"Für einen Kuss von Dir..."
Der unvergleichliche Herman van Veen bei seinem Konzert gestern in Neubrandenburg
Die eigene Mutter und die erste Liebe – zwei Frauen im Leben eines Mannes, die er nie vergisst. Ihnen hat Herman Veen, die „singende Zirkuskirche“, wie ihn sein Freund Heinz-Rudolf Kunze einmal bezeichnet hat, auch die ersten Lieder seines Konzerts am Donnerstagabend in der Neubrandenburger Stadthalle gewidmet.
Ohne sich mit langen Begrüßungsfloskeln aufzuhalten, knipste der Sänger seine phänomenale Bühnenpräsenz an, von der er nach 40 Jahren vor deutschem Publikum nichts eingebüßt hat. Und zwar unabhängig davon, ob er mit kessem Hüftschwung wie ein Derwisch über die Bühne tobt, um kurz darauf ein Hüftleiden zu simulieren oder mit geschlossenen Augen Gudrun besingt, seine erste – unerwiderte – Liebe, die mittlerweile am „gnadenlosen Krebs“ gestorben ist.
So mancher im Saal bekommt feuchte Augenwinkel, doch schon setzt van Veen nach: „Wir wissen ja: So schön wie es früher war, ist es früher nie gewesen…“ – kaum jemand beherrscht die Klaviatur vertonter Gefühle so wie der Liedermacher, der in seiner niederländischen Heimat auch als „Der Deutsche“ bekannt ist. Immer wieder streut er brüllend komische Momente ein, nimmt zum Beispiel die Oper aufs Korn, imitiert mit seiner gewaltigen und modulationsfähigen Stimme vom Sopran über den Bariton bis zum Chor das ganze Ensemble und spielt derart hinreißend „Luftpanflöte“ auf seinen Fingern, dass man die Existenzberechtigung des echten Instruments in Frage stellt.
Gealtert ist an Herman van Veen bestenfalls das Publikum und die Haardichte – seine Themen sind ewig jung: Liebe, Leben, Verzeihen, Abschied, Tod und Gott. Seine Weisheiten sind voller Wahrheit, aber eher nichts fürs Poesiealbum: „Das Leben ist eigentlich nichts als eine Menge Getue zwischen zwei Perioden der Bettnässerei.“
Selbst ein musikalischer Tausendsassa, der Violine, Klavier, Gitarre, Kontrabass und Schlaginstrumente virtuos beherrscht, wird der Sänger zudem von erstklassigen Musikern begleitet. Der begnadete Percussionist und „Neuzugang“ Willem Wits beispielsweise erwies sich als tolle Bereicherung für die Musik Herman van Veens.
Nach fünf Zugaben für das tobende Publikum sprang der 67-Jährige lächelnd von der Bühne, verneigte sich und entschwand in den Zuschauerreihen. Ein unprätentiöser Abgang, passend zum Auftakt dieses unvergesslichen Konzertes.
http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/bademeister-fur-ein-virtuoses-wechselbad-der-gefuhle-1.495338
hille66 17/12/2015 15:33
Ist mir in bleibender Erinnerung geblieben!HG, hille
Friese 17 12/10/2012 22:27
Auch deine Überschrift "Bademeister für ....." Extraklasse!Friese 17 12/10/2012 22:24
!!!!BluesTime 12/10/2012 21:47
!!!lg
mimitsch 12/10/2012 21:37
guter Typ,den hab ich schon immer gemocht.lg mimitsch