Galaxie M 66 und Asteroid (394) Arduina am 11.04.2016
Seit Ende Februar 2016 habe ich mich bei meinen Astrofotografien erstmals mit dem Fotografieren von Galaxien beschäftigt und mich hierbei auf
das berühmte "Leo-Triplett" im Sternbild Löwe konzentriert. Dieses Foto zeigt insbes. die aus einem größeren Winkelbereich heraus geschnittene Galaxie M 66 als Bild-Ausschnitt.
Durch einen im wahrsten Sinne "himmlischen Zufall" ist es jedoch für mich persönlich nicht nur mein erstes Galaxienfoto hier in der FC überhaupt, sondern es hat noch einen ganz besonderen Seltenheitswert bekommen:
Im unteren linken Bereich des Bildes ist ein etwa eine Bogenminute langer - auf den ersten Blick "störender" - Strich sichtbar.
Meine ersten Gedanken für eine mögliche Erklärung waren: Schmutz im optischen System ? Sternschnuppe ? Flugzeugspur ? Satellit ? ... -
Doch diese Objekte müssten dann auch in einer der Einzelaufnahmen, aus denen ich dieses Summenbild generiert habe, als Lichtspur sichtbar sein, was aber definitiv nicht der Fall ist.
Erst bei der Ueberlagerung von vielen Einzelbildern zu einem Summenbild taucht diese "Sternen-" Spur auf.
Der Gedanke lag daher nahe, dass mir hier doch tatsächlich zufällig ein Asteroid ins Netz gegangen ist.
Und tatsächlich, nach genauerer Untersuchung aller erstellten Fotos zu diesem Projekt: Dieser "Strich" taucht zunächst nur im Summenbild der Aufnahmen aus der Nacht vom 10. bis 11. April auf und zwar während des Belichtungszeitraum von ca. 3,25 Stunden zwischen 23 Uhr 55 und 3 Uhr 15 MESZ.
Bei der Summenbildung über Einzelaufnahmen aus den anderen Nächten ist die Lichtspur nicht vorhanden.
Eine intensive Recherche im Internet, um heraus zu bekommen, um welchen Himmelskörper es sich hier handelt, hat letztendlich ergeben:
Es kann nur der Asteroid "(394) Arduina " sein, der sich in der besagten Zeitspanne am frühen Morgen des 11. April 2016 genau an den Positionen wie in meinem Foto sichtbar aufhielt.
Schon eine Nacht später war Arduina bereits aus dem hier gezeigten Bildausschnitt wieder herausgewandert - ich habe ihn inzwischen bei einer späteren Aufnahme-Session in der Folgenacht bei seiner Passage vorbei an M 66 und M 65 näher an M 65 wieder gefunden.
(Ein Foto, in dem er noch mal als sehr kurze Strichspur an dieser anderer Position erkennbar ist, folgt demnächst.)
Mein erstes Galaxienfoto wurde somit durch diesen glücklichen Himmels-Zufall mein bisher ganz besonderes Foto-Highlight:
Einerseits zeigt es die Spur des bisher kleinsten Himmelsobjektes, welches ich persönlich bis dato astrofotografisch erwischt habe. -
Denn bei Arduina handelt es sich um einen "lediglich" ca. 31 km großen Gesteinsbrocken, der im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und
Jupiter um unsere Sonne kreist.(Im Mittel etwa 3 mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde.)
Das Ganze Szenario eingefangen vor der Kulisse der wunderschönen Galaxie M 66, welche selbst Milliarden von eigenen Sonnen beheimatet
und eine Ausdehnung von etwa 100000 Lichtjahren hat.
Und auch was den Blick in die Vergangenheit betrifft, können die Unterschiede kaum gegensätzlicher sein: Während das Licht von Arduina "nur" wenige Minuten bis zur Erde
gebraucht hat, ist das Licht von M 66 ca. 30 Mio. Jahre zu uns unterwegs gewesen.
Das Foto hat somit in einem Bild diese krassesten Gegensätze und für mich persönliche Superlativen eingefroren:
Einerseits mein mit etwa 30 km Durchmesser bisher kleinstes Astro-Objekt, andererseits mit M 66 das für mich bisher größte Objekt und auch aus der größten Entfernung, die ich bisher je fotografiert habe, überhaupt: sagenhafte 30 Mio Lichtjahre.
In noch größere Entfernung (und damit Vergangenheit des Weltalls) bin ich bisher astrofotografisch noch nicht gereist. Und Arduina hat dieses Foto nun noch durch seine Passage
zufällig während meiner M66-Aufnahme am 11. April gewürzt.
Weitere Infos zu (394) Arduina:
entdeckt 1894 von A. Borelly, ca. 31,3 km Durchmesser, Asteroid des Hauptgürtels, mittlere Orbital-Geschw. 17,7 km/s,
Umlaufzeit um die Sonne: 4 (Erden-)jahre, 216 (Erden-)tage
Weitere Infos zu M 66: ca. 9 Mag helle Spiralgalaxie vom Hubble-Typ Sb mit ausgeprägten H-Alpha Regionen, ca. 90000 -100000 Lichtjahre Durchmesser,
8,3 x 4,2 Bogenminuten scheinbare Ausdehnung am Firmament
Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:
Teleskop: Cel. EHD 800, f_eff= 1422 mm mit Cel.-Reducer für das EHD 800, F/7
(das Foto zeigt einen heraus geschnittenen Himmels-Ausschnitt von etwa 10 x 15 Bogenminuten)
Montierung: Cel. AVX
Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2 am 9 x 50 Sucher
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: UHC-S (Baader)
Einzelaufnahmen:
277 x 70 sec mit ISO 6400
46 x 140 sec mit ISO 6400
28 x 280 sec mit ISO 6400
68 x 140 sec mit ISO 3200
11 x 280 sec mit ISO 3200
damit totale Belichtungszeit für M 66 in diesem Foto: ca. 13 h
(darin enthalten: ca. 3 h für M 66 mit Arduina-Passage vom 11. April 2016)
Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork
Aufnahmendaten: 28. Feb., 9. Maerz, 5. April, 10./11. April, 11./12. April und 03. Mai 2016
loc: 53.4°n.Br., 310 m NHN
Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 24/05/2016 23:08
Hallo Wolfgang,schön, dass dir dieses Astrofoto und die "etwas" ;-) längliche Beschreibung gefallen und vielen Dank für deine positive Anmerkung. Ja, der Aufwand ist schon manchmal etwas gewaltig, doch die Faszination der fertigen Astrofotos belohnen auch mich selbst dann immer wieder mit Faszination.
Erst recht wenn man mal wie in diesem Fall das seltene Glück einer besonderen Konstellation hat, entschädigt das für manches vorausgehendes Frustschieben, wenn mal wieder Nebel oder Wolken aufzogen.- Natürlich "immer genau dann" ;-) , wenn ich gerade alles mit relativ viel Zeitaufwand fertig eingestellt und exakt eingenordet habe und eigentlich nur noch loslegen wollte mit den eigentlichen Aufnahmen. Mit etwas Geduld belohnt einen dafür ein anderes mal der Himmel wieder - manchmal halt auch ganz unerwartet. Viele Grüße, Dirk
wst1960 22/05/2016 19:33
Solche Aufnahmen faszinieren mich immer wieder. Wenn dann noch eine so tolle Beschreibung dabei ist, umso mehr. Ist schon ne Menge Arbeit so eine Aufnahme. Aber es hat sich gelohnt.Gruß Wolfgang