3.255 17

Ulrich Kirschbaum


Free Account, Mittelhessen

Fuchstöter

Ein neuer Rekord ist zu vermelden: In der Woche, in der ich nicht da war, sind 38 (!!!) Flechtenbilder eingestellt worden - unglaublich, aber wahr.
Da will ich nicht hinter dem Berg halten mit einem aktuellen Bild der Wolfsflechte (Letharia vulpina; also eigentlich müsste sie ja Fuchstöter heißen: Lethe: Fluss der Unterwelt, letalis: tödlich, vulpes: Fuchs), die ich vorige Woche auf der alten Holzschindel eines Tiroler Heustadels entdeckt habe. Das Exemplar ist ziemlich kümmerlich entwickelt, weil 1100 m über dem Meer für diese Hochgebirgs-Art fast zu tief ist ... aber alle wesentlichen Merkmale (v.a. die sorediösen Isidien sind bereits vorhanden).
Einem neugierig vorbeiziehenden Wanderpaar habe ich dringend geraten, die Finger von der Flechte zu lassen - leicht hätte es sonst zwei Rentner weniger in Deutschland gegeben. Die giftig-gelbgrüne Farbe hat sie dann allerdings schnell von der letalen Gefahr überzeugt.
Für Stacking-Freunde: Am schlechtesten (Halos) sah das Bild mit f 5.6 und 35 Bildern aus; dieses mit f 8 und 12 Bildern ist vielleicht akzeptabler; ganz ohne Halos war aber selbst f 10 mit 12 Bildern nicht.

Comentarios 17

  • Ulrich Kirschbaum 26/01/2014 13:15

    @Thomas, danke vielmals für den Hinweis auf die Umbenennung der Flechte (den neuen Namen finde ich ebenfalls sehr passend).
    Dass Du permanent den Ausdruck Rentner verwendest ist, laut Maria, diskriminierend - auch Du solltest Dich bezüglich dieser besonderen Species um einen passenderen Ausdruck bemühen -:)
    Von größtem Interesse für mich wäre die Frage, welche Hälfte einer Schwiegermutter dem Gift der Flechte zum Opfer gefallen ist.
    Spannend finde ich auch Deine Aussage, dass die Wolfsjäger inzwischen den Kratzspuren von lethargischen Wolfsflechtensammlern (bzw. deren DNA) folgen. Da ich direkt davon betroffen bin, werde ich mir zukünftig vermutlich überhaupt keine Gedanken mehr darüber machen müssen, was die NSA über mich in Erfahrung gebracht hat - das sind sicherlich nur Peanuts in Anbetracht der Tatsache, dass nun sogar meine Erbinformation in der DNA entschlüsselt zu werden droht. Wer weiß, ob mich danach noch irgendjemand Flechten sammeln bzw. fotografieren lässt.
    Seit ich aber weiß, dass Du mein Werk fortzusetzen (und dafür sogar in die Alpen auswandern willst), ist mir nicht mehr bange!
    Um eines bitte ich Dich vorsorglich: Sende mir bei Gelegenheit bitte ein Foto von Dir in der beschriebenen Schutzausrüstung beim Wolfsflechtenfang zu. Sie hat mich stark beeindruckt und ich spiele mit dem Gedanken - sofern ich doch je wieder Flechten sammeln darf - mir ebenfalls eine derart sinnvolle Ausrüstung zuzulegen. Zusätzlich empfehle ich Dir, auf jeden Fall auch noch Sauerfstoffflaschen mitzunehmen - schließlich handelt es sich um eine HOCHgebirgsflechte und ich möchte nicht, dass Du - als Flachlandtiroler - u.U. einen Notarzt (sic.!) in Anspruch nehmen musst.
    mfg Ulrich
  • Dr.Thomas Frankenhauser 26/01/2014 12:21

    Lieber Ulrich!
    Endlich kann ich auch mal was beisteuern: die neueste Nomenklatur (Arch.Flecht.Mittelh.12/2014:154ff.) führt diese Flechte nach erneuter Umbennnung nämlich inzwischen unter "Lethargia (sic!) mors-pensionatorum" (Kirschb.2014)". Damit hast Du mehr davon als von der von mir vorgeschlagenen Lebensrettungsmedaille.
    Laut der gerichtsmedizinischen Statistik des Landes Tirol sind in den letzten 12 Jahren mindestens 3 Rentner durch diese gefährliche "Pflanze" zu Tode gekommen, von denen etwa die Hälfte Schwiegermütter waren.
    Die meisten Todesfälle passieren durch die Tatsache, daß immer mehr Flechtenkundler sich auf österreichischem Boden herumtreiben und durch ihre Kratzspuren (s.Maria oben!) den Wolfsspezialisten die größten Schwierigkeiten bereiten, indem sie DNA-Spuren an den Bäumen hinterlassen, die die Befürworter des Wolfszuzugs aus den Ostgebieten in die Irre führen. Das Genom des Homo sapiens ähnelt in etwa 25% dem des Wolfes. Der altbekannte Spruch "Homo homini lupus" (für Nicht-Lateiner: "Der Mensch behindert den Wolfsforscher") spricht ja Bände . . . Schon mancher Ruheständler hat dann sein Leben nach dem Schuß eines wütenden Wolfsbegeisterten ausgehaucht.
    Ich freue mich jedenfalls an dem schönen Foto und hoffe, ohne derartige Umweltzerstörung und dramatische Rettungsaktionen in Vorarlberg mal diese feine Flechte zu finden. Mit Infektionsschutzanzug (in Tarnfarben) und Mundschutz sowie Schutzbrille (ohne die ich ja sowieso nichts sehen kann) werde ich dann versuchen, die Flechte ganz unauffällig zu fotografieren. Das sicher (zumindest gegenüber Deinem Foto) mittelmäßige Ergebnis zeige ich danach in der fc.
    Als ich mal in der Gegend von Filzmoos einen offensichtlichen Rentner (!) mit Feldstecher in die Ferne starren sah, wo sich einige gut erkennbare Hirsche tummelten, bekam ich von ihm erklärt, daß es ein Gamsrudel sei. Sein Jägerauge sehe das sicher. Was mit dem anderen Auge war, hab ich dann nicht mehr gefragt . . .
    Und trotz aller Widrigkeiten des Pensionär-Lebens mit lebensgefährlichen Begegnungen im Gebirge freue ich mich auf Österreich!
    Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir und der ganzen "Flechtengemeinde"!
    Thomas.
  • Maria J. 16/01/2014 23:56

    @ Jetzt bin ich zutiefst beruhigt!
    Vor allem aber auch darüber, dass du diese
    Ortsnamen immer noch parat hast
    - sogar ohne Reiseführer ... :-))
    Allerding gehe ich davon aus, dass du den Rückweg
    nur anhand deiner eigenen Hinterlassenschaft,
    den Kratzspuren in den Baumrinden,
    wiedergefunden hast ... ;-))
    LG Maria
  • Ulrich Kirschbaum 16/01/2014 23:22

    @Maria, erstens lese ich ausschließlich Fachliteratur (selbst wenn ich - wie gerade - etwas über die Kelten lese, interessiert mich nur, ob und wie die Druiden mit den Flechten umgegangen sind)
    ... und zweitens bin ich ein höflicher Mensch und habe die Ruheständler (gefällt Dir das besser?) artig gefragt, wie sich denn der Weg von Berg nach Innergschwend und von Innergschwend nach Untergschwend und von dort über Nebengschwend nach Außergschwend und von dort wieder zurück anlässt usw. - schließlich weiß ich, was sich gehört ...
    mfg Ulrich
  • Marianne Schön 15/01/2014 22:35

    Sooo schön und sooo giftig....
    schön dass du wieder da bist und gesund .
    NG Marianne
  • Maria J. 15/01/2014 22:35

    @ Ulrich,
    ich hoffe, du hast nicht bedauern müssen,
    sie gerettet zu haben ... ,-))
    Übrigens: ich finde die Bezeichnung "Rentner" ja eigentlich ziemlich diskriminierend,
    wenn sie nicht ausschließlich statistisch gemeint ist ... ;-))
    Wahrscheinlich war es ein nettes, freundliches Ehepaar über 60, dass euch beiden hilflosen Gestalten sagen wollte, dass es außer Flechten auch noch andere
    schöne Dinge zu sehen gibt .. ,-) !!
    Interessant ist auch, was du so liest ... aber sicher bezeichnest du das als Fachliteratur ... ,-)
    LG Maria
  • bri-cecile 15/01/2014 20:02

    SOOOOO giftig ist die......ich wusste gar nicht, dass es bei uns so gefährliche Pflanzen gibt!!!!!!
    Aber ein feines Foto ist das auf jeden Fall!!!!
    LG brigitte
  • Ulrich Kirschbaum 15/01/2014 18:57

    Zur "Rettung" der Rentner habe ich natürlich - wie gewöhnlich - maßlos übertrieben (aus der Literatur weiß ich, dass nur Schwiegermütter daran gestorben sind ...).
    @Maria: Die Rentner hatten mich bereits eine Weile beobachtet, sich dann zu meiner Frau auf eine Bank gesetzt. Als die ihnen erklärte, dass ich nur ein harmloser Spinner sei, wurden sie neugierig und ließen sich schließlich von meiner Begeisterung für den seltenen Fund so anstecken, dass sie sie unbedingt einmal anfassen wollten. Zur Strafe für ihre Errettung musste ich mir dann eine halbe Stunde anhören, wie schön doch die Natur in diesem Gebiet sei (wir waren dort seit 1998 mindestens zehnmal - kannten uns also überhaupt nicht aus -:))
    @Ingo: Das beweist wieder einmal, dass Flechten nicht lesen können. Sie wuchs tatsächlich senkrecht nach oben (obwohl ich sie bisher auch nur seitlich abstehend gesehen habe).
    mfg Ulrich
  • I. Queck 15/01/2014 18:27

    Großartiges Bild! Aber auch ungewohnt, die Wolfsflechte auf waagrechtem Substrat zu sehen - meist wächst sie ja am Stamm.
    LG Ingo
  • tiedau-fotos 15/01/2014 8:26

    Bestens gelungen und die "Rettung" der beiden Rentner wird Dir hoch angerechnet. Unglaubliches Erstaunen habe ich bei Wanderern auch schon erlebt wenn sie mich beim fotografieren von Flechten beeobachten. Und wenn Interesse da ist, kläre ich gerne auf...
    lieben Gruß Uli + Elke
  • Maria J. 14/01/2014 22:54

    Sehr spät rückst du mit der Information über die Gefährlichkeit mancher Flechten heraus!
    Und ich wollte mir gerade den Geschmackstest
    zur Regel machen .. ;-)
    Was hatten die Rentner mit ihr vor?
    Wollten sie sie als Suppengrün verwenden?
    Bravo ... du hast sie davor bewahrt .. :-)

    Der Stack ist in meinen Augen sehr gut gelungen ...
    und der Hintergrund paßt ausgezeichnet.
    Etwas hart wirkt der Schattenbereich links auf mich, aber ich will dich nicht gleich beim ersten Reise-Mitbringsel vergrätzen ... ;-)
    Zu einem Fuchstöter gehört ja schließlich auch eine dunkle Seite!
    Also alles ist rundum "fitzematucki" .. ;-)

    Die 38 Flechtenbilder sind hier wahrscheinlich
    als eine Art roter Teppich zu deinem Empfang ausgebreitet worden ... !
    Jedenfalls betrifft das meinen Anteil .. ;-)
    Hast ja mächtig gefehlt hier
    - keiner wußte mehr weiter ...!
    LG Maria
  • Günther B. 14/01/2014 22:35

    Ich wußte gar nicht, daß es so eine gefährliche Flechte gibt. Es kann sein, daß ich im Mai auch auf 1000 Meter Höhe bin.
    Ungewöhnlich sieht sie schon aus, deine Flechte auf dem Bild.
    LG Günther
  • Ulrich Schlaugk 14/01/2014 22:19

    Ein starkes Bild und eine interessante Erklärung.
    Ich finde den Stack gelungen. Auch ich suche in den Bildern nicht in 200facher Vergrößerung nach Halos ;-)
    Gruß Ulrich
  • -bk- 14/01/2014 21:41

    Das hätte ich ja nie gedacht, dass eine Flechte tödlich für einen Menschen sein kann.
    Sehr interessant das Foto.
    LG Bernd
  • mag ich 14/01/2014 21:40

    sie sieht aus, als ob sie geblendet von dem streiflicht schützend ihre vielen arme hebt und sich fast seitlich abwendet. figurativ vom ganzen habitus.

Información

Sección
Carpeta Flechten
Vistas 3.255
Publicada
idioma
Licencia

Exif

Cámara Canon EOS 40D
Objetivo Lupenobjektiv MP-E
Diafragma 8
Tiempo de exposición 1/4
Distancia focal 65 mm
ISO 100