Formel Q

Formel Q

Ich saß in einer von Staub verschmutzten Ecke. Mit den dumpfen Schlägen der übergroßen, alten Pendeluhr löste sich jedesmal etwas Putz zwischen den groben Natursteinen über meinem Kopf. Minute um Minute nagt an diesen historisch wertlosen Mauern. Der schwache Schein durch vergilbte Fenster abgenutzten Sonnenlichtest drängt sich an meinen zusammengekauerten Körper. Wie ein vergessenes Spotlight auf einen längst verfallenen Kadaver, inmitten einer Wüste aus Staub, aus zerfallenen Erinnerungen. Zu meinen Füßen die verwesenden Reste eines Mischlingshundes, auf meinem Schoss, schwer und mühsam atmend, eine schwarze Krähe. Sie wird noch vor mir sterben, ohne sich zu Fragen was das Schicksal zu so einer abstrus erbärmlichen letzten Vorstellungen trieb. In dem Moment da meine Kraft ihre unermüdlichen Attacken auf mein Fleisch abzuwehren gezehrt war, entschied sie sich selbst zur Aufgabe und Versöhnung. So wie auch der Hund. Waren wir füreinander hier. Um uns gegenseitig zu verstümmeln. Meine Beine Tod uns schlaff, versuche ich mit aller noch verbliebenen Kraft aufzustehen. Greife nach dem schweren, gußeisernen Pendel der Uhr. Werde Mitgerissen von unbändiger Kraft. Wie zwei schlaffe Seile streifen meine Beine über den harten, kalten Boden. Ich ziehe mich weiter nach oben, rutsche kurz ab, die Beine drohen sich in einer Bodenunebenheit zu verkanten. Einmal noch aufbäumen. Ankämpfen gegen die Zeit. Ich gewinne an Boden und mit einem letzten, weiten Griff erreiche den Minutenzeiger. Die Haut meiner Hand reißt auf, dickes, schwarzes Blut rinnt den rostigen Zeiger hinab. Ein Tropfen löst sich und einen Augenschlag bevor er den Boden berührt bleibt die Zeit stehen.
Ich höre meinen Atem, schwer, rasselnd von Staub und Trockenheit. Das schleichend leise Geräusch der sterbenden Krähe. Solange wie ich will, solange ich den Zeiger halte, solange ...

Q wie Qual