Frauenpower-Wochen (6)

Frauenpower-Wochen (6)

Ich gehe mal davon aus, dass jeder Rallye-Fan die französische Rallye-Legende Michèle Mouton kennt,
die wohl erfolgreichste Motorsportlerin aller Zeiten.
Ihre Rallye-Karriere begann 1973 als Fahrerin in einer Alpine-Renault A110 1600S. Da ahnte sicherlich noch niemand, welch großes Talent in ihr steckt. Über Porsche und Fiat-Lancia kam sie zu Audi ins Werksteam und machte dort regelmäßig die großen Jungs platt, nur einen schaffte sie nicht, unseren Walter (Röhrl), denn der wurde 1982 Rallye-Weltmeister und sie "nur" Zweite. Bis heute ist sie die einzige Frau, die WM-Rallyes gegen die starke Männerwelt gewonnen hat. Und kaum einer weiß heute noch, daß sie auch mal Deutscher Rallyemeister war, 1986 gemeinsam mit dem Briten Terry Harryman im Peugeot 205 Turbo 16. Danach beendete sie ihre aktive Rallyezeit,
organisierte 20 Jahre lang das Race of Champions und war dann 15 Jahre lang die Sicherheitsbeauftrage
der FIA für den Rallyesport.
Jetzt, mit 73 Jahren, geht sie in Rente.
Am Wochenende wurde sie bei der FIA-Gala in Ruanda feierlich verabschiedet und für ihr Lebenswerk geehrt.
Mehr Power kann eine Frau nicht haben. Für mich ist sie das Sinnbild für Frauenpower.
Danke Michèle, mach's gut. Ich wünsche Dir alles Gute!


Und hier ist die Geschichte zu meinem Foto:
Als Sicherheitsbeauftragte der FIA ließ sich Michèle Mouton bei jeder WRC-Rallye vor den Teilnehmern über jede Wertungsprüfung fahren. Sie hatte einen Blick für Gefahrenstellen und für unvernünftige Zuschauer, die sofort ihres Platzes verwiesen wurden. Sie blieb notfalls solange dort stehen bis alle Gefahren beseitig waren, schlimmstenfalls stieg sie sogar aus und wies die Fans lautstark zurecht.
Dieser junge Rallye-Fan auf meinem Foto provozierte genau diese Szene im September 2022
bei der 66. EKO Acropolis Rally in Griechenland. Er wollte unbedingt ein Selfie mit Michèle Mouton haben.
Er positionierte sich so provokant in einer Außenkurve, daß jeder förmlich darauf wartete, daß Michèle Mouton ihn rund machen wird. So geschah es dann auch. Michèle bat ihren Fahrer zu stoppen und beschimpfte den Fan lautstark, doch er reagierte nicht. Also stieg Michèle aus und ging laut schimpfend zu ihm.
Plötzlich sprang der Fan auf, ging zu ihr und machte sein Selfie mit ihr.
Natürlich verstand Michèle sofort, was er wollte. Sie ließ ihn sein Foto machen, klatschte ihm eine zaghaft hinters Ohr und dann zogen beide lächelnd zufrieden ab. Die Menschenmassen ringsum grölten und jubelten.