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Fleckfieberversuchsstation...

Fleckfieberversuchsstation...

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Stefan Schwetje


Premium (World), Braunschweig

Fleckfieberversuchsstation...

Besichtigung des Konzentrationslagers Buchenwald mit mit meinem Fotofreund Joachim Irelandeddie
Fleckfieber oder Flecktyphus ist eine typische Not- und Hungerkrankheit, deshalb auch Hungertyphus genannt. Übertragen wird die Krankheit durch die Laus.
Im Reichsgebiet eingesetzte russische Zwangsarbeiter, aber auch Wehrmachtsurlauber, schleppen im Herbst 1941 Fleckfieber ein. Im Dezember 1941 finden mehrere Treffen zwischen Vertretern der Wehrmacht und der NS – Gesundheitsförderung statt. Es wird ein geeigneter Impfstoff gesucht.
Bald darauf beginnen im KZ Buchenwald (Block 49 und 44) versuche zur Erprobung neuer Fleckfieberpräparate. Ab April 1942 steht Block 46, ein massiver Steinbau, zur Verfügung. Er wird als Isolierstation bezeichnet und hat 90 Betten. Die Fleckfieberversuche beginnen am 5. Januar 1942. Leiter der Versuchsabteilung ist Dr. med. Erwin Ding, er versucht fünf gesunde Häftlinge künstlich mit Fleckfieber anzustecken. Das Serum stammt aus dem Robert – Koch – Institut, jedoch erkranken die fünf ausgewählten Häftlinge nicht. Am 14. Januar schreiben die Behringwerke an Lagerarzt Hoven das sie ihm heute per Express für 50 Personen Fleckfieberimpfstoff (für Versuche) zusenden, der Impfstoff sei konzentriert und mindestens doppelt so stark wie der Fleckfieberimpfstoff, der zuvor vom Hygiene Institut der Waffen-SS, geliefert wurde. Am 3. März 1942 werden insgesamt 145 Häftlinge mit Fleckfieber infiziert. Zwei Wochen später sind bis auf zwei Häftlinge (infolge einer überstandenen Fleckfiebererkrankung immunisiert) alle Versuchsobjekte erkrankt. Am Ende der ersten Versuchsreihe werden 5 Tote registriert. Das Versuchsschema wird in der Folge eingehalten: Die Häftlinge werden zunächst gegen Fleckfieber geimpft und danach angesteckt. Einige Häftlinge dienen ausschließlich als Kontrollpersonen, das heißt, sie werden durch Injektionen mit Frischblut von Fleckfiebererkrankten infiziert, als Kontrollobjekte jedoch nicht gegen Fleckfieber geimpft. Sie stellen einen hohen Anteil der Toten.
Am schlimmsten ergeht es einer weiteren Gruppe: Drei bis fünf Häftlinge werden pro Monat als sogenannte Passagepersonen künstlich angesteckt, um stets Frischblut von Fleckfieberkranken zur Verfügung zu haben. Sie gehen fast alle zugrunde. Insgesamt werden mindestens 1.000 Häftlinge als menschliche Meerschweinchen missbraucht, die Passage-Personen nicht eingerechnet. Mindestens 250 Häftlinge sterben unmittelbar bei den Versuchen. Wer überlebt behält schwerste gesundheitliche Schäden wie Herzschwäche, Gedächtnisverlust oder Lähmungen.
Am 9. Januar 1943 wird die Fleckfieber-Versuchsstation im KZ Buchenwald in „Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung am Hygiene Institut der Waffen-SS“ umbenannt. Einen Tag später beginnen die von Höchst angemahnten Versuche (auf Anregung der I.G. Farbenindustrie – notiert Dr. Ding in seinem Stationstagebuch). Erprobt werden weitere Fleckfiebermittel wie Methylenblau und das Höchst-Präparat „3582“…
Die Patienten erbrachen oft 10-12 mal täglich. Durch dieses Erbrechen wurde der Organismus der Kranken kolossal geschwächt. Die I.G. Farbenindustrie entwickelte daraufhin Rutenol, ein besser zu vertragendes Medikament. Letztendlich stellen sich aber diese Medikamente nach etlichen Toten als unbrauchbar heraus.
Im August 1943 wird die Fleckfieberstation in Buchenwald ausgeweitet. Ein neues Gebäude kommt hinzu: Block 50, dessen Umbau am 10. August 1943 beendet ist.
Die KZ´s hatten als Labor der Pharma – Industrie und der Wehrmacht gedient. Häftlinge wurden wie Laborratten zu Tode gequält oder lebenslang geschädigt. Kein Verantwortlicher der Pharma – Industrie wird nach 1945 verurteilt.
Zwölf Jahre später ermittelte die Staatsanwaltschaft Limburg im Falle der Fleckfieberversuche im KZ Buchenwald. Das Verfahren wird am 17. Juli 1961 eingestellt. Es betraf u. a. die Höchst-Mitarbeiter Fußgänger, Lautenschläger und Weber. Dem Betriebsleiter der Behringwerke, Prof. Richard Bieling, und dem Marburger Produktionsleiter, Dr. Albert Demnitz wird bescheinigt, es habe nicht festgestellt werden können, dass sie Impfstoffe „in Kentnis des Umstandes geliefert haben, dass sie bei verbrecherischen Menschenversuchen Verwendung finden sollten“.

(Quelle: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, von Ernst Klee)






Comentarios 4

  • Nebelhexe 18/01/2019 8:09

    Was soll man dazu noch sagen?
    Ich finde das außerdem erschreckend, das es heute noch viele der Firmen, die damals in unterschiedlichen Versuchsreihen mitgewirkt und profitiert haben, immer noch straffrei weitermachen können und sich eine goldene Nase verdienen!
    LG
  • Urs V58 14/01/2019 23:28

    Es ist mir schwer gefallen, den Text zu Ende zu lesen ... aber ich glaube, es tut uns gut, wenn wir es trotzdem tun und uns der Gräueltaten immer und immer wieder bewusst werden. LG Urs
  • Joachim Irelandeddie 14/01/2019 12:07

    Die Geschichte zu deiner Aufnahme ist wieder mal ein Aufschrei der Empörung und Wut über das verbrecherische Handeln der Menschen damals! Unglaublich was in dieser Zeit so alles an den Menschen verbrochen wurde!

    lg eddie