaten wäre umständlich...Aber es ist genau die, die du beschreibst.
Kleiner Tip: in Wikipedia den Ortsnamen eingegeben - da stehen meistens auch die Koordinaten dabei, nur meistens auf die definierte Ortsmitte bezogen.
LG
-Thomas-
Thomas E. Herrmann 28/06/2006 10:24
Da es bei meinen Aufnahmen von Iridiumflares und der ISS hin und wieder Fragen dazu gibt, wie man diese Ereignisse vorausberechnen kann, hier mal eine "kleine" Anleitung dazu:Die Daten für Iridiumflares und ISS-Überflüge kann man sich über http://www.heavens-above.com/ oder über http://www.calsky.com/ besorgen. Dazu ist es erforderlich, die genauen Koordinaten des geplanten Beobachtungsortes zu kennen. Weiter sollte man sich mit den Himmelsrichtungen gut auskennen (oder einen gescheiten Kompass haben) und ggfs. auch den Umgang mit Gradzahlen (Geodreieck) beherrschen. Ganz wichtig ist auch eine sehr genaue Uhr, am besten eine Funkuhr (Funkwecker) mit Sekundenanzeige.
Klingt kompliziert, ist aber gar nicht so schlimm.
Zum herausfinden der Koordinaten gibt es grundsätzlich zwei Methoden:
Die einfachste (wahrscheinlich aber auch teurere) ist über GPS, wenn man über ein entsprechendes Gerät verfügt.
Etwas zeitraubender, dafür aber kostenlos, ist die Näherungsmethode, die ich hier anhand von heavens-above beschreibe.
Zuerst meldet man sich als User bei heavens-above an.
Nun kann man in der Configuration eine Observing site (also einen Beobachtungsort) anlegen, als Beispiel habe ich hier mal meinen Beobachtungsort im freien Feld zwischen Erlensee und Langenselbold gewählt.
heavens-above bietet eine grosse Datenbank mit auswählbaren Orten an; ich wähle also Erlensee und erhalte die Koordinaten 50.150 N (Nord) und 8.950 E (East also Osten), Elevation (Höhe über NN 138m). Diese Daten erstmal merken.
Bei http://mapquest.com kann man sich Karten auch über die Koordinaten anzeigen lassen.
Dazu steigt man über die Hauptseite ein, klickt an dass man einen Ort "outside USA or Canada" sucht, wählt auf der nächsten Seite "Map by Lat/Long und kommt so auf die Seite, auf der man die bei Heavens-above gefundenen Koordinaten eingeben kann. Dies tut man in der Rubrik "Mat a lat/long coordinate using decimal values". Bitte die Tausenderpunkte mit eingeben.
Unter Eingabe meiner Koordinaten für Erlensee (50.150 und 8.950) erhalte ich nach Knopfdruck auf den Button "Get map" eine recht große Karte angezeigt.
An der linken Seite der Karte kann man diese vergrössern oder verkleinern, ich wähle hier für den Anfang Zoomlevel 8 oder 9 und stelle fest, dass ich mit diesen Koordinaten zwar in der Nähe von Erlensee, aber um einiges zu weit westlich bin (direkt an der A66, ich will aber zwischen Erlensee und Langenselbold spechteln). Also fange ich erstmal damit an, den Längengrad zu verändern, nehmen wir einfach mal 9.000 (Dazu einfach auf Zurück klicken und die veränderten Koordinaten eingeben. Jetzt liege ich südlich von Rückingen (ein Teil von Erlensee), das ist zwar schon besser, aber ich will es genauer haben.
Also neue Eingabe mit 50.200 und 9.000; Nun bin ich zu weit nördlich geraten, das Ergebnis muss also zwischen 50.150 und 50.200 liegen. Wie bereits erwähnt beginnt nun das Geduldsspiel indem man immer wieder die Koordinaten leicht verändert (dabei ist es hilfreich, zuerst einen Wert ziemlich genau zu ermitteln, bevor man den nächsten angeht). In meinem Beispiel ist der Längengrad annähernd korrekt, so dass ich erst mal nur am Breitengrad rumfummle. die genauen Werte für meinen Beobachtungspunkt sind übrigens 50.166 und 8.9996 (das stimmt bis auf ca. 5 m).
Ist der Beobachtungsstandort so genau wie möglich ermittelt, geht man bei Heavens-above wieder auf die Configuration und gibt diesmal seinen Beobachtungsstandord manuell ein (add manually).
In meinem Beispiel also 50.1660 bei Latitude, Degrees North und 8.9996 bei Longitude, Degrees East. Als Elevation (Höhe ü. NN) gibt man den Wert ein, den man in der Datenbank bei Heavens-above gefunden hat (wenn man es selbst weiss um so besser).
Ganz wichtig ist noch die Zeitzone (Time zone), die man über das drop down Menü herausfinden kann (Germany).
Dann noch auf "Submit" gedrückt und fertig ist der erste Beobachtungspunkt.
Hat man sich nun einen schönen Iridiumflare herausgepickt (mag. gibt die Helligkeit des flares an, wobei die Helligkeit grösser ist, je höher der negative Wert ist und kleiner, je höher der positive Wert ist), muss man sich entscheiden ob man nur beobachtet oder ob man die Kamera zum Einsatz bringt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Flares ab ca. -2 oder -3 schon sehr gut ablichten lassen. Sichtbar sind flares aber locker schon ab mag 2.
Richtige Kracher sind natürlich flares ab -5 bis -8 mag, die sind schon ganz schön grell.
Wichtig ist ein stabiles Stativ, die Möglichkeit der Langzeitbelichtung (Bulb-Funktion) und, wie am Anfang bereits erwähnt, eine gute Möglichkeit, sowohl die Himmelsrichtung als auch den Erscheinungswinkel des Flares möglichst genau zu bestimmen. Bei der Festlegung der Himmelsrichtung ist ein Kompass sehr hilfreich, die Höhe kann man (falls das Stativ nicht sowieso eine Gradangabe für die Höhe hat) mit einem einfachen Geodreieck einstellen (im ürigen ist der Zenit, also der höchste Punkt über uns bei 90°).
Nun kommt der Moment der Wahrheit:
- Ich richte meine Kamera auf die herausgefundenen
Koordinaten aus
- Überzeuge mich, dass der Schärfepunkt auf unendlich
eingestellt ist (unbedingt den Autofokus ausschalten)
- Stelle sicher, dass auf Langzeitbelichtung (Bulb) ein-
gestellt ist
- Überprüfe die ISO-Einstellung (ich fotografiere meist
mit ISO 200)
- Schaue angespannt auf die Uhr
In der Regel drücke ich ein paar Sekunden vor dem angekündigten Auftauchen auf den Auslöser, da die Kamera doch Lichtempfindlicher als meine Augen ist, so dass ich auf keinen Fall was verpasse. Den Auslöser halte ich gedrückt, bis ich mit dem blossen Auge nichts mehr von dem flare sehen kann.
Eine weitere sehr gute Seite ist die bereits oben erwähnte Seite von Calsky.com, ich will jedoch jetzt nicht noch einmal eine Beschreibung abgeben, wie man dort seinen Beobachtungsstandort eingibt. Es ist jedoch durchaus sinnvoll, beide Seiten zu nutzen, da es immer wieder vorkommt, dass ein flare auf der einen Seite angezeigt wird, während auf der anderen Seite nichts erwähnt wird. Calsky ist im übrigen bei der Angabe der Helligkeit weit exakter als heavens-above und zeigt auch mehr flares an.
Ich hoffe, ich habe niemanden mit meinen doch sehr ausführlichen Beschreibungen gelangweilt und wünsche viel Spaß beim "Flare-chasing"
Thomas E. Herrmann 26/06/2006 9:33
@ Thomas: Dann schon, aber mein Ziel an diesem Abend war klar Iridium 54.Thomas Kötz 25/06/2006 23:05
Wenn du als Motiv Iridium, Sati und Mars definierst, hast du doch voll inne Mitte gehalten, oder?LG
-Thomas-